Wolf-Dieter Storl – Wikipedia
Wolf-Dieter Storl (* 1. Oktober 1942 in Crimmitschau in Sachsen) ist ein deutschamerikanischer Kulturanthropologe, Ethnobotaniker und Buchautor. Storls Publikationen beschäftigen sich vor allem mit Ethnobotanik, Ethnomedizin, traditioneller Phytotherapie und Kulturökologie. Auch indische Religiosität, biologische Landwirtschaft und Gartenbau gehören mit zu dem Themenkreis.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Storl wuchs in Deutschland auf. Als Elfjähriger, in den frühen 1950er Jahren, wanderte Storl mit seinen Eltern in die Vereinigten Staaten von Amerika aus und lebte bis zu seinem Studium im ländlichen Ohio.[1] Dort erwachte sein Interesse an der Natur.
Nach Erlangen des Bachelor-Abschlusses für Anthropologie (1966) an der Ohio State University wurde Storl Assistent für Kulturanthropologie an der Kent State University (Ohio). Zugleich führte er eine Feldforschung mittels teilnehmender Beobachtung (participant observation) in einer traditionellen Spiritistensiedlung durch. (Masters-Thesis, The Structural Analysis of a Spiritualist Camp).[2] Nach der Verleihung des MA (Soziologie) wurde er von derselben Universität zum vollamtlichen Dozenten für Soziologie und Anthropologie berufen. Im Jahr 1970 folgte ein Aufbaustudium (post-graduate studies) in der Völkerkunde an der Universität Wien und er fungierte als Gastdozent am Institute for International Studies (Palais Kinski, Wien).[3]
Als amerikanischer Fulbright-Stipendiat (American Exchange Scholarship Program, 1973 bis 1974) wurde Storl zum Dr. phil (magna cum laude) von der Universität Bern (Schweiz) im Jahr 1974 promoviert.[4] 1975 bis 1978 war er als Soziologie- und Anthropologiedozent in Oregon (R.C. College) tätig, wo er auch als Facuilty Advisor for Native American Students fungierte und zugleich einen Lehrgarten für biodynamische Landwirtschaftsweise an der Universität einrichtete.[5] 1978 bis 1979 war er Gastdozent für Kulturökologie an der Universität Bern (Schweiz) und führte Feldforschung im Emmental und im Département Charente-Maritime durch. 1980 bis 1982 leitete Storl den biodynamischen Garten der Camphill Gemeinschaft in Village Aigues Vertes, Bernex (Kanton Genf) und war Seminarlehrer am Séminaire pour la Formation de Socio-Therapeuts am selben Ort. 1982 bis 1984 war er Visiting Scholar an der Benares Hindu University (BHU) in Uttar Pradesh, Indien.[6] Es folgten Studienreisen und ethnoreligiöse Feldforschung in Bangladesch, Burma, Thailand, China und Japan. 1984 bis 1985 war Storl Lehrbeauftragter an der Sheridan College in Wyoming, wo er Ethnobotanik, Ethnomedizin, Religionsethnologie, Native American Culture las und zugleich Kontakt mit den Medizinleuten (Bill Tallbull, George Elkshoulder) der Cheyenne, zwecks ethnobotanischer Datenerhebung, pflegte.[7] 1985 bis 1986 lebte Storl mit seiner Frau Christine in Kerala, Nordindien und Nepal, zwecks Datenerhebung zum Thema Shivaismus und Kulturökologie.
Storl ist Buchautor. Er leitet Pflanzenseminare, ethnobotanische Workshops, Kräuterwanderungen und spricht auf Tagungen und Symposien.[8]
Privates
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Storl ist mit der US-Amerikanerischen Autorin Christine Storl aus Wyoming verheiratet.[9] Gemeinsam haben sie einen Sohn und eine Tochter.[10] Die Familie wohnt seit 1988 im westlichen Allgäu auf einem abgelegenen Einödhof, einem ehemaligen Rittersitz.[11]
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Storls Thesen zur naturheilkundlichen Heilung von Borreliose, welche er in seinem Buch Borreliose natürlich heilen vorstellt – eine Krankheit, unter der Storl nach eigener Aussage selbst litt – zog Kritik auf sich.[12][13]
In Interviews bezeichnete Storl bestimmte Publikationen als Hetzkampagne gegen die Pflanzenheilkunde und widersprach der krebserregenden Wirkung von Pyrrolizidinalkaloiden in Beinwell und Huflattich auf die Leber, bei normalem Gebrauch.[14]
Seine Ansichten zur Globalen Erwärmung in einem Interview des umstrittenen YouTube-Kanals KenFM stießen auf Kritik. Darin bezeichnete er CO2 als „Gas des Lebens“, welches der Natur „gut tue“.[15]
Nach Ansicht der Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN) verfolgt Storl eine antiwissenschaftliche Strategie. Unter anderem vertritt er eine Verschwörungsfantasie, nach der Golfkriegssyndrom und Borreliose die Folge von „Chemikalienvergiftung, Impf- und Medikamentenschäden, insbesondere Spätschäden durch die Polioimpfung“ seien. Während der COVID-19-Pandemie vertrat er die Ansicht, eine Impfung gegen Coronaviren sei unmöglich und empfahl Holunderküchlein und -tee als anti-virale Prävention. Storls Weltbild sei „klar an den Werten konservativer Ethnologie und rechter Esoterik orientiert“. Felix Riedel stellt fest, Storl suche und finde „den Anschluss an rechte Verschwörungspropaganda, die er wiederholt, umarbeitet und ihr zuarbeitet. Seine Therapieempfehlungen und -abempfehlungen gefährden Patientinnen an Leib und Leben.“[16]
Veröffentlichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bücher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Vom rechten Umgang mit heilenden Pflanzen. Verlag Hermann Bauer, Freiburg im Breisgau 1986, ISBN 3-7626-0303-0.
