Steyr (Fluss) – Wikipedia

Steyr
Steyrursprung im Stodertal

Steyrursprung im Stodertal

Daten
Lage Oberösterreich
Flusssystem Donau
Abfluss über Enns → Donau → Schwarzes Meer
Quelle Baumschlagerreith in Hinterstoder
47° 38′ 16″ N, 14° 4′ 57″ O
Quellhöhe 850 m ü. A.
Mündung in SteyrKoordinaten: 48° 2′ 33″ N, 14° 25′ 18″ O
48° 2′ 33″ N, 14° 25′ 18″ O
Mündungshöhe 290 m ü. A.
Höhenunterschied 560 m
Sohlgefälle 8,2 ‰
Länge 68 km
Einzugsgebiet 917,35 km²[1]
Abfluss am Pegel Pergern[2]
AEo: 898,1 km²
Lage: 5,43 km oberhalb der Mündung
NNQ (28.01.1961)
MNQ 1951–2010
MQ 1951–2010
Mq 1951–2010
MHQ 1951–2010
HHQ (12.08.2002)
3,3 m³/s
9,72 m³/s
36,4 m³/s
40,5 l/(s km²)
354 m³/s
899 m³/s

Die Steyr (Aussprache/?) ist ein Fluss in der oberösterreichischen Region Pyhrn-Eisenwurzen, der im Toten Gebirge in der Nähe der Baumschlagerreith im Ort Hinterstoder (Bezirk Kirchdorf) entspringt und nach rund 68 km in der Stadt Steyr von links in die Enns mündet.

Einzugsgebiet der Steyr
Klauser Stausee

Im Oberlauf durchfließt die Steyr das Stodertal. Unterhalb des Steyrsberg wird das Tal enger und der Fluss fließt über den Stromboding-Wasserfall. Ab Steyrbrücke führt der Weg der Steyr durch eine tief eingeschnittene Schlucht, die seit 1975 durch eine Staumauer bei Klaus geflutet ist. Der so entstandene Klauser See wird neben der Energiegewinnung auch als Erholungsraum genutzt. Das rechte Seeufer gehört teilweise zum Nationalpark Kalkalpen.

Unterhalb der Wallfahrtskirche Frauenstein im Mollner Ortsteil Ramsau befindet sich eine weitere Felsschlucht, der sogenannte Steyrdurchbruch. Am Anfang der Schlucht liegt das Kraftwerk Steyrdurchbruch, das durch seine Jugendstil-Architektur bekannt ist. Nach dem Steyrdurchbruch weitet sich das Steyrtal zum Mollner Becken, in dessen Schotterterrasse sich die Steyr tief eingeschnitten hat.

Unterhalb der Mündung der Krummen Steyrling bei Molln findet sich die Rinnende Mauer, eine seltene Traufquelle. Aus porösem Konglomeratgestein tritt Wasser fünf bis sieben Meter über Flussniveau in Form von Sprühregen aus. Dabei handelt es sich um angestautes Grund- und Hangwasser. In diesem Abschnitt der Schlucht kommen Hochgebirgspflanzen bis auf 400 m Seehöhe vor, wie Behaarte Alpenrose, Zwergalpenrose, Petergstamm, Jägerblut oder Behaarter Germer.[3][4]

Bei Leonstein (Gemeinde Grünburg) wird das Tal wieder enger. Über Grünburg erreicht die Steyr danach das Alpenvorland. Bei Sierning ändert der bisher Richtung Norden bzw. Nordosten strömende Fluss seine Fließrichtung nach Osten. In der Stadt Steyr gibt der Fluss einen Teil seines Wassers an den Wehrgraben ab, den früher viele Betriebe zur Energiegewinnung nutzten. Bei der Mündung in die Enns bilden beide Flüsse ein „Y“, das die Stadt Steyr für Marketingzwecke nutzt.

