Kanäle in Venedig – Wikipedia

Rio del Ponte Picolo
Luftbild (2001)
Plan Venedigs aus dem 14. Jhdt.

Die Kanäle von Venedig (italienisch canali, Singular canale) und die kleineren „Rii“ (Singular rio) bilden die eigentlichen für den alltäglichen Verkehr benutzten Wegeverbindungen („Straßen“, „Gassen“) der „LagunenstadtVenedig. Sie erschließen die 126 Inseln im Stadtgebiet[1], unter anderem das militärische Arsenal (Werftgebiet) und den Hafen.[2] Sie dienen auch der natürlichen Entwässerung des Stadtgebiets von Oberflächen- wie – mittlerweile meist geklärtemSchmutzwasser. Diese Wasserwege und die sie ergänzenden 467 Brücken[3], die über sie hinweg führen, sind eine global bekannte wie auch künstlerisch vielfach gewürdigte und zitierte touristische Attraktion. Außerdem sind sie die Wege hinaus in die umgebende Lagune.

Die beiden bekanntesten Kanäle sind der Canal Grande im Zentrum (regionale Bezeichnung Canałazzo) sowie der Canale della Giudecca hin zur gleichnamigen Insel Giudecca in der Lagune (durch das Viertel Dorsoduro) am Südende Venedigs: Sie treffen im Bacino di San Marco vor dem Markusplatz zusammen und beruhen wahrscheinlich auf ehemaligen Flussbetten. Mehr als 40 kleinere Kanäle münden aus den Sestieri („Stadtsechsteln“, andernorts sind das „Stadtviertel“) in den Canal Grande. Terrestrische, erdgebundene Straßen und Gassen haben in Venedig nur Zubringerfunktionen zwischen einzelnen Häusern und innerhalb der Viertel. Die Haupterschließung für die Bewohner zum Festland oder hinaus aufs Meer erfolgte traditionell per Boot über die verschiedenen Wasserwege. Eine Besonderheit Venedigs sind zugeschüttete Wasserstraßen, die heute Straßen oder Fußwege bilden und deren Namen noch an ihre frühere Funktion erinnern: rio terà.

Die Kanäle sind Teil eines Systems

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Flussbetten in der Lagune (Dezember 2006)

Die angeblich 175 Kanäle innerhalb der Altstadt waren ursprünglich auf 1,85 m Tiefgang ausgelegt. Dabei ist der durchschnittliche Tidenhub von etwa 60 cm berücksichtigt worden, sodass ständig bis in die Nebenkanäle effektiv 120 cm Fahrtiefe anstanden. Diese Rii und Canali haben eine Gesamtlänge von etwa 38 km.

Kanäle in diesem weiteren Sinne sind Teil eines ökologischen und eines wirtschaftlichen (künstlichen) Systems im Delta des Flusses Brenta und weiterer Flüsse und Bäche hin zur Adria.

Der Pegelstand der Kanäle usw. ist von den Gezeiten des Meeres und den genannten, z. T. durch Schleusen regulierten Süßwasserzuflüssen abhängig. Dadurch setzen sich in den Kanälen ständig Sedimente ab. Nur durch eine ständige Pflege der Kanäle konnte die Stadt und die Lagune vor einer natürlichen Verlandung geschützt werden. Diese Unterhaltsarbeiten wurden ab Mitte des 19. Jahrhunderts weitgehend vernachlässigt. Derzeit, etwa seit 1960, findet in der gesamten Lagune ein stärkerer Abtrag als die gleichzeitige Sedimentierung statt. Das winterliche Acqua Alta („Hochwasser“) hängt zusätzlich noch mit der dann vorherrschenden Windrichtung auf diesem Teil des Mittelmeers zusammen. In den Höchstständen soll es künftig durch den derzeitigen Bau des Modulo Sperimentale Elettromeccanico (MO.S.E., „Elektromechanisches Experimentalmodul“), eine Art Wasserstauwerk, etwas gesteuert werden.

Auch innerhalb der Lagune verbinden ständig zu pflegende Kanäle die Inseln; sie stellen auch bei Niedrigwasser den Schiffsverkehr sicher.

Wichtige Canali

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Der Hauptkanal, Canal Grande, am Rialto

Der Canal Grande trennt die Stadtsechstel (Sestieri) San Marco, Cannaregio und Castello von den auf der rechten, landseitigen Kanalseite gelegenen Stadtteilen Dorsoduro, San Polo und Santa Croce. Kurz vor dem Markusplatz vereinigt er sich mit dem Canal de ła Zueca.

