Das aktuelle Sportstudio – Wikipedia

Fernsehsendung
Titel Das aktuelle Sportstudio
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Genre Sportsendung
Erscheinungsjahre seit 1963
Länge 80 Minuten
Ausstrahlungs­turnus samstags
Titelmusik Max GregerUp to date
Produktions­unternehmen ZDF
Premiere 24. Aug. 1963 auf ZDF
Moderation siehe unten
Ehemaliges Logo des aktuellen sportstudios (2005–2006)
Blick ins ehemalige aktuelle sportstudio (2012)

Das aktuelle Sportstudio (Eigenschreibweise das aktuelle sportstudio) ist eine wöchentliche Sportsendung des ZDF am späten Samstagabend. Wiederholt wird die Sendung in der Nacht von Samstag auf Sonntag beim Partnersender 3sat. Sie wurde erstmals am 24. August 1963 ausgestrahlt. Von 1999 bis 2005 trug die Sendung den Namen ZDF Sportstudio.

Da das ZDF im Jahr 1963 mit bescheidenen Mitteln seinen Sendebetrieb aufnehmen musste, versuchte man, die Publikumsrenner besonders zu forcieren, worunter insbesondere der Sport fiel. So begann man mit einer ungewöhnlich großen Sport-Redaktion von 42 Mitarbeitern, der es tatsächlich gelang, die ARD eine ganze Zeit lang bei der Sehbeteiligung zu überbieten. Dieses Vorhaben begünstigte die gerade neu eingeführte Fußball-Bundesliga, welche den Fußball mit ihrem Punktesystem wesentlich attraktiver gestaltete. Dazu schuf man eine maßgeschneiderte Sendung.

Für das der Sendung zu Grunde liegende Paket an Bundesliga-Übertragungsrechten zahlt das ZDF laut Verhandlungskreisen für die vier Spielzeiten 2013/14 bis 2016/17 zwischen 88 und 92 Millionen Euro. Der Sender macht zur Höhe der Ausgaben keine Angaben.[1] Laut ZDF kosten die 46 bis 48 durchschnittlich 75-minütigen Sendungen pro Jahr im Schnitt rund 150.000 Euro pro Ausgabe.[2]

Aufbau der Sendung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Sendung des aktuellen sportstudios wurde am 24. August 1963 ausgestrahlt, dem ersten Spieltag der Fußballbundesliga. Zwar ging es – insbesondere in der spielfreien Zeit – auch um andere Sportarten, einen Großteil des Programms nahm aber stets der Fußball ein. Damit begann gewöhnlich auch die Sendung, lediglich Harry Valérien begann mitunter mit einer Randsportart.

In der Anfangszeit entstand die Sendung noch während ihrer Ausstrahlung. Weil das ZDF überhaupt keine Einspielstationen besaß, mussten sämtliche 16-mm-Filme von den Stadien nach Eschborn bei Frankfurt am Main gebracht, dort entwickelt und geschnitten werden. Der Reporter musste ebenfalls nach Eschborn eilen, da er nur dort den Live-Kommentar sprechen konnte. Dabei handelte man stets nach dem Grundsatz: Lieber eine interessante Panne als eine langweilige Sendung. Dem Publikum führte man dieses Vorgehen stets vor Augen, damit es mitzittern konnte.

Die Titelmusik „Up to date“ wurde von Thomas Reich komponiert und mit der Big Band von Max Greger eingespielt.[3][4] Ursprünglich begann die Sendung immer mit einer Bahnhofsuhr, dann folgte eine von Hand gedrehte Litfaßsäule, auf der die Themen der Sendung plakatiert waren. Zwischenzeitlich nutzte man eine modernisierte Bahnhofsuhr. Inzwischen kommt eine computeranimierte Uhr zum Einsatz. Das Live-Publikum applaudiert dem Moderator beim Antritt.

Moderator Karl Senne, 1986, fotografiert durch die Torwand

Ein Markenzeichen des aktuellen sportstudios ist die Torwand, die auf eine Anregung des Moderators Werner Schneider zurückgeht und seit dem 23. August 1964 im Einsatz ist.[5] Erfunden wurde die Torwand von Heinrich Klein.[6][7] Anfänglich befanden sich die beiden Löcher links unten und rechts oben, ferner besaßen sie nur einen Durchmesser von 50 cm (einige Quellen sprechen von 49 cm). Seit 1966 existiert die auch heute noch bekannte Version der Torwand (B: 2,70 m, H: 1,83 m, Löcher links oben und rechts unten mit einem Durchmesser von 55 cm). Zwar hatte man in den 1970er Jahren versucht, sie aus dem Programm zu nehmen, Zuschauerproteste führten aber zur schnellen Wiedereinführung. Bisher konnte noch kein Studiogast mit den je drei Versuchen pro Loch sechs Treffer erzielen. Selbst fünf Treffer sind ausgesprochen selten.