Das Entwässerungsnetz der Donau, zu dem die Steyr mit Nebenflüssen und Zubringern gehört, entstand im Zuge der alpidischen Gebirgsbildung vor etwa 100 Millionen Jahren. Wahrscheinlich bereits vor der Mindeleiszeit (vor 600.000 bis 300.000 Jahren)[5] war die Wasserscheide beim Steyrdurchbruch soweit erniedrigt, dass der Steyrfluss „durchbrechen“ konnte. Davor floss er durch das heutige Kremstal ab.[6] Der jetzige Flussverlauf entstand seit Ende der Würmeiszeit vor etwa 11.000 Jahren. Die alte Talrinne, westlich davon, ist durch Gletscherschotter gefüllt und der Fluss tiefte sich stattdessen in einem sogenannten epigenetischen Durchbruch in das Dolomitgestein ein.[7]

Die Schluchtsysteme der Steyr und ihrer Nebenflüsse Teichl und Krumme Steyrling sind 30 bis 40 Meter hohe, teils überhängende, Konglomeratwände.[8] Die Flüsse tiefen sich bis heute in den Gletscherschutt ein.

Die Steyr ist erstmals in einer Urkunde aus der Zeit zwischen 1092 und 1121 als fluvius Styra genannt. Es liegt das urkeltische Ausgangswort Stiria zugrunde. Es bedeutet ‚die Aufstauuende, die Stehende‘ aufgrund des Rückstaus bei hohem Wasserstand der Enns. Der Name ging auf Orte usw. über, erstmals belegt auf der Tabula Peutingeriana aus dem 4. Jh. mit einer Siedlung namens Stiriate (beim heutigen Liezen), die wohl die Hauptstadt des Keltenstammes der Stiriates war.[9]

Wirtschaftliche Bedeutung

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Tischzeichen der Ladenkarlfahrer

Die Steyr wurde und wird hauptsächlich zur Energiegewinnung genutzt. Früher zum direkten Antrieb von zum Beispiel Mühlen oder Schmiedehämmern, später zur Stromerzeugung.

Bis 1890 wurde der Fluss mit Ladenkarl genannten Bretterflößen befahren. Diese Flöße waren durchschnittlich 5 m lang, 4 m breit und 50 cm hoch und konnten von einem Mann gesteuert werden. Sie wurden in Steyr meistens auseinandergenommen, manchmal aber auch zur Weiterfahrt auf der Enns zu längeren Flößen zusammengebunden.[10] Das Tischzeichen der Ladenkarlfahrer im Museum der Stadt Steyr zeigt ein Modell eines solchen Floßes in einem Ein’gricht (Geduldsflasche).[11]

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs spielte auf der Steyr und ihren Nebenbächen die Holztrift als Transportmöglichkeit für Sägewerke eine Rolle. Auf dem Fluss wurden jährlich von März bis Ende November etwa 30.000 Kubikmeter getriftet, aus diesem Grund sind ältere Wehren (wie Steyrdurchbruch) mit Triftgassen ausgestattet.[12]

Engpassleistung und Regelarbeitsvermögen nach Angaben des jeweiligen Kraftwerkbetreibers. Stand: 2011

Kraftwerk Engpass-
leistung
(kW)
Regelarbeits-
vermögen
(MWh)
Betreiber Bild
Klaus 19.600 74.000 Ennskraftwerke AG Kraftwerk Klaus mit Grundablass, Kraftwerksgebäude und Staumauer
Steyrdurchbruch 4.000 20.000 Energie AG Oberösterreich „Jugendstilkraftwerk“ Steyrdurchbruch
Agonitz 3.100 15.800 Energie AG Oberösterreich Kraftwerk Agonitz
Steinbach 880 6.000 Energie AG Oberösterreich Kraftwerk Steinbach
Humpelmühle 980 5.300 Energie AG Oberösterreich Humpelmühle
Pichlern 2.400 13.000 Ennskraftwerke AG

Verhinderte Ausleitung in die Enns

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Gedenktafel am Platz Zwischenbrücken in Steyr

Ab 1963 plante die Ennskraftwerke AG, einen Teil des Wassers über einen Großspeicher im Tal der Krummen Steyrling in die Enns auszuleiten. Die Mollner Bevölkerung lehnte das Projekt 1969 mit 2/3-Mehrheit ab, dennoch wurde mit dem Bau begonnen. Ein Entscheid des Verfassungsgerichtes unterbrach 1972 die Arbeiten, und der Verein Rettet das Steyrtal startete ein Volksbegehren. Am Platz Zwischenbrücken in Steyr erinnert eine Gedenktafel an das erfolgreiche Wirken der Aktionsgemeinschaft.

