Fulda (Fluss) – Wikipedia

Fulda
Die Fulda bei Bad Hersfeld

Die Fulda bei Bad Hersfeld

Daten
Gewässerkennzahl DE: 42
Lage Hessen, Niedersachsen (Deutschland)
Flusssystem Weser
Abfluss über Weser → Nordsee
Quelle auf der Wasserkuppe
(südöstliche Fuldaquelle)
50° 29′ 31″ N, 9° 57′ 12″ O
Quellhöhe 850 m ü. NHN
Zusammenfluss in Hann. Münden mit der Werra zur WeserKoordinaten: 51° 25′ 16″ N, 9° 38′ 53″ O
51° 25′ 16″ N, 9° 38′ 53″ O
Mündungshöhe 116,5 m ü. NHN
Höhenunterschied 733,5 m
Sohlgefälle 3,3 ‰
Länge 220,4 km[1]
Einzugsgebiet 6.946,592 km²[1]
Abfluss am Pegel Hettenhausen[2]
AEo: 55,5 km²
Lage: 202 km oberhalb der Mündung
NNQ (25.08.1976)
MNQ 1972/2012
MQ 1972/2012
Mq 1972/2012
MHQ 1972/2012
HHQ (28.09.2007)
80 l/s
172 l/s
930 l/s
16,8 l/(s km²)
14,1 m³/s
30,4 m³/s
Abfluss am Pegel Grebenau[3][4]
AEo: 2975 km²
Lage: 55,5 km oberhalb der Mündung
NNQ (08.07.1952)
MNQ 1951/2015
MQ 1951/2015
Mq 1951/2015
MHQ 1951/2015
HHQ (24.01.1995)
2,5 m³/s
7,41 m³/s
26 m³/s
8,7 l/(s km²)
222 m³/s
690 m³/s
Abfluss am Pegel Guntershausen[4]
AEo: 6366 km²
Lage: 43,99dep1 oberhalb der Mündung
NNQ (16.09.1959)
MNQ 1941/2015
MQ 1941/2015
Mq 1941/2015
MHQ 1941/2015
HHQ (17.05.1943)
7,36 m³/s
17 m³/s
57,2 m³/s
9 l/(s km²)
392 m³/s
2800 m³/s
Abfluss(extrapoliert)[1][5][6]
AEo: 6.946,6 km²
an der Mündung
MNQ 1961/1990
MQ 1961/1990
Mq 1961/1990
18,739 m³/s
66,924 m³/s
9,6 l/(s km²)
Linke Nebenflüsse Fliede, Lüder, Schlitz, Jossa, Aula, Eder
Rechte Nebenflüsse Haune, Pfieffe, Losse
Großstädte Kassel
Mittelstädte Fulda, Bad Hersfeld, Baunatal, Hann. Münden
Kleinstädte Gersfeld, Schlitz, Bebra, Rotenburg an der Fulda, Melsungen
Schiffbarkeit 109 km[7]; Bundeswasserstraße ab km 0,0 bei Mecklar,[8] durchgehende Fahrgast- und Sportschifffahrt ab Kassel
Lage nordwestliche Fuldaquelle:
50° 29′ 40″ N, 9° 56′ 42″ O
Das Einzugsgebiet der Fulda (hervorgehoben)

Das Einzugsgebiet der Fulda (hervorgehoben)

Die Fulda ist der 220,4 km[1] lange linke Quellfluss der Weser. Sie entspringt im hessischen Teil der Rhön an der Wasserkuppe und endet zwischen Kaufunger Wald und Reinhardswald in der Dreiflüssestadt Hann. Münden (Niedersachsen), wo sie sich mit der von rechts kommenden Werra zur Weser vereinigt.

Die 6.947 km² Einzugsgebiet entwässernde Fulda ist zwar der kürzere der beiden Weser-Quellflüsse, führt am Zusammenfluss aber etwas mehr Wasser. Davon entstammt wiederum etwa die Hälfte der Eder, die ihr erst im Unterlauf zufließt.