- Der Garten als Mikrokosmos. Biologische Naturgeheimnisse als Weg zur besseren Ernte. 2. Auflage. Verlag Hermann Bauer, Freiburg im Breisgau 1988, ISBN 3-7626-0353-7.
- gemeinsam mit M. Scheffer: Die Seelenpflanzen des Edward Bach. 3. Auflage. Hugendubel, 1995, ISBN 3-88034-821-9.
- Von Heilkräutern und Pflanzengottheiten. Aurum, Braunschweig 1997, ISBN 3-591-08344-5.
- Kräuterkunde. Aurum, Braunschweig 1996, ISBN 3-591-08372-0.
- Götterpflanze Bilsenkraut. Nachtschatten Verlag, Solothurn 2000, ISBN 3-907080-63-7.
- Heilkräuter und Zauberpflanzen zwischen Haustür und Gartentor. AT-Verlag, Aarau (Schweiz) 2000, ISBN 3-85502-556-8.
- Pflanzendevas. AT-Verlag, Aarau 2002, ISBN 3-85502-763-3.
- gemeinsam mit Claudia Müller-Ebeling, Christian Rätsch: Hexenmedizin. AT-Verlag, Aarau 1998, ISBN 3-85502-601-7.
- Pflanzen der Kelten. Heilkunde, Pflanzenzauber, Baumkalender. AT-Verlag, Aarau 2000, ISBN 3-85502-705-6.
- SHIVA. Der wilde, gütige Gott. KOHA, Burgrain, ISBN 3-929512-90-4.
- Bom Shiva. Der ekstatische Gott des Ganjas. Nachtschatten Verlag, Solothurn 2003, ISBN 3-03788-114-3.
- Ich bin ein Teil des Waldes. „Der Schamane aus dem Allgäu“ erzählt seine Lebensgeschichte. Franckh-Kosmos, Stuttgart, ISBN 3-440-09548-7.
- Naturrituale. Mit schamanischen Ritualen zu den eigenen Wurzeln finden. AT-Verlag, Aarau, ISBN 3-85502-964-4.
- Der Bär. Krafttier der Schamanen und Heiler. AT-Verlag, Baden/ München 2013, ISBN 978-3-03800-245-1.
- gemeinsam mit Paul Silas Pfyl: Bekannte und vergessene Gemüse. AT-Verlag, Aarau 2002, ISBN 3-85502-808-7.
- Streifzüge am Rande Midgards. Geschichten aus meinem Leben. KOHA, Burgrain 2006, ISBN 3-936862-86-9.
- Borreliose natürlich heilen. AT-Verlag, Aarau 2007, ISBN 978-3-03800-360-1.
- Die Seele der Pflanzen. Botschaften und Heilkräfte aus dem Reich der Kräuter. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-440-11565-7.
- Mit Pflanzen verbunden. Meine Erlebnisse mit Heilkräutern und Zauberpflanzen. Wilhelm Heyne Verlag, München 2009, ISBN 978-3-453-70100-7.
- Erkenne dich selbst in der Natur. Gespräche unter dem Regenbogen aufgezeichnet von Rébecca Kunz. AT-Verlag, Baden/ München 2011, ISBN 978-3-03800-457-8.
- Wandernde Pflanzen. Neophyten die stillen Eroberer. Ethnobotanik, Heilkunde und Anwendungen. AT-Verlag, Aarau 2012, ISBN 978-3-03800-680-0.
- gemeinsam mit Mechthild Scheffer: Die Seelenpflanzen des Edward Bach. Neue Einsichten in die Bach-Blütentherapie. Aurum in J. Kamphausen Verlag, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89901-655-0.
- Der Selbstversorger. Gräfe und Unzer Verlag, München 2013, ISBN 978-3-8338-2657-3.
- Die alte Göttin und ihre Pflanzen. Wie wir durch Märchen zu unserer Urspiritualität finden. Kailash, München 2014, ISBN 978-3-424-63080-0.
- Ur-Medizin. Die wahren Ursprünge unserer Volksheilkunde. AT-Verlag, Aarau/ München 2015, ISBN 978-3-03800-872-9.
- Der Selbstversorger. Mein Gartenjahr. Gräfe und Unzer, München 2016, ISBN 978-3-8338-5165-0.
- Mein amerikanischer Kulturschock: Meine Jugend unter Hillbillies, Blumenkindern und Rednecks. Kailash, München 2017, ISBN 978-3-424-63154-8.