Vom Projekt der Pumpspeichergruppe Molln wurde 1973 bis 1975 mit dem Kraftwerk Klaus nur die erste Stufe errichtet.[13][14]

Naturschutzgebiete

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Die etwa 9,7 km lange Steyrschlucht zwischen dem Kraftwerk Agonitz in Grünburg/Leonstein und der Haunoldmühle in Obergrünburg steht seit 2016 unter Naturschutz.[15] Die Untere Steyr in Sierning, Garsten und Steyr[16] und die Unterhimmler Au in Steyr sind ebenfalls Naturschutzgebiete.[17]

Fischaufstieg beim Spitalmühlwehr

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Video: Fischaufstieg beim Spitalmühlwehr (Juni 2023)

Beim Spitalmühlwehr an der Steyrmündung wurde 2015 linksufrig ein 117,5 Meter langer Fischaufstieg mit 27 Becken fertiggestellt. Dieser ist für Huchen von etwa 120 cm Länge dimensioniert.[18]

Hochwasserschutz

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Nebenarm Himmlitzer Au

Nach dem Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002, wo insbesondere der historische Wehrgraben in Steyr massiv vom Hochwasser der Steyr betroffen war, wurde 2009 am westlichen Stadtrand in Unterhimmel rechtsufrig der Steyr ein künstliches Nebengerinne gegraben. Im sog. Nebenarm Himmlitzer Au kann sich bei Hochwasser der mit dem Fluss transportierte Schotter in diesem Nebengerinne ablagern.[19] Dadurch wird ein Weitertransport der Sedimente und deren Auflandung im Stadtgebiet von Steyr verhindert. Die Errichtung des Nebenarmes Himmlitzer Au ist Teil von umfassenden Maßnahmen zum Hochwasserschutz von Steyr.[20] So wurde 2011 auch die Enns unterhalb der Steyrmündung bei Zwischenbrücken künstlich eingetieft.[21]

Der Fluss bietet für geübte Kajakfahrer Abschnitte von zumeist WW2 bis 3+. Eine Ausnahme ist der Stromboding-Wasserfall im Oberlauf mit, je nach Wasserstand, WW 4+ bis über WW 6.[22]

Auch für den Fliegenfischer ist die Steyr ein lohnendes Ziel.

Über weitere Strecken verläuft der Salzsteigweg, ein österreichischer Weitwanderwege parallel zur Steyr.

Die größten Zubringer der Steyr sind:[23]

Name Mündungsseite Mündungsort Einzugsgebiet
in km²
Bild
Ostrawitzbach links Dietlgut 16,19000
Weißenbach rechts Weißenbach 17,08000
Krumme Steyr links vor Hinterstoder 20,66000 Mündung in die Steyr
Stegerbach links Hinterstoder 10,28000
Loigisbach rechts nach Hinterstoder 35,72000
Eselsbach rechts Hofbauer 7,32000
Prielwasser links Schrattentalerbrücke 2,11000
Weißenbach links 19,24000
Teichl rechts Bahnhof Hinterstoder 238,87000
Vorderer Rettenbach rechts Klauser Stausee 19,40000 Mündung in den Klauser Stausee
Steyrling links Preisegg 76,04000
Effertsbach rechts Frauenstein 11,32000 Blick von einer Straßenbrücke nahe dem Geburtshaus von Marlen Haushofer (Effertsbach 6)
Tiefengrabenbach links Steyrdurchbruch 5,78000 Kurz vor der Mündung
Paltenbach rechts Steyrdurchbruch 40,94000 Mündung in die Steyr
Mollner Bach rechts Molln 14,25000 Wasserfall in die Steyrschlucht
Krumme Steyrling rechts Molln 136,18000 Mündung in die Steyr
Rinnerberger Bach links Priethal 23,69000 Mündung in die Steyr
Rutzelbach rechts Steyrleithen 6,75000
Tiefenbach links Obergrünburg 8,67000 Kurz vor der Mündung bei Haus Tiefenbach 1 (Bäckerei und Mühle Schmidinger)
Färberbach rechts Steinbach 6,18000 Kurz vor der Mündung
Harbach links Untergrünburg 5,30000 Mündung in die Steyr
Ahbach rechts 3,69000
Schreinerbach rechts Sommerhubermühle 3,16000
Teufelsbach rechts Steyr 6,18000 Mündung

