Aero Lloyd – Wikipedia
Aero Lloyd | |
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IATA-Code: | YP |
ICAO-Code: | AEF |
Rufzeichen: | AERO LLOYD |
Gründung: | 1980 |
Betrieb eingestellt: | 2003 |
Sitz: | Oberursel (Taunus), Deutschland |
Heimatflughafen: | Flughafen Frankfurt Main |
Leitung: | Wolfgang Sacher[1] |
Mitarbeiterzahl: | 1400[1] |
Umsatz: | 418 Mio. Euro[1] (2001) |
Fluggastaufkommen: | 3,5 Mio.[1] (2002) |
Flottenstärke: | 22 |
Ziele: | International |
Website: | aerolloyd.de |
Aero Lloyd hat den Betrieb 2003 eingestellt. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor Einstellung des Betriebes. |
Aero Lloyd war eine deutsche Fluggesellschaft mit dem Sitz in Oberursel (Taunus) und der Basis auf dem Flughafen Frankfurt Main.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1980er-Jahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1979 wurde Aero Lloyd durch drei Investoren, darunter dem früheren Geschäftsführer von Germanair und OLT,[2] Christian Baron von Kaltenborn-Stachau, als Charterfluggesellschaft mit Sitz in Frankfurt am Main gegründet. Im Juni 1980 bekam Aero Lloyd die Genehmigung, auch Linienflüge durchführen zu dürfen. Am 2. Dezember 1980 stellte die Aero-Lloyd Luftverkehrsgesellschaft mbH ihren Flugbetrieb ein.
Bereits am 20. Dezember wurde durch die neuen Gesellschafter Deutsche Luftfahrt Leasing und Air Charter Market eine Nachfolgegesellschaft gegründet, die den Namen Aero Lloyd aus der Konkursmasse erwarb und als Aero Lloyd Flugreisen GmbH & Co. Luftverkehrs KG firmierte.[3][4] In der Folge wurde der Kurs von Aero Lloyd wesentlich durch Bogomir Gradisnik geprägt.[5] Am 1. April 1981 wurde der Flugbetrieb mit Charterflügen von Frankfurt nach Tunesien und Griechenland aufgenommen.[3]
Teil der Flotte waren anfangs drei Sud Aviation Caravelle 10R für je 99 Passagiere, im ersten Quartal 1982 erweiterte man die Flotte um drei geringfügig größere Douglas DC-9-32 mit 119 Sitzen. Ab April 1986 kamen McDonnell Douglas DC-9-83 (MD-83) mit 167 Sitzen und ab März 1988 insgesamt vier DC-9-87 (MD-87) mit 137 Sitzen zum Einsatz. Aus diesem Typ bestand in den nächsten Jahren der Großteil der Aero-Lloyd-Flotte.
Ab Anfang 1988 bemühte sich Aero Lloyd um eine Genehmigung für innerdeutsche Linienflüge.[6] Nach deren Erteilung im Sommer 1988 wurde am 31. Oktober der Linienflugbetrieb aufgenommen.[7][8] Aufgrund der schlechten Auslastung von nur 16 %[9] bezeichnete Die Zeit die Maschinen als „Geisterflugzeuge“. Als Grund für den Misserfolg wurden das Verhalten der Lufthansa, die geringen Frequenzen sowie die „dilettantische Werbepolitik“ genannt.[10]
1990er-Jahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Februar 1990 wurde der Sitz von Frankfurt nach Oberursel im Taunus verlegt. Im Jahr 1991 wollte Aero Lloyd ins Langstreckengeschäft einsteigen, bestellte dafür zwei McDonnell Douglas MD-11 und zeichnete Optionen für zwei weitere Exemplare, die Flugzeuge wurden jedoch nie übernommen. Stattdessen entschied sich Aero Lloyd 1996 zu einem radikalen Flottenwechsel und wurde mit einer Bestellung von 16 Flugzeugen der Airbus-A320-Familie Kunde von Airbus.
Im Jahr 1998 übernahm die Bayerische Landesbank mit 66 Prozent die Mehrheit am Unternehmen mit der Absicht, sie an einen strategischen Käufer weiterzuveräußern. Die Bayerische Landesbank war zugleich der größte Kreditgeber.[11]
Insolvenz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2000 lag die Umsatzrendite unter einem Prozent und damit unter dem Branchenschnitt, 2001 musste die Bayerische Landesbank einen Kredit in Höhe von 20 Millionen Euro zur Sicherstellung der Liquidität gewähren. Aero Lloyd erreichte 2002 zwar einen Marktanteil von etwa 12 Prozent, litt aber unter den Überkapazitäten am Markt.[1]
Am 16. Oktober 2003 meldete Aero Lloyd beim zuständigen Amtsgericht Bad Homburg v. d. Höhe Insolvenz an und stellte den Flugbetrieb mit sofortiger Wirkung ein. Die Einleitung des Insolvenzverfahrens war nötig geworden, nachdem die Bayerische Landesbank das vorgelegte Sanierungskonzept abgelehnt hatte. Etwa 300 der 1400 Mitarbeiter wurden in die neugegründete Nachfolgegesellschaft Aero Flight übernommen.