Mit bisher (Stand: 3. Juni 2023) 56 Besuchen führt Franz Beckenbauer die Gästeliste an. Danach folgen Rudi Völler (40), Felix Magath (35), Otto Rehhagel (35), Erich Ribbeck (30), Uli Hoeneß (27), Jürgen Klinsmann (26), Christoph Daum (25), Ottmar Hitzfeld (22), Matthias Sammer (21) und Jupp Heynckes (20).[14]

Namensänderung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ursprüngliche Sendetitel Das aktuelle Sport-Studio wurde am 4. Dezember 1999 in ZDF SPORTstudio geändert und der Sendeplatz 2004 dauerhaft auf 23 Uhr verlegt. Der Grund dafür: Bislang hatte man stets live gesendet, was mit dem Wort „aktuell“ im Titel zum Ausdruck kam. Nunmehr handelte es sich um eine aus Kostengründen zuvor aufgezeichnete Sendung. Ab dem 6. August 2005 kam die Sendung in der Regel live und unter dem Namen das aktuelle sportstudio auf dem alten Sendeplatz um 22 Uhr. Bei Sendebeginn nach 22 Uhr wurde das aktuelle Sportstudio in Ausnahmefällen zeitversetzt gesendet. Seit 11. September 2010 wird das Sportstudio in der Regel ab 23 Uhr zeitversetzt gesendet.[15] Die Produktion beginnt bereits um 22:30 Uhr und ist seit 27. Januar 2024 online im Livestream zu sehen.[16]

Besondere Ereignisse

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Live-Sendungen kam es immer wieder zu besonderen Vorkommnissen. So riss in einer Sendung ein Schimpanse der Frau des ehemaligen Schwimm-Olympiasiegers und Tarzan-Darstellers Johnny Weissmüller die Perücke vom Kopf. In die Geschichte ging auch das Interview mit dem Boxer Norbert Grupe ein, der bei den Fragen von Rainer Günzler beharrlich schwieg, sich am Ende aber freundlich für das Interesse am Boxsport bedankte.

Der protokollarisch höchstrangige Studiogast war am 13. Juli 1985 der damals amtierende Bundespräsident Richard von Weizsäcker.

Günther Jauch
Johannes B. Kerner
Dieter Kürten

Einige Moderatoren waren selber zuvor Leistungssportler, beispielsweise der Eiskunstläufer Rudi Cerne, der Fußballspieler Michael Steinbrecher oder die Leichtathleten Wolf-Dieter Poschmann und Bernd Heller.

Mit Carmen Thomas moderierte am 3. Februar 1973 erstmals eine Frau eine deutsche Sportsendung. Damit sind zwei weitere Ereignisse der deutschen Fernsehgeschichte verbunden: In ihrer zweiten Sendung konnte sie schon zu Beginn der Sendung die Ausgabe der Bild am Sonntag des folgenden Tages zeigen und daraus die Kritik zu ihrer Sendung vorlesen. Wesentlich bekannter machte sie aber am 21. Juli 1973 der Versprecher „Schalke 05“, auf den sie selbst heute noch nahezu wöchentlich[17] angesprochen wird. Über dreißig Jahre später, beim Heimspiel am 28. August 2004 gegen Hansa Rostock, entschuldigte sie sich in der Arena für ihren Lapsus offiziell bei allen anwesenden Schalker Fans.

Derzeitige Moderatoren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Moderator/-in seit/ab Nachfolger von
Jochen Breyer 14. Dezember 2013 Michael Steinbrecher
Katrin Müller-Hohenstein 28. Januar 2006 Rudi Cerne
Sven Voss 30. Juli 2011 Wolf-Dieter Poschmann

Ehemalige Moderatoren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Moderator/-in von bis Moderierte Sendungen Nachfolger von
Basche, ArnimArnim Basche 1972 1974 16
Bendt, Helmuth Helmuth Bendt 1963 1981 30
Cerne, RudiRudi Cerne 1999 2006 76
Friedrichs, Hanns JoachimHanns Joachim Friedrichs 1971 1981 101
Günzler, Rainer Rainer Günzler 1963 1969 75
Haanappel, JoanJoan Haanappel 1980 1981 6
Hayali, DunjaDunja Hayali 2018 2023 41
Heller, BerndBernd Heller 1980 1993 142
Jauch, GüntherGünther Jauch 1988 1997 92 Harry Valérien
Kerner, JohannesJohannes B. Kerner 1997 2006 51 Günther Jauch
König, NorbertNorbert König 1992 1994 13 Karl Senne
Krämer, Gerd Gerd Krämer 1964 1968 26
Kürten, DieterDieter Kürten 1967 2000 375
Mas, Sissy deSissy de Mas 1980 1981 6
Meisel, Heribert Heribert Meisel 1963 1964 5
Moravetz, Bruno Bruno Moravetz 1981 1982 4
Papperitz, DorisDoris Papperitz 1984 1990 55
Poschmann, Wolf-Dieter Wolf-Dieter Poschmann 1994 2011 230 Norbert König
Reinhart, ChristineChristine Reinhart 1993 1995 25 Bernd Heller
Schneider, Werner Werner Schneider * 1964 1973 72
Senne, KarlKarl Senne 1981 1992 128
Steinbrecher, MichaelMichael Steinbrecher 1992 2013 324
Thoelke, Wim Wim Thoelke 1963 1970 116
Thomas, CarmenCarmen Thomas 1973 1974 14
Valérien, Harry Harry Valérien 1963 1988 283