Einzelnachweise

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  1. Flächenverzeichnis der österreichischen Flussgebiete. Ennsgebiet. In: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Beiträge zur Hydrographie Österreichs. Heft Nr. 61. Wien 2011, S. 60 (bmlrt.gv.at [PDF; 3,7 MB]).
  2. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Hydrographisches Jahrbuch von Österreich 2010. 118. Band. Wien 2012, S. OG 206 (info.bmlrt.gv.at [PDF; 12,6 MB])
  3. ooe.gv.at; abgerufen am 7. März 2010
  4. Willibald Girkinger/Wolfgang Heitzmann –- Die Steyr. Landschaft und Menschen am Fluß. Linz, Landesverlag 1990, 2. Auflage. S. 54
  5. Brockhaus Multimedial premium 2007, Tabelle: Vorgeschichte: Vorgeschichtliche Zeiträume Mitteleuropas. (Dauer der Mindeleiszeit)
  6. Die Steyr. Landschaft und Menschen am Fluß. S. 20
  7. Die Steyr. Landschaft und Menschen am Fluß. S. 48
  8. Die Steyr. Landschaft und Menschen am Fluß. S. 22
  9. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter, Berlin 2014, ISBN 3-11-033859-9, S. 514.
  10. Ernst Neweklowsky: Ladenkarl und Schiftfuhren. In: Oberösterreichische Heimatblätter, April – Juni 1957, ooegeschichte.at [PDF]
  11. Ernst Neweklowsky: Schiffahrtskundliche Sammlung. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines, Linz 1957, S. 41, ooegeschichte.at [PDF]
  12. Die Steyr. Landschaft und Menschen am Fluß, S. 141 f (Die Trift auf der Steyr)
  13. Naturschutzbund Oberösterreich – Geschichtliche Entwicklung (Memento vom 23. Oktober 2013 im Internet Archive); abgerufen am 22. Oktober 2013
  14. Kraftwerk Klaus - Broschüre der Ennskraftwerke AG, S. 4, 1990. Verantwortlich für Inhalt, Darstellungen und Gestaltung: Gerhard Petzl
  15. Land Oberösterreich: Naturschutzdatenbank - Genesys Detailansicht: Steyrschlucht (n154). Aufgerufen am 13. Jänner 2024
  16. Land Oberösterreich: Naturschutzdatenbank - Genesys Detailansicht: Untere Steyr (n133). Aufgerufen am 13. Jänner 2024
  17. Land Oberösterreich: Naturschutzdatenbank - Genesys Detailansicht: Unterhimmler Au (n132). Aufgerufen am 13. Jänner 2024
  18. Sandra Kaiser: Fischaufstieg beim Spitalmühlwehr wird fertig. Artikel auf MeinBezirk.at vom 8. Juli 2015, aufgerufen am 13. Jänner 2024
  19. OÖ Landeskorrespondenz, Bericht über die OÖ Hochwassersituation am 23. Juni 2009 (Memento des Originals vom 1. November 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.land-oberoesterreich.gv.at; abgerufen am 31. Oktober 2014
  20. Amtsblatt der Stadt Steyr, 54. Jg. 04/2011, S. 3, abgerufen am 31. Oktober 2014
  21. wasseraktiv.at, mit zahlreichen Fotos, abgerufen am 31. Oktober 2014
  22. kalkalpenweg.at: Stromboding Wasserfall; abgerufen am 9. Oktober 2017 (Stromboding-Wasserfall)
  23. Flächenverzeichnis der österreichischen Flussgebiete. Ennsgebiet. In: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Beiträge zur Hydrographie Österreichs. Heft Nr. 61. Wien 2011, S. 51–60 (bmlrt.gv.at [PDF; 3,7 MB]).
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