Unteres Mittelrheingebiet – Wikipedia

Unteres Mittelrheingebiet
Karte des Mittelrheins
Karte des Mittelrheins
Karte des Mittelrheins
Systematik nach Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands
Großregion 1. Ordnung Mittelgebirgsschwelle
Großregion 2. Ordnung Rheinisches Schiefergebirge
Haupteinheitengruppe 29 →
Mittelrheingebiet
Naturraum 292
Unteres Mittelrheingebiet
Bundesland Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland

Das Untere Mittelrheingebiet ist eine naturräumliche Haupteinheit innerhalb der Haupteinheitengruppe Mittelrheingebiet am Mittelrhein. Sie umfasst das Rheintal unmittelbar unterhalb von Andernach bis unmittelbar oberhalb von Bonn und enthält auch Terrassen- und Hügellandschaften beiderseits des Rheins, das Vulkankuppenland um den Laacher See sowie das gleichfalls vulkanische Siebengebirge.

Das Untere Mittelrheingebiet liegt größtenteils in Rheinland-Pfalz, sein Norden in Nordrhein-Westfalen, und trennt den (Nieder-)Westerwald im Osten von der Osteifel und Zülpicher Börde im Westen. Nach Süden geht es in das Mittelrheinische (Neuwieder) Becken, nach Norden geht es in die Niederrheinische (Kölner) Bucht über.

Naturräumliche Gliederung

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Das Untere Mittelrheingebiet gliedert sich wie folgt (Kennziffern der unmittelbaren Rheintalabschnitte in Fettdruck):[1][2][3][4][5][6][7]

Die Geographen Heinrich Müller-Miny und Martin Bürgener fassten das Untere Mittelrheintal einschließlich der beiderseits flankierenden Terrassenhochflur aus zweistufiger altpleistozäner Hauptterrasse und pliozäner Kieseloolithterrasse[8] (Rhein-Ahr-Terrassen und Linzer Terrasse) als Mittelrheinische Bucht (Terrassenbucht)[9] auf[10][4], Emil Meynen und Müller-Miny unter zusätzlicher Einbeziehung des Pleiser Hügellands und des Siebengebirges als Mittelrheinische Gebirgsbucht[11][12], die demnach gemeinsam mit den Laacher Vulkanen das Untere Mittelrheingebiet bildet[13]. Die Rhein-Ahr-Terrassen als linksrheinischer und die Linzer Terrasse als – deutlich kürzerer und schmälerer – rechtsrheinischer Flügel der Mittelrheinischen Bucht sind dabei deren eigentlicher Boden, während der Taleinschnitt des Unteren Mittelrheintals nur als akzessorischer Bestandteil anzusehen ist.[10][14] Müller-Miny, Bürgener und Meynen schlugen vor, die (Gebirgs)Bucht mit der Niederrheinischen (Kölner) Bucht zu einer Rheinischen Bucht zusammenzufassen, wobei ihre unterschiedliche großregionale Zuordnung zum Rheinischen Schiefergebirge einerseits und zum Norddeutschen Tiefland andererseits unberührt bliebe.[15][16] Die Zuordnung auch des Godesberger Rheintaltrichters und der Swistbucht, einer Untereinheit der Zülpicher Börde, zur Mittelrheinischen Bucht und damit dem Unteren Mittelrheingebiet anstatt zur Niederrheinischen Bucht ist ebenfalls in Erwägung gezogen worden.[17]

Unteres Mittelrheintal

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Das Untere Mittelrheintal ist die Tallandschaft des Mittelrheines von unmittelbar unterhalb Andernachs bis unmittelbar oberhalb Bonns. Es teilt sich in Flussrichtung des Rheins auf in die Andernacher Pforte, die Linz-Hönninger Talweitung und Honnefer Talweitung.