Die Fulda ist innerhalb Hessens der Fluss mit der größten Fließlänge.

Die beiden Quellen der Fulda, die auf dem Südhang der Wasserkuppe (950,2 m) auf jeweils rund 850 m ü. NHN[9] liegen, befinden sich zwischen Poppenhausen-Abtsroda und Gersfeld-Obernhausen.

Die Geo-Koordinaten der Fuldaquellen:

  • Die südöstliche Fuldaquelle () liegt etwa 1.400 m südöstlich des Berggipfels[9]; auf diese gefasste Quelle bezieht sich die Flusskilometrierung.
  • Die nordwestliche Fuldaquelle () liegt etwa 700 m südöstlich des Berggipfels.[9]

Zu erreichen sind die Fulda-Quellen über die Landesstraße 3068, die bei Hilders-Dietges die Bundesstraße 458 kreuzt und als Teil des Hochrhönrings in Richtung Süden über Abtsroda vorbei an den Fuldaquellen nach Obernhausen zur B 284 führt.

Auf der Tafel an der Wasserkuppe steht folgendes Gedicht:

Hier halte Rast! Dich labt die Quelle
der Fulda, die mit klarer Welle
den Berggruß rauschend trägt einher,
sie wächst zur Werra hingezogen,
zum Deutschen Strom und senkt die Wogen
als Weser schiffbelebt ins Meer.

Von der Wasserkuppe fließt die Fulda zuerst in südlicher Richtung vorbei am Feldberg nach Gersfeld und hat bis dorthin nach nur etwa 6 km Flusslänge schon 368 m Höhenunterschied überwunden. Von dort aus fließt sie einige Kilometer in westlicher Richtung nach Eichenzell, knickt dort nach Norden ab und erreicht danach auf 275 m Höhe die Stadt Fulda.

Linker Hand der Fulda liegt hier der Vogelsberg und rechter Hand die Kuppenrhön. Etwas weiter nördlich erreicht sie den kleinen Ort Lüdermünd (Stadtteil von Fulda), wo die Lüder einmündet, dann die Stadt Schlitz, wo ihr die Schlitz zufließt, danach den Ort Niederaula (Ortsteil Niederjossa), wo die Jossa einmündet und noch weiter nördlich Bad Hersfeld, wo ihr die Haune, der Geisbach und die Solz zufließen.

Nachdem die Fulda zwischen Knüllgebirge und Seulingswald durchgeflossen ist, mündet von links der Rohrbach. Danach erreicht die Fulda über Bebra und Rotenburg a.d. Fulda die Ortschaft Malsfeld, wo ihr die Beise zufließt. Bei Obermelsungen mündet die Pfieffe, in Melsungen der Kehrenbach. Danach fließt ihr die Mülmisch leicht südlich von Körle zu.

Das Fuldaknie ist eine Biegung des Flusses in der Nähe der Stadt Bebra. Zwischen dem Knüllgebirge und dem Seulingswald in nordöstliche Richtung fließend, macht der Fluss vor dem Stölzinger Gebirge eine Biegung in nordwestliche Richtung.

Nach zwei Flussschleifen bei Guxhagen mündet bei Grifte, einem Ortsteil von Edermünde, von Südwesten her kommend die Eder, der größte und die Fulda an Wasserführung übertreffende Nebenfluss ein, der hier 0,75 km länger ist als die Fulda in ihrem bisherigen Lauf und der beim Zusammenfluss im Gegensatz zur Fulda seine Richtung nicht ändert. Noch etwas weiter nördlich fließen in Kassel unter anderen Drusel (Kleine Fulda), Ahne, Wahle, Losse und Nieste ein.

Von Kassel fließt die Fulda, abgesehen von einer Flussschleife, zwischen Reinhardswald im Nordwesten und Kaufunger Wald im Südosten als Grenzfluss zu Süd-Niedersachsen durch ein oftmals enges und recht stark gewundenes Durchbruchstal, in dem ihr bei Fuldatal-Simmershausen die Espe zufließt.