- Die „Unkräuter“ in meinem Garten. 21 Pflanzenpersönlichkeiten erkennen & nutzen. Gräfe und Unzer, München 2018, ISBN 978-3-8338-6349-3.
- Wolfsmedizin: Eine Reise zu den Pflanzenheilkundigen in der Mongolei und Sibirien AT-Verlag, Aarau/ München 2018, ISBN 978-3-03800-058-7
- Wir sind Geschöpfe des Waldes: Warum wir untrennbar mit den Bäumen verbunden sind. Gräfe und Unzer, München 2019, ISBN 978-3-8338-6669-2.
- Wesen und Geheimnisse der Neophyten. Heilpflanzen, Nahrungspflanzen, Nutzpflanzen. AT-Verlag, Aarau 2022, ISBN 978-3-03902-170-3.
- Die Rezepte unseres Lebens – das Kochbuch der Familie Storl – Gräfe und Unzer, München 2023, ISBN 978-3833887772.
- Der Weise vom Mont Aubert: Erinnerungen an Arthur Hermes. Ein Leben im Einklang mit der Natur, AT Verlag Aarau 2023, ISBN 978-3039022229.
Hörbücher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ich bin ein Teil des Waldes. Der Botschafter der Pflanzen erzählt sein Leben., USM Audio, München 2021, ISBN 978-3-8032-8546-1.
Video
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rückkehr an den Ganges DVD, KOHA, 2013, EAN 9783867282154.
- Heilkräuter – Eine Wanderung auf den Spuren heimischer Pflanzen DVD, Neue Weltsicht, Potsdam 2012, EAN 4260155680977.
- Die lebendigen Götter! Eine Reise durch die mythische Welt DVD, Neue Weltsicht, Potsdam 2012, EAN 4260155680878.
- Das seelische Wesen der Pflanzen DVD, Neue Weltsicht, Potsdam 2011, EAN 4260155680311.
- Vergessenes Pflanzenwissen alter Kulturen DVD, Neue Weltsicht, Potsdam 2011, EAN 4260155680229.
- Heiler am Wegesrand. Kräuter- und Pflanzenwissen. DVD, Aurum, Braunschweig 2008, ISBN 978-3-89901-147-0.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Wolf-Dieter Storl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website von Wolf-Dieter Storl
- Autorenseite beim AT-Verlag
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wolf-Dieter Storl. Abgerufen am 3. März 2023.
- ↑ Wolf-Dieter Storl: The Structural Anthropology of a Spiritualist Camp. Kent, Ohio. Kent State University Graduate School. August, 1967.
- ↑ Franz-Theo Gottwald, Christian Rätsch (Hrsg.): Rituale des Heilens. AT-Verlag, Aarau Schweiz 2000, ISBN 3-85502-699-8, S. 214.
- ↑ Wolf-Dieter Storl: Shamanism among Americans of European Origin: A Case Study in Diffusion and Convergence. Inauguraldissertation der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Bern. Bern, 1974.
- ↑ Wolf-Dieter Storl: Ich bin ein Teil des Waldes. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-440-13912-7, S. 176f.
- ↑ Wolf-Dieter Storl: Shiva, the Wild God of Power and Ecstasy. Inner Traditions, Rochester, Vermont 2004, ISBN 1-59477-014-X.
- ↑ Wolf-Dieter Storl: Von Heilkräutern und Pflanzengottheiten. Aurum, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-89901-821-9, S. 158ff.
- ↑ Akademie • storl.de. In: storl.de. Abgerufen am 3. März 2023 (deutsch).
- ↑ Christine Storl. Gräfe & Unzer, abgerufen am 25. März 2024.
- ↑ Aussage in Ö1-Menschenbilder (nur Audio, nicht auf der zugehörigen Ö1-Webseite).
- ↑ "Ich bin ein Teil des Waldes" - Wolf-Dieter Storl. In: Ö1.ORF.at in der Reihe Menschenbilder, 9. September 2012. Abgerufen am 9. September 2012.
- ↑ Anna Klott: Fahrlässige Tipps gegen Borreliose. In: Neue Zürcher Zeitung. 26. August 2007.
- ↑ Martin Koradi: Karde & Borreliose-Therapie nach Storl: Beiträge zur Debatte 4. Auf: heilpflanzen-info.ch, 25. Februar 2009.
- ↑ Wolf Dieter Storl: Pharmazeutische Industrie & Heilkräuter. Auf youtube.com, 24. September 2009.
- ↑ Christian Kreil: Esoterik Adventkalender, Tür 7: Der Waldschamane sagt die Klimakrise ab. In: Der Standard, 7. Dezember 2019.
- ↑ Felix Riedel: Wolf Dieter Storl und die Rechte | Hintergrund. Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz, 18. März 2021
Personendaten | |
---|---|
NAME | Storl, Wolf-Dieter |
KURZBESCHREIBUNG | deutschamerikanischer Kulturanthropologe, Ethnobotaniker und Buchautor |
GEBURTSDATUM | 1. Oktober 1942 |
GEBURTSORT | Crimmitschau, Sachsen |