Andernacher Pforte

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Andernacher Pforte mit dem oberen Ende des Unteren Mittelrheintals

Die linksrheinisch im Landkreis Mayen-Koblenz und rechtsrheinisch im Landkreis Neuwied (beide Rheinland-Pfalz) gelegene Andernacher Pforte ist das Durchbruchstal des Rheins – von der eigentlichen Andernacher Pforte bis zur Hammersteiner Enge – durch den von Quarzit und Schiefer gebildeten Grundgebirgsrahmen des Neuwieder Beckens, den „Andernacher Gebirgsriegel“[18], zum Unteren Mittelrheintal. Es umfasst den gerade einmal 5 km langen und eingangs gerade 1 km, im Inneren stets unter 4 km breiten Rheinabschnitt von unmittelbar unterhalb Andernachs über Leutesdorf (rechtsrheinisch), Namedy (linksrheinisch) und Oberhammerstein bis Niederhammerstein (beide rechtsrheinisch) und beinhaltet die Insel Hammersteiner Werth sowie die heutige Halbinsel Namedyer Werth. Hinsichtlich ihrer Enge, Tiefe und der Steilheit der Hänge ähnelt die Andernacher Pforte dem Oberen Mittelrheintal[18] und ordnet sich als einziger Abschnitt des Unteren Mittelrheintals in das allgemeine Grundgefüge des Rheinischen Schiefergebirges ein[19].

Nach Westen grenzt die Pforte an das Laacher Kuppenland, das weiter westlich durch die Ettringer Vulkankuppen fortgesetzt wird und den Übergang in die Östliche Hocheifel einleitet; nach Osten grenzt im südlichen Rhein-Wied-Rücken unmittelbar ein Teil des Niederwesterwaldes an.

Linz-Hönninger Talweitung

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Blick rheinabwärts auf die südliche Linz-Hönninger Talweitung

Die Linz-Hönninger Talweitung stellt das Rheintal oberhalb Brohl-Lützings über Bad Hönningen, Bad Breisig, Sinzig, Linz und Remagen bis nach Unkel dar. Sie liegt linksrheinisch im Landkreis Ahrweiler und rechtsrheinisch im Landkreis Neuwied (beide Rheinland-Pfalz) und ist etwa 22 km lang bei einer Breite von 1,5 bis 3,5 km; gegen Ende, im Norden von Unkel, verengt sie sich auf etwa 800 m. Linksrheinisch beinhaltet die Talweitung die fruchtbare Ebene der Goldenen Meile.

Linksrheinisch schließen sich die Rhein-Ahr-Terrassen an, die durch das Ahrmündungstal der oberhalb von Sinzig mündenden Ahr geteilt werden und sich unterhalb derer an der zur Niederrheinischen Bucht abflachenden, nordöstlichen Osteifel merklich verbreitern.

Rechtsrheinisch stößt das Tal im Süden direkt an den nördlichen Rhein-Wied-Rücken als Teil des Niederwesterwaldes, während sich ab Hönningen die Linzer Terrasse vor den Rheinwesterwälder Vulkanrücken (ebenfalls Niederwesterwald) schiebt.

Blick auf die rechtsrheinische Honnefer Talweitung

Honnefer Talweitung

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Die Honnefer Talweitung, auch Honnefer Bucht genannt[20][21][22], ist der etwa 5 km lange nördlichste Abschnitt des Unteren Mittelrheintals vom Norden Unkels über Rheinbreitbach bis Bad Honnef (rechtsrheinisch) bzw. von Oberwinter über Rolandseck bis Rolandswerth (linksrheinisch), oberhalb von Bonn (Stadtbezirk Bad Godesberg). Sie kennzeichnet sich linksrheinisch durch ein bis über 100 m hohes Steilufer, dem rechtsrheinisch ein wesentlich breiterer, halbmondartig aufgeweiteter Talbereich gegenüberliegt. Linksrheinisch liegt die Talweitung fast gänzlich im Stadtgebiet von Remagen im Landkreis Ahrweiler (Rheinland-Pfalz) und berührt nur im äußersten Norden das Stadtgebiet Bonns (Nordrhein-Westfalen). Rechtsrheinisch liegt der Süden im Landkreis Neuwied (RP) und der Norden im Stadtgebiet Bad Honnefs im Rhein-Sieg-Kreis (NRW). Von der Engstelle im Norden Unkels, wo das Rheintal etwa 800 m breit ist, verbreitert es sich auf etwa 2 km, um sich dann wieder auf knapp 1,5 km zu verengen. Die Talweitung enthält die Nonnenwerther Stromspaltung des Rheins, der sich dort in drei (früher vermutlich vier) Arme aufspaltet und bei Stromkilometer 641,0 eine Breite von 874 m aufweist[21]. Am westlichen Rolandswerther Rheinarm liegt die Insel Nonnenwerth, am östlichen Bad Honnefer Altarm die Insel Grafenwerth.[23]

