Zentromedulläres Syndrom – Wikipedia
Klassifikation nach ICD-10 | |
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S14.1 | Sonstige und nicht näher bezeichnete Verletzungen des zervikalen Rückenmarkes |
S24.1 | Sonstige und nicht näher bezeichnete Verletzungen des thorakalen Rückenmarkes |
S34.1 | Sonstige Verletzung des lumbalen Rückenmarkes |
T09.3 | Verletzung des Rückenmarkes, Höhe nicht näher bezeichnet |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Ein Zentromedulläres Syndrom ist eine Erkrankung des Rückenmarkes mit Lähmungserscheinungen und gilt als das häufigste der unvollständigen (inkompletten) Querschnittssyndrome.[1] Bei dieser Erkrankung ist die Rückenmarksubstanz um den Zentralkanal herum geschädigt.[2]
Die obere Extremität ist motorisch deutlich stärker betroffen als die untere, auch besteht häufig eine Blasenentleerungsstörung mit Restharnbildung. Leitsymptome sind anfangs umschriebene (selektive) dissoziierte Sensibilitätsstörung, fortschreitender Verlauf mit späterem Ausfall der Alpha-Motoneurone in der Vorderhornzelle und eventuell Mitbeteiligung des Seitenhorns.[3][4]
Synonyme sind: englisch Central Cord Syndrom; (CCS)
Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1954 durch die durch die US-amerikanischen Ärzte Richard C. Schneider, Glenn Cherry und Henry Pantek.[5]
Pathologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schädigung kann – je nach Ursache – symmetrisch oder asymmetrisch sein und sowohl in ihrer Höhen- als auch Breiten- und Tiefenausdehnung stark variieren. Geschädigt können verschiedene Abschnitte des Rückenmarkes sein, meist sind die Hinterstränge nicht betroffen.[2] Auf Höhe der Schädigung besteht eine schlaffe Lähmung mit Muskelschwund, unterhalb eine spastische Parese und dissoziierte Sensibilitätsstörung.
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Häufigkeit wird mit 15–25 % angegeben.[3] Bei einem Rückenmarkstrauma findet sich in etwa 9 % der Erwachsenen und etwa 7 % der Kinder ein zentromedulläres Syndrom.[6]
Liegt ein Trauma zugrunde, ist häufig die Halswirbelsäule betroffen (Schleudertrauma). Typischerweise handelt es sich entweder um ältere Patienten, bei denen infolge von Wirbelsäulenverschleiß der Wirbelkanal verengt ist, und bei denen eine Überstreckung der Halswirbelsäule nach hinten dazu führt, dass das Rückenmark zwischen den vorgeknickten Ligamenta flava auf der Rückseite und knöchernen Vorsprüngen der Wirbelkörper auf der Vorderseite eingequetscht wird, oder um jüngere Patienten, deren Wirbelsäule infolge beträchtlicher Gewalteinwirkung destabilisiert wurde, wobei es durch dislozierten Wirbelkörperbruch oder Bandscheibenvorfall zur Rückenmarkskompression kommt.[7][6]
Ursache
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als wesentliche Ursachen werden die Syringomyelie, Tumoren des Rückenmarkes (Stiftgliome), Myelomalazie im Versorgungsbereich der Arteria spinalis anterior sowie Trauma mit Hämatomyelie.[2][6]
Klinische Erscheinungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Klinische Kriterien sind:.[2][3]
- schlaffe Parese mit Muskelatrophie in Höhe der geschädigten Vorderhörner
- Blasen-, Mastdarmstörungen, verminderte Durchblutungsregulation, trophische Hautstörungen (Seitenhörner und Seitenstränge)
- unterhalb spastische Paresen (Pyramidenbahn)
- dissoziierte Sensibilitätsstörung (Hinterhörner, Commissura anterior, Tractus spinothalamicus lateralis)
Diagnose
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Diagnose ergibt sich aus den neurologischen Befunden zusammen mit der Bildgebung: Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule, besonders der HWS, Computertomographie und Magnetresonanztomographie.[3]
Therapie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Behandlung ist je nach zugrundeliegender Ursache unterschiedlich, bei traumatischen Läsionen ist die Prognose bei konservativer Behandlung meist gut.[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- M. S. Park, S. H. Moon, H. M. Lee, T. H. Kim, J. K. Oh, B. K. Suh, S. J. Lee, K. D. Riew: Delayed surgical intervention in central cord syndrome with cervical stenosis. In: Global spine journal. Band 5, Nummer 1, Februar 2015, S. 69–72, doi:10.1055/s-0034-1395785, PMID 25649889, PMC 4303475 (freier Volltext) (Review).
- G. Molliqaj, M. Payer, K. Schaller, E. Tessitore: Acute traumatic central cord syndrome: a comprehensive review. In: Neuro-Chirurgie. Band 60, Nummer 1–2, 2014, S. 5–11, doi:10.1016/j.neuchi.2013.12.002, PMID 24613283 (Review).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ William McKinley, Kátia Regina Netto dos Santos, Michelle A. Meade, Karen Brooke: Incidence and Outcomes of Spinal Cord Injury Clinical Syndromes. In: Journal of Spinal Cord Medicine. 2007, Band 30, Nummer 3, S. 215–224 doi:10.1080/10790268.2007.11753929.
- ↑ a b c d Bettina Ende-Henningsen: Spinale Syndrome. In: P. Berlit (Hrsg.): Klinische Neurologie, 2017, e.Medpedia
- ↑ a b c d e Michelle J. Alpert: Central Cord Syndrome. In: St. Kishner (Hrsg.) Medscape, 2022
- ↑ Eintrag zu Zentromedulläres_Syndrom im Flexikon, einem Wiki der Firma DocCheck
- ↑ R. C. Schneider, G. Cherry, H. Pantek: The syndrome of acute central cervical spinal cord injury; with special reference to the mechanisms involved in hyperextension injuries of cervical spine. In: Journal of Neurosurgery. Band 11, Nummer 6, November 1954, S. 546–577, doi:10.3171/jns.1954.11.6.0546, PMID 13222164.
- ↑ a b c N. P. Brooks: Central Cord Syndrome. In: Neurosurgery clinics of North America. Band 28, Nummer 1, Januar 2017, S. 41–47, doi:10.1016/j.nec.2016.08.002, PMID 27886881 (Review).
- ↑ James S. Harrop, Ashwini Sharan, Jonathon Ratliff: Central cord injury: pathophysiology, management, and outcomes. In: The Spine Journal. 2006, Band 6, Nummer 6, S. S198–S206 doi:10.1016/j.spinee.2006.04.006.