  • Siehe den Hauptartikel zum Canal Grande mit der Abfolge aller Palazzi und Zuflüsse
„Canal de ła Zueca“

Weitere wichtige Kanäle sind:

Der Orfanokanal verbindet Venedig und die historische Hauptstadt der Lagune Malamocco mit den Inseln Poveglia, Santo Spirito, San Clemente, San Servolo und dem Lido. Stadtsechstel Venedigs

Canale di Cannaregio

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Kanäle von Cannaregio (im Uhrzeigersinn geordnet ausgehend vom Canale di Canaregio)

Cannaregiokanal
Guglie-Brücke (1580/1823) über den Cannaregio
Rio della Sensa
  • Battello
  • Ghetto Nuovo
  • Girolamo / Misericordia
  • Sensa (siehe Bild)
  • Alvise / Madonna dell´Orto
  • Zecchini
  • Noale
  • San Felice / Canale della Misericordia
  • Santa Fosca
  • Santa Catarina
  • Santa Maddalena
  • Gesuiti
  • S. Andrea
  • S. Apostoli
  • Panada
  • Mendicanti

Canalettos Gemälde Das Arsenal von 1732
Canale delle Galeazze

Städt. Kliniken

  • Santa Marina / Giov. Laterano / Fontego / Francesco / Celestia
  • Panada
  • Santa Giustina / Pietà
  • Arsenale / Canale della Galeazza / Darsena Arsenale Veccio / Arsenale
  • Darsena Grande
  • San Daniele
  • Quintavalle
  • Sant`Elena
  • San Giuseppe
  • Tana
  • Rio de l'Arsenal
  • Rio de la Ca' di Dio
  • Pietà
  • Greci
  • Vin
  • Rio de la Canonica

Kanäle von San Marco

Sestiere di San Marco
Rio del Fontego dei Tedeschi, Ponte de l'Olio
  • Rio dei Giardinetti
  • San Moisè
  • Rio de l'Alboro
  • Santa Maria Zobenigo
  • Sant´Angelo
  • Santissimo
  • Rio de l'Orso

(Ponte dell'Accademia)

  • S. Vidal
  • Rio del Duca
  • Ca' Garzoni
  • Rio de Ca' Corner
  • Ca' Michiel
  • S. Luca
  • S. Salvador

(Rialtobrücke)

  • Fontego dei Tedeschi
  • S. Giovanni Crisostomo (Cannaregio)
  • S. Felice (Cannaregio)
  • Rio de Noal (Cannaregio)
  • Rio de la Maddalena (Cannaregio)
  • Rio de San Marcuola (Cannaregio)

nordöstl. vom Hbf:

  • Crea / Canale della Crea
  • Giobbe

Canale della Scomenzera

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Kanäle von Santa Croce (im Uhrzeigersinn geordnet ausgehend vom Canale della Scomenzera)

Rio de Zan Degolà
  • Rio Novo
  • Rio dei Tolentini oder Rio de la Croce
  • Marin
  • Zan Degolà
  • Megio
  • Ca' Tron
  • S. Boldo
  • Stae
  • Pergola
  • Due Torri (Ca' Pesaro)
  • Sant´Agostino
  • Legname
  • San Sebastino
  • San Raffaele
  • S. Maria Mater Domini
  • San Cassiano

Kanäle von San Polo

Rio de le Becarie, am Fischmarkt von Rialto
  • Beccarie
  • (Rialtobrücke)
  • Meloni
  • Madoneta
  • Erbe
  • San Polo
  • S. Tomà / Frari
  • Frescada / Munaghete

Kanäle von Dorsoduro (ohne Giudecca)

San Trovaso
  • Ca' Foscari
  • S. Barnaba
  • Malpaga
  • San Trovaso
  • (Ponte dell'Accademia)
Rio delle Terese, Aufn. Mai 2015
  • Salute
  • Fornace
  • Toresele
  • Vio
  • Trovaso
  • Nicolo
  • Terese
Santa Eufemia am C.d. Giudecca
Rio del Ponte Lungo, 1970

Canale Sacca (auf der Giudecca)

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Kanäle von Giudecca

P. Stucky

(im Uhrzeigersinn geordnet ausgehend vom Canale Sacca Fisola)

  • Canale Sacca Fisola San Biagio
  • Lavraneri
  • San Biagio
  • Convertite
  • San Eufemia
  • Ponte Piccolo
  • Palada
  • Ponte Lungo
  • Croce

Kanäle von Murano

Murano, Canale di San Donato
  • Canale Bisatto
  • Canale di San Mattia
  • Canale di San Donato
  • San Mateo
  • Canale Ondello
  • Canale di Pte. Lungo / Canale degli Angeli
  • Vetrai
  • Canale Sarenella
  • Sacca Sarenella

Kanäle von Murano

Burano, Rio Mandracchio
  • Canale San Giacomo
  • Canale Santo Spirito o Borgognoni
  • Canale di Crevan
  • Rio Terranova
  • Rio de la Giudecca
  • Rio Mandracchio
  • Rio San Mauro
  • Rio Assassini
  • Rio Pontinello
  • Rio Terà del Pizzo (verfüllt, heute Straße Via Baldassare Galuppi)

Zu den Wasserwegen in einer Stadt gehören als notwendige Bauwerke auch die Uferbefestigungen und Brücken, die sich allerdings auch gegenseitig wegen der erwünschten Durchfahrtshöhe der Schiffe ausschließen können. Von den vielleicht vier- oder fünfhundert Brücken führen deshalb nur vier über den Canal Grande.