Seit 2012
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Marke Aero Lloyd wurde seit 2012 für eine Online-Reiseplattform genutzt. Mittlerweile steht die Marke Aero Lloyd zum Verkauf.
Ziele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Obwohl die Fluggesellschaft ab 1980 auch Linienflüge durchführen durfte, lag der Schwerpunkt im Charterverkehr. Dabei flog Aero Lloyd in erster Linie die klassischen Urlaubsregionen am Mittelmeer an, besonders nach Griechenland, Spanien, Ägypten und in die Türkei.
Flotte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Flotte bei Betriebseinstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor Einstellung des Betriebs bestand die Flotte der Aero Lloyd mit Stand Oktober 2003 aus 22 Flugzeugen:
Zuvor eingesetzte Flugzeuge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Laufe ihres Bestehens betrieb Aero Lloyd auch folgende Flugzeugtypen:[12]
- Douglas DC-9-30
- McDonnell Douglas DC-9-82 (MD-82)
- McDonnell Douglas DC-9-83 (MD-83)
- Sud Aviation Caravelle
Aero Lloyd Austria
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Aero Lloyd Austria Luftfahrt GmbH[13] wurde im Frühjahr 2003 von Aero Lloyd (mit einer Beteiligung von 48,75 %) und privaten Investoren (51,25 % Michael Wolkenstein/Satel Filmproduzent) gegründet und erhielt am 29. April 2003 eine österreichische Luftfahrtlizenz.[13]
Da Aero Lloyd lediglich eine Minderheitsbeteiligung hielt, war Aero Lloyd Austria von der Insolvenz der deutschen Gesellschaft nicht betroffen. Der Flugbetrieb musste aber trotzdem eingestellt werden, da alle Flugzeuge von Aero Lloyd Deutschland angemietet waren.
Im November 2003 übernahm dann Niki Lauda die Mehrheit an der Aero Lloyd Austria,[14] (insgesamt übernahm er 78 %, u. a. auch die Anteile von Michael Wolkenstein) um eine neue Billigfluggesellschaft aufzubauen, die dann mit zwei ehemaligen Aero-Lloyd-Airbussen am 28. November 2003 ihren ersten Flug für Thomas Cook nach Teneriffa durchführte. 2017 musste die NIKI Luftfahrt GmbH ebenfalls Insolvenz anmelden.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Enttäuschung und Wut bei Aero Lloyd. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Oktober 2003, abgerufen am 17. April 2018.
- ↑ Schönes Gefühl. In: Der Spiegel. Nr. 34, 1978 (online).
- ↑ a b Aero Lloyd geht an den Start. Hamburger Abendblatt, 2. April 1981, abgerufen am 28. April 2014.
- ↑ Mehrfach notgelandet. Der Tagesspiegel, 17. Oktober 2003, abgerufen am 28. April 2015.
- ↑ Torsten Weigelt: Der Bellheim von Oberursel. Frankfurter Rundschau, 4. Februar 2004, abgerufen am 11. Mai 2015.
- ↑ Charter will Linie werden In: Die Zeit, Nr. 2/1988
- ↑ Einrichtung von Linienflügen
- ↑ Rosinen picken. In: Der Spiegel. Nr. 35, 1988 (online).
- ↑ Schwerer Start der Lufthansa-Konkurrenten. In: Der Spiegel. Nr. 34, 1989 (online).
- ↑ Burkhard Kieker: Wie Geisterflugzeuge. In: Die Zeit, Nr. 52/1988
- ↑ Am Boden zerstört. In: Die Welt. 17. Oktober 2003.
- ↑ Ulrich Klee, Frank Bucher et al.: jp airline-fleets international, diverse Jahrgänge, Zürich-Airport.
- ↑ a b Veröffentlichung der Entscheidungen der Mitgliedstaaten über die Erteilung oder den Widerruf von Betriebsgenehmigungen nach Artikel 13 Absatz 4 der Verordnung (EWG) Nr. 2407/92 über die Erteilung von Betriebsgenehmigungen an Luftfahrtunternehmen (2003/C 156/03) (PDF), abgerufen am 6. Oktober 2009
- ↑ Luftverkehr – Lauda übernimmt Mehrheit an Aero Lloyd Austria. FAZ Finance, abgerufen am 6. Oktober 2009.