* nicht zu verwechseln mit dem Boxsport-Experten und Kabarettisten Werner Schneyder, der unter „Gastmoderatoren“ geführt wird

Gastmoderatoren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor allem in den 1970er Jahren gab es verschiedene Prominente, die ein oder mehrere Male Moderator oder Co-Moderator im aktuellen Sportstudio waren. Dies sind: der Eisschnellläufer Erhard Keller (viermal), Kurt Lavall (1923–1977) (dreimal), Walther Schmieding, Alfons Spiegel, Willi Krämer (1926–2015) (je zweimal), Jochen Bouhs/Volker Tietze, Udo Hartwig, Robert Seeger, Dieter Thomas Heck, Frank Elstner, Kurt Jeschko (je einmal) sowie ab 1975 mehrmals der österreichische Kabarettist Werner Schneyder, der auch von 1978 bis 1990 den von ihm konzipierten kabarettistischen Jahresrückblick Das ausgefallene Sport-Studio präsentierte.

Fußballreporter

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus Rundfunk und Fernsehen bekannte Sportreporter und Sportjournalisten sind verantwortlich für die Videobeiträge. Dies sind: Boris Büchler, Adrian von der Groeben, Volker Grube, Markus Harm, Felicitas Hölscher, Nils Kaben, Heiko Klasen, Konstantin Klostermann, Michael Krämer, Alexander Kramer, Andreas Kürten, Tibor Meingast, Claudia Neumann, Eike Papsdorf, Gari Paubandt, Holger Pfandt, Daniel Pinschower, Alexander Ruda, Lars Ruthemann, Mareile Scheidemann, Oliver Schmidt, Martin Schneider, Gregor Schnittker, Thomas Skulski, Hermann Valkyser, Marc Windgassen, Martin Wolff und Florian Zschiedrich.

Redaktionsleitung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alexander Antoniadis ist der Redaktionsleiter des aktuellen Sportstudios. Sein Abwesenheitsvertreter ist Daniel Pinschower.

Commons: das aktuelle sportstudio – Sammlung von Bildern
  1. Hans-Peter Siebenhaar: Finanzielle Höchstleistungen. In: Handelsblatt. Nr. 18, 25. Januar 2013, S. 59.
  2. Sportsendungen – Profile und Kosten. ZDF, 28. August 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. August 2017; abgerufen am 30. August 2014.
  3. Erstmals am 19. Juli 1965 (youtube)
  4. Langfassung der Melodie hier
  5. Torwand-Premiere im "Aktuellen Sportstudio" ZeitZeichen 23. August 2014
  6. ZDF-"Sportstudio": Erfinder der legendären Torwand ist tot. In: digitalfernsehen.de vom 3. August 2011.
  7. A. Westhoff: Heinrich Klein. Torwand-Erfinder gestorben. In: FAZ.net vom 3. August 2011
  8. Torwand, NZZ, 2. August 2003
  9. Eishockey-Legende traf alle Sechs an der Torwand, Interview Funks von Günter Klein, merkur online, 9. August 2013
  10. Beckenbauer und der Gedächtnisschwund-Altersbonus, NWZ online, 12. August 2013
  11. 50 Jahre das aktuelle Sportstudio, ZDF Hauptabteilung Kommunikation / Pressestelle, verantwortlich Alexander Stock, 2013, S. 13 (S 14 im PDF)
  12. Als der Affe Tarzans Frau die Perücke stahl. Besprechung zu Dieter Kürtens Buch Drei unten, drei oben in der Osnabrücker Zeitung, 5. August 2003, zuletzt aktualisiert am 6. Juli 2010
  13. TV Today 22/2014; S. 16
  14. 60 Jahre "aktuelles Sportstudio": Franz Beckerbauer war 56 Mal zu Gast
  15. ZDF-Sportstudio demnächst als Aufzeichnung. dpa-Meldung über die Ankündigung auf Focus Online, 1. September 2010.
  16. Online first: "das aktuelle sportstudio" in der ZDFmediathek ab 22.30 Uhr. ZDF-Presseportal, 25. Januar 2024.
  17. zeit.de