Fondamenta oder Riva

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Der Ausdruck riva bezieht sich meistens auf einen Tritt oder eine Uferbefestigung, um vom Haus oder Platz in ein Boot steigen zu können. Es können auch mehrere Stufen sein, um die Tide auszugleichen. Es gibt einige wenige typische Formen dafür.[4] Ebenso wie für die fondamente, der Name für die Gehwege an den Häusern entlang der Kanäle (canali oder rii).

Die Fahrzeuge auf diesen Wasserwegen haben unterschiedliche Aufgaben, Größen, Antriebsstärken und Eigennamen:

Siehe die Artikel zu den

Die Haltestellen der Vaporetti entlang des Canal grande sind von Nord nach Süden: der Piazzale Roma, Ferrovia (Hbf. Santa Lucia), Riva de Biasio, S. Marcuola, San Stae, Ca' d'Oro, Rialto Mercato, Rialto, San Silvestro, Sant'Angelo, San Tomà / Frari, Ca' Rezzonico, San Samuele / Palazzo Grassi, Accademia, Santa Maria del Giglio, Salute, San Marco Vallaresso. In der Lagune hat jede größere Insel eine Anlegestelle.

„Wege“ in die Region

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Schifffahrtsstraße nach Marghera

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Hafenbecken von Marghera
Hafenbecken von Marghera

Die Schifffahrtsstraßen in die Hafenanlagen nach Mestre und Marghera führen im Bogen durch die Lagune um die Kernstadt herum.

  • Marghera ist Handels- und Industriehafen Venedigs, gebaut ab 1917
  • In Mestre leben rund 200.000 Menschen. Es hat eine sehr lange Geschichte (römisch, frühes Mittelalter).

Schifffahrtsstraßen zum Tronchetto

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Die Schifffahrtsstraßen vom/zum Tronchetto, einer als Hafen aufgeschütteten Insel visavis vom alten Hauptbahnhof, führen nördlich vom Lido in die Adria. Sie umfahren die Stadt in einem weiten südlichen Bogen zwischen Sacca Sessola und den Inseln San Clemente und San Servolo, vorbei an den Lazarett-Inseln und der Punta Sabbioni (Cavallino-Treporti) in den Golf, wo sie etwa 20 km ostsüdöstlich nach Südsüdost in Richtung Ancona abknicken.

Einige Inseln, die in der Lagune angedient werden: Sant’Erasmo, Murano, Vignole, Chioggia, Mazzorbo, Torcello, La Certosa und Burano.

Via Brenta nach Padua

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Die Ausfahrt der Prachtbarke des Dogen zum Lido (Francesco Guardi)
Kanalsystem der Brenta

Historisch bildeten viele Jahrhunderte die Brenta, der Muson, Bacchiglione, Riviera del Brenta (Brentakanal), Canale Bisato und der Canale Battaglia ein Wegesystem, das zwischen Padua und Venedig Handel, Verkehr und vielfältige Beziehungen ermöglichte (ital. Name Naviglio del Brenta). Es war ebenso selbstverständlich, zu Schiff in die Sommerresidenzen zu fahren wie zu Geschäften oder Kriegen über die See. Für Venezianer damals eine Einheit, die noch heute jährlich zu einer symbolischen Hochzeit der Stadt mit dem Meer führt.

Im Zuge des allgemeinen öffentlichen „Shutdowns“ zur Verlangsamung der COVID-19-Pandemie auch in Italien wurde das Wasser in Venedigs Kanälen „glasklar“, nach Auskunft des Bürgermeister-Büros aufgrund der nicht mehr vom Grund der Wasserstraßen durch Schiffsverkehr aufgewirbelten Sedimente.[5]

Commons: Venedig, Lagune – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Kanäle in Venedig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen, Zitatnachweise

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  1. Zählung 2015 - Wayback Machine. Abgerufen am 20. Januar 2024.
  2. TouriNet GmbH: Der Hafen (der Kreuzfahrtschiffe) von Venedig. In: venedig.com. Abgerufen am 10. April 2020.
  3. Comune di Venezia, Direzione Lavori Pubblici, Settore Viabilità Mobilità Terraferma Musei, Servizio Musei EBA, Ufficio EBA: Aggiornamento del Piano di Eliminazione delle Barriere Architettoniche per Venezia Centro Storico e Isole, Sezione Centro Storico (2018), S. 29
  4. G. Perocco, A. Salvadori: S. 250–254, codice=CdV
  5. Corinne Plaga: In Venedig fliesst plötzlich klares Wasser in den Kanälen. In: Neue Zürcher Zeitung. 18. März 2020 (nzz.ch [abgerufen am 10. April 2020]).
  6. Michael Haberer: Galerie Messmer holt Lagunenstadt nach Riegel. In: Badische Zeitung. Abgerufen am 10. April 2020.
  7. Venedig. Faszination und Mythos. In: kunsthalle messmer. Abgerufen am 10. April 2020 (Ausstellung).