Linksrheinisch wird das Tal von den Rhein-Ahr-Terrassen begleitet, die nach Norden hin zum Eingang der Kölner Bucht, dem Godesberger Rheintaltrichter, abflachen und schrittweise vor ihr zurückweichen.

Rechtsrheinisch schließt sich im Süden die Linzer Terrasse an, nördlich davon der vereinzelt als Honnefer Terrassenhügel bezeichnete nordwestliche Rand des Rheinwesterwälder Vulkanrückens (Niederwesterwald) und nochmals nördlich grenzt die Honnefer Talweitung direkt an das Siebengebirge, das ebenfalls zum Unteren Mittelrheingebiet gezählt wird.

Einzelnachweise

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  1. Ewald Glässer: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 122/123 Köln/Aachen. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1978. → Online-Karte (PDF; 8,7 MB)
  2. Heinz Fischer, Hans-Jürgen Klink: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 124 Siegen. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1972. → Online-Karte (PDF; 4,1 MB)
  3. Heinz Fischer, Richard Graafen: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 136/137 Cochem. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1974. → Online-Karte (PDF; 5,6 MB)
  4. a b Heinrich Müller-Miny, Martin Bürgener: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 138 Koblenz. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1971. → Online-Karte (PDF; 5,7 MB)
  5. Die Blätter 124 Siegen von 1972 (betrifft 292.11) und 138 Koblenz von 1971 (betrifft 292.00 [hier nur in der Übereinheit 292.0 Laacher Vulkane] und 292.11 [hier: 292.101 Linz-Hönninger Talweitung]) haben je nur minimale Randanteile – lediglich 292.10 [hier: 292.100 Andernacher Pforte] liegt fast komplett auf Blatt Koblenz.
  6. Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise)
  7. Landschaftssteckbrief der Großlandschaft 29 Mittelrheingebiet des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise)
  8. Karlheinz Kaiser: Gliederung und Formenschatz des Pliozäns und Quartärs am Mittel- und Niederrhein, sowie in den angrenzenden Niederlanden unter besonderer Berücksichtigung der Rheinterrassen. In: Kurt Kayser, Theodor Kraus (Hrsg.): Köln und die Rheinlande. Festschrift zum 33. Deutschen Geographentag vom 22. bis 26. Mai 1961 in Köln, Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1961, S. 236–278 (hier: S. 239–242).
  9. Heinrich Müller-Miny: Rheineifel. In: Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands, 4./5. Lieferung, Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen 1957, S. 393–396 (hier: S. 392).
  10. a b Heinrich Müller-Miny: Das Mittelrheingebiet und seine naturräumliche Gliederung. In: Bundesanstalt für Landeskunde (Hrsg.): Berichte zur Deutschen Landeskunde. 21. Band, 2. Heft (September 1958), Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen 1958, S. 193–233 (hier: S. 212–230).
  11. Heinrich Müller-Miny: Betrachtungen zur naturräumlichen Gliederung. In: Institut für Landeskunde (Hrsg.): Berichte zur Deutschen Landeskunde. 28. Band, 2. Heft (März 1962), Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforschung, Bad Godesberg 1962, S. 258–279 (hier: S. 271).
  12. Institut für Landeskunde (Hrsg.); Heinrich Müller-Miny (Bearb.): Geographisch-landeskundliche Erläuterungen zur Topographischen Karte 1:50000. 1. Lieferung, Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforschung, Bad Godesberg 1963, S. 34.