Rund 32 km unterhalb bzw. nordöstlich von Kassel erreicht das Wasser der Fulda schließlich das in Südniedersachsen gelegene Hann. Münden, wo sie sich auf 116,5 m Höhe mit der Werra zur Weser vereinigt.

Landschaftsbild

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fulda verläuft nahezu auf ihrer gesamten Strecke in dem mehr oder weniger tief von ihr ausgewaschenen Fuldatal, in dem sie sich hauptsächlich durch den Buntsandstein kämpft. Dieses Tal, zu dessen beiden Seiten zumeist ausgedehnte Wälder und teils hohe Berge aufragen, öffnet sich eigentlich nur im weitläufigen Kasseler Talkessel.

In ihrem zumeist steil abfallenden Oberlauf beträgt die Talbreite teils nur wenige Meter bis hin zu 250 m und später bis zu 500 m. Bei Eichenzell bzw. Fulda weitet sich das Tal noch etwas, um sich danach wieder zwischen den Berghängen durchzuzwängen.

Um Bad Hersfeld und Bebra ist das Tal maximal 1,3 km breit und bei Guxhagen wieder nur wenige Hundert Meter.

Erst an der Einmündung der Eder, vor allem aber bei Kassel im Bereich der Karls- und Fuldaaue, durchfließt die Fulda in ihrer Flussniederung eine bis zu 3 km breite Ebene. Nach dieser Großstadt zwängt sie sich bis Hann. Münden wieder durch ein enges Tal, das oft nur wenige hundert Meter breit ist.

Wirtschaftliche Nutzung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schifffahrtsweg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Personenschifffahrt auf der Fulda
StreckeLua-Fehler in Modul:Vorlage:BS/Alt-Text, Zeile 114: attempt to perform arithmetic on local 'split1' (a nil value)
Rehbein-Linie zur Weser
Haltepunkt / HaltestelleHaltepunkt / Haltestelle Streckenanfang
K & K Söllner PS Münden
Haltepunkt / HaltestelleStrecke
Simmershausen
Haltepunkt / HaltestelleHaltepunkt / Haltestelle
Spiekershausen
Haltepunkt / Haltestelle StreckenendeHaltepunkt / Haltestelle
Rehbein-Linie Kassel
Lua-Fehler in Modul:Vorlage:BS/Alt-Text, Zeile 114: attempt to perform arithmetic on local 'split1' (a nil value)Haltepunkt / Haltestelle
Orangerie
Lua-Fehler in Modul:Vorlage:BS/Alt-Text, Zeile 114: attempt to perform arithmetic on local 'split1' (a nil value)Haltepunkt / Haltestelle Streckenende
K & K Söllner PS Siebenbergen
Schleuse in Rotenburg aus dem 17. Jahrhundert (außer Betrieb)

Landgraf Moritz von Hessen ließ die Fulda in den Jahren 1601 und 1602 bis Hersfeld schiffbar machen (in Rotenburg existiert noch eine Schleuse aus dieser Zeit). Dazu ließ er im Vorfeld die „Fulda-Stromkarte“ von Joist Moers anfertigen. Landgraf Moritz befuhr selbst als erster im Jahre 1601 den Fluss bis Bebra, anschließend fuldaabwärts bis Rotenburg und weiter bis Kassel. An diese denkwürdige Fahrt erinnert die Tafel am Schloss Rotenburg direkt neben der Rotenburger Schleuse. Die Schiffe hatten damals meist eine Länge von 20 bis 24 m und waren nur 1,30 bis 1,50 m breit. An Aufbauten gab es ein Vorder- und ein Hinterkastell zum Übernachten der Schiffer. Die Fuldaschiffe konnten 250 bis 350 Zentner laden, waren mit zwei bis drei Mann besetzt und verfügten über Segel und Mast. Flussabwärts ging es meist mit eigener Kraft. Wo die Strömung nicht stark war, zum Beispiel vor den Durchlässen bzw. Schleusen, mussten die Schiffer staken, das heißt, das Schiff mit langen eisenbeschuhten Stangen vom Grunde abstoßen und vorwärtsschieben. Erlaubte es der Wind, so wurde vom Segel Gebrauch gemacht. Wenn die Schiffe auf Sandbänken und sonstigen Untiefen hängen blieben, mussten die Schiffknechte ins Wasser und schieben.

