The Celluloid Closet – Gefangen in der Traumfabrik – Wikipedia

Film
Titel The Celluloid Closet – Gefangen in der Traumfabrik
Originaltitel The Celluloid Closet
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1995
Länge 107 Minuten
Stab
Regie Rob Epstein,
Jeffrey Friedman
Drehbuch Vito Russo,
Rob Epstein
Jeffrey Friedman,
Sharon Wood,
Armistead Maupin
Produktion Rob Epstein,
Jeffrey Friedman,
Howard Rosenman
Musik Carter Burwell
Kamera Nancy Schreiber
Schnitt Jeffrey Friedman,
Arnold Glassman
Besetzung
Lily Tomlin (Erzähler)
Chronologie

The Celluloid Closet – Gefangen in der Traumfabrik ist eine Dokumentation der Regisseure Rob Epstein und Jeffrey Friedman aus dem Jahr 1995 über Filme mit homosexuellem Inhalt beziehungsweise homosexuellen Andeutungen. Er basiert auf dem 1981 erschienenen filmhistorischen Buch The Celluloid Closet von Vito Russo.

In der Dokumentation wird ein weiter Bogen über 100 Jahre Filmgeschichte gespannt und es werden diverse Persönlichkeiten mit Verbindungen zur Hollywood-Industrie gebeten, verschiedene Filmausschnitte zu kommentieren und von ihren persönlichen Erfahrungen im Umgang mit LGBT-Charakteren zu erzählen. Die Thematik erstreckt sich von Tunten (engl. sissy) über die Zensur anhand des Hays Codes, verschlüsselte homosexuelle Figuren und Stereotypen bis zum Fortschritt in den frühen 1990ern – beispielsweise durch das New Queer Cinema und das Aufgreifen des Themas in Blockbustern wie Philadelphia.

Bedeutung von Vito Russo

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film basiert auf dem 1981 erschienenen und 1987 neuaufgelegten Buch The Celluloid Closet von Vito Russo, der historisch untersuchte, wie Filme – speziell aus HollywoodSchwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender-Charaktere darstellen. Russo war mit seinem 1981 erschienenen Buch The Celluloid Closet einer der Ersten, der sowohl Homosexuelle als auch Heterosexuelle überzeugte, die Rolle, welche die Populärkultur bei der Bildung unserer Einstellung über Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität spielt, zu erforschen. Russo war in den 1970er-Jahren als junger Homosexueller und Filmhistoriker enttäuscht darüber, dass es kaum positive oder deutlich sichtbare Darstellungen von Homosexualität in Filmen gab – auch da diese bis in die 1960er-Jahre wegen der Zensur nur verschlüsselt im Kino gezeigt werden durfte. Er wollte daher LGTB-Figuren aus dem Schatten und Subext reißen und so eine positivere Identifikation von homosexuellen Figuren zu schaffen. Russos Arbeit startete eine Forschungsgattung, welche die Darstellung von LGBT-Menschen in Filmen, Fernsehsendungen, Comics, Videos und Computerspiele untersucht.

Rob Epstein und Jeffrey Friedman hatten Russo in ihrem 1989 erschienenen Dokumentarfilm Common Threads: Stories from the Quilt, der den Oscar gewann, interviewt. Russos Lebensgefährte war zu diesem Zeitpunkt bereits an Aids verstorben und er selbst auch bereits erkrankt. Es war Vito Russos Wunsch, dass aus seinem Buch eine filmische Dokumentation wird, konnte das aber mit Epstein und Friedman vor seinem Tod an Aids im November 1990 nicht mehr realisieren. Manche Kritiker merkten an, dass der Film weniger politisch war als das Buch und mit einem positiveren Tenor endet. Russo hatte sich jedoch gewünscht, dass die Dokumentation unterhalten und auch die positiven Veränderungen reflektieren sollte, die sich für die 1990er Jahre abzeichneten.

Die bekannte lesbische Schauspielerin Lily Tomlin, die eng mit Russo befreundet gewesen war und auch als Erzählerin des Films fungiert, startete eine Kampagne für die Finanzierung des Films. Unter anderem veranstaltete sie eine Benefizshow, bei der neben ihr unter anderem auch Robin Williams auftrat und Hugh Hefner einen großen Betrag spendete. Neben dem amerikanischen Fernsehsender HBO finanzierten auch ZDF und Arte Teile des Filmbudgets in Höhe von 1,4 Millionen US-Dollar mit, was unter anderem für die Genehmigung der Rechte an den Filmausschnitten verwendet werden musste.

Die Gay and Lesbian Alliance Against Defamation vergibt seit 2003 den Vito Russo Award an offen schwule und lesbische Personen innerhalb der Hollywood-Industrie, welche einen Fortschritt in der Bekämpfung von Homophobie darstellen.

Interviewpartner

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Dokumentation konnten teilweise sehr bekannte Gesprächspartner gewonnen werden. Es gab aber auch Absagen, unter anderem von Charlton Heston, der untersagte, den Film Michelangelo – Inferno und Ekstase zu zeigen, da der von ihm gespielte Maler heterosexuell gewesen sei. Michael Ontkean wollte nicht interviewt werden und das Zeigen von Szenen mit ihm im Film Making Love (1982) gerichtlich untersagen, war aber erfolglos damit.[1]

Besprochene Filme

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Festival/Preis Auszeichnung Land Jahr
Sundance Film Festival Freedom of Expression Award
Documentary: Grand Jury Prize (nom.)
USA 1996
GLAAD Media Awards Vito Russo Film Award USA 1996
Teddy Award Bester Dokumentar-/Essayfilm
(Zusammen mit I’ll Be Your Mirror)
D Berlinale 1996
Emmy Outstanding Individual Achievement – Informational Programming (3*)
Outstanding Informational Special
President’s Award
(alles Nominierungen)
USA 1996
National Educational Media Network Gold Apple USA 1996
Peabody Awards Peabody Award USA 1997
Independent Spirit Awards Truer Than Fiction Award (nom.) USA 1997

„Gespräche mit Autoren und Darstellern und Ausschnitte aus über 100 Filmen werden zu einer Chronik von 1895 bis zur Gegenwart zusammengefügt. Hervorragend gewählte Szenen und ihre raffinierte Kompilation verbinden sich zu einer differenzierten, teilweise melancholisch stimmenden Chronologie, die zugleich ein Lehrstück über die Doppelmoral der puritanischen Hollywood-Industrie sowie ein kluges Plädoyer für mehr Toleranz ist.“

Lexikon des internationalen Films[2]

Im Jahr 2001 erschien die DVD der Dokumentation auf Englisch mit einem extra Audiokommentar der Produzenten, und einer weiteren Audiospur mit einem Interview, welches Russo 1990 gab. Weiters gibt es einen Link zur Gay and Lesbian Alliance Against Defamation und einige im Film nicht gezeigte Interviews sind zu einer zweiten Dokumentation zusammengeschnitten worden.

  • Vito Russo: The Celluloid Closet: Homosexuality in the Movies (überarbeitete Auflage), HarperCollins Publishers, September 1987, ISBN 0-06-096132-5

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Trivia der Internet Movie Database
  2. The Celluloid Closet – Gefangen in der Traumfabrik. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 31. Mai 2017.