  13. Heinrich Müller-Miny: Die Topographische Karte 1:50 000 in der Erdkunde und im Erdkundeunterricht am Beispiel des Blattes Ahrweiler. In: Geographische Zeitschrift, 53. Jahrgang, Heft 2/3 (Mai 1965), Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1965, S. 171–187 (hier: S. 173, 174).
  14. Heinrich Müller-Miny: Betrachtungen zur naturräumlichen Gliederung. In: Institut für Landeskunde (Hrsg.): Berichte zur Deutschen Landeskunde. 28. Band, 2. Heft (März 1962), Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforschung, Bad Godesberg 1962, S. 258–279 (hier: S. 276).
  15. Heinrich Müller-Miny: Die Abgrenzung der Kölner Bucht als geographisches Problem. In: Kurt Kayser, Theodor Kraus (Hrsg.): Köln und die Rheinlande. Festschrift zum 33. Deutschen Geographentag vom 22. bis 26. Mai 1961 in Köln, Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1961, S. 25–31. (mit Karte Die Kölner oder Rheinische Bucht, Entwurf: Heinrich Müller-Miny, Martin Bürgener)
  16. Emil Meynen: Die Städtelandschaft am Austritt von Rhein und Sieg in die Kölner Tieflandsbucht. In: Institut für Landeskunde (Hrsg.): Die Mittelrheinlande. Festschrift zum XXXVI. Deutschen Geographentag vom 2. bis 5. Okt. 1967 in Bad Godesberg. Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1967, S. 150–183 (hier: Karte 1, Entwurf: Emil Meynen, Heinrich Müller-Miny).
  17. Heinrich Müller-Miny: Grundfragen zur naturräumlichen Gliederung am Mittelrhein. Eine baustilkritische Betrachtung als Beitrag zu einer naturgeographischen Gefügelehre. In: Bundesanstalt für Landeskunde (Hrsg.): Berichte zur Deutschen Landeskunde. 21. Band, 2. Heft (September 1958), Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen 1958, S. 247–266 (hier: S. 257).
  18. a b Heinrich Müller-Miny: Das Mittelrheingebiet und seine naturräumliche Gliederung. In: Bundesanstalt für Landeskunde (Hrsg.): Berichte zur Deutschen Landeskunde. 21. Band, 2. Heft (September 1958), Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen 1958, S. 193–233 (hier: S. 215, 217).
  19. Heinrich Müller-Miny: Grundfragen zur naturräumlichen Gliederung am Mittelrhein. Eine baustilkritische Betrachtung als Beitrag zu einer naturgeographischen Gefügelehre. In: Bundesanstalt für Landeskunde (Hrsg.): Berichte zur Deutschen Landeskunde. 21. Band, 2. Heft (September 1958), Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen 1958, S. 247–266 (hier: S. 255).
  20. Heinrich Müller-Miny: Das Mittelrheingebiet und seine naturräumliche Gliederung. In: Bundesanstalt für Landeskunde (Hrsg.): Berichte zur Deutschen Landeskunde. 21. Band, 2. Heft (September 1958), Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen 1958, S. 193–233 (hier: S. 217, 219).
  21. a b Cläre Pelzer: Lage und Relief der Stadt Bad Honnef am Rhein. In: August Haag (Hrsg.): Bad Honnef am Rhein. Beiträge zur Geschichte unserer Heimatgemeinde anläßlich ihrer Stadterhebung vor 100 Jahren. Verlag der Honnefer Volkszeitung, Bad Honnef 1962, S. 3–14 (hier: S. 5/6).
  22. Hans-Eckart Joachim: Unter unseren Füßen: Neue Spuren alter Besiedlung. In: Bruno P. Kremer (Hrsg.): Das Siebengebirge. Wienand Verlag, Köln 2002, ISBN 3-87909-770-4, S. 37–43 (hier: S. 43).
  23. Robert Jasmund: Die Arbeiten der Rheinstrom-Bauverwaltung 1851-1900. Halle a.S. 1900, S. 102. (online PDF)