Stromaufwärts war die Sache schwieriger. Hier wurden die Schiffe von ein oder zwei Paar Pferden an langen Leinen gezogen. Die Gespanne gingen hierbei am Ufer auf dem Treidelpfad. Er war meist befestigt und verlief, je nach Geländeverhältnissen, am rechten oder linken Ufer entlang. Beim Seitenwechsel gingen die Pferde kurzerhand durch das Wasser. Im Winter wurden sie im Schiff auf die andere Seite befördert. Die Gespanne für die landgräflichen Schiffe mussten in der Regel die anliegenden Dörfer stellen.

Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) vernichtete die junge Fuldaschifffahrt fast vollkommen. Erst Landgraf Carl von Hessen-Kassel blieb es dann wiederum vorbehalten, die Schifffahrt zu neuen Höhen zu führen. Warenumschlagplätze (Schlagden) gab es in Melsungen, Rotenburg und Hersfeld.

In Melsungen lebten im Jahr 1805 noch fünfzig Schifferfamilien. Auf dem Bad Hersfelder Stadtfriedhof erinnert noch ein Grabstein einer Schifferfamilie an diese Zeit. Die Fuldaschifffahrt kam aber ab 1849 wieder zum Erliegen, als die Bahnstrecke Bebra–Baunatal-Guntershausen gebaut wurde.

Die Fulda wurde ab 1890 durch den Bau von Staustufen reguliert; so entstanden zwischen Bebra und Kassel 5 sowie zwischen Kassel und Hann. Münden 8 Staustufen mit Nadelwehren, deren schlechte Bausubstanz und gefährliche Bedienungsweise seit den 1970er Jahren einer Erneuerung bedurfte. Einige wurden restauriert oder komplett neu gebaut, andere hingegen völlig abgerissen, so dass es heute im Fulda-Unterlauf ab Kassel nur noch 5 Staustufen gibt: Kassel, Wahnhausen, Wilhelmshausen, Bonaforth und Hann. Münden. Die höchste davon befindet sich unweit von Kassel – flussabwärts – bei Wahnhausen (bis 1980 erbaut): Sie weist 8,48 m Fallhöhe auf. Das zweifeldrige Walzenwehr in Kassel (1912) wurde von 1991 bis 1993 restauriert. Dadurch kann die Fulda von Kassel bis Hann. Münden als Schifffahrtsweg genutzt werden: In der warmen Jahreszeit verkehren dort einige Motorschiffe (Ausflugsverkehr), Ruder-, Paddel- und Sportboote. Die Kasseler Stadtschleuse von 1913 ist aktuell (2021) außer Betrieb, die Wiedereröffnung ist für Mai 2023 geplant[10].

32 km Flussstrecke vom Zusammenfluss mit der Werra bis oberhalb Kassel zählen zu den nicht klassifizierten Bundeswasserstraßen, die dem allgemeinen Verkehr dienen, die restlichen 77 km bis Mecklar dienen als sonstige Binnenwasserstraße des Bundes.[8] Zuständig hierfür ist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser. Die Kilometrierung der Fulda beginnt am Wehr in Mecklar bei Kilometer 0 und endet am Zusammenfluss mit der Werra bei km 108,78.

Anfang des 20. Jahrhunderts sollte die Fulda Teil eines gigantischen Kanalsystems werden. So wurde der Bau einer Wasserstraße von der Nord- bzw. Ostsee bis zum Schwarzen Meer (über Weser, Fulda, Kinzig, Main und Donau) geplant. Teilweise waren bis zu 8 km lange Tunnel zur Unterquerung der Mittelgebirgszüge vorgesehen. Bei Bergshausen (etwa 10 km südöstlich von Kassel) wurde sogar mit dem Bau einer Talsperre begonnen. Ende der 1920er Jahre wurden jegliche Arbeiten und Planungen eingestellt.

Die Schleusen der Fulda (siehe hierzu auch obigen Abschnitt Schifffahrtsweg) sind (flussabwärts betrachtet):[11]

Name der Schleuse Wasser­straßen­kilometer Daten Bau­jahr
Schleuse Neumorschen 26,589 L 28 m / B 4,40 m / Hub- bzw. Fallhöhe 1,30 m 1752
Schleuse Melsungen 42,445 L 24 m / B 4,40 m / Hub- bzw. Fallhöhe 1,10 m 1752
Schleuse Guxhagen 61,083 L 24 m / B 4,40 m / Hub- bzw. Fallhöhe 1,20 m 1752
Schleuse Neue Mühle/Kassel 75,770 L 24 m / B 4,60 m / Hub- bzw. Fallhöhe 1,35 m 1752
Stadtschleuse Kassel 81,276 L 85 m / B 10 m / Drempeltiefe 1,50 m[12] / Hub- bzw. Fallhöhe 2,84 m 1913, stillgelegt seit 2016[13]
Neue Stadtschleuse Kassel 81,276 L 35 m[13] / B 6,75 m[13] / Drempeltiefe 1,50 m[14] / Hub- bzw. Fallhöhe 2,84 m 2023[13]
Schleuse Wahnhausen 93,48 L 35 m / B 6,75 m / Hub- bzw. Fallhöhe 8,50 m 1980
Schleuse Wilhelmshausen 101,50 L 35 m / B 7,50 m / Hub- bzw. Fallhöhe 2,44 m 1988
Schleuse Bonaforth 105,271 L 35 m / B 7,50 m / Hub- bzw. Fallhöhe 2,41 m 1990
Fuldaschleuse Hannoversch Münden 108,247 L 58 m / B 8,60 m / Hub- bzw. Fallhöhe 2,86 m 1897

Fuldakraftwerke

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

aktuelle Wasserkraftanlagen an der Fulda sind unter anderem:

Ort Leistung
[MW]
Betreiber in Betrieb seit
Rotenburg a.d. Fulda, Flusskraftwerk[15] 0,32 Kraftwerk Haag GbR 1943
Kassel, Niederzwehren, Kraftwerk Neue Mühle 0,20 Städtische Werke Kassel 1999
Kassel, Wasserkraftanlage „Vogt'sche Mühle“[16] 0,60 Lange-Spohr 1958
Fuldatal, Laufwasserkraftwerk Wahnhausen 4,00 Statkraft 1980
Hann. Münden, Wasserkraftwerk[17] 0,22 Wasserkraftwerk GmbH Kürschner 1998

Die älteste Erwähnung des Namens findet sich in einer Urkunde des fränkischen Hausmeiers Karlmann aus dem Jahr 744. Dieser verschenkt auf Bitten des Bonifatius einen Ort, genannt Eihloha, „in ripa fluminis Fuldae“ für die Gründung des Klosters Fulda. In späteren Urkunden findes sich verbreitet die Namensform Uulta, so schon in einer Schenkungsurkunde an das Kloster aus dem Jahr 751 „iuxta fluvio, quod dicitur Uulta, in silva Bochonia“. Zusammensetzungen mit althochdeutsch aha, fließendes Waser, als Uuldaha oder Fuldaha, werden gedeutet als eingefügt zur Unterscheidung zum Kloster und der späteren Stadt Fulda. Bereits die althochdeutsche Form wird als Fulda erschlossen. Für diesen Namen gibt es mehrere Deutungen. Eine Hypothese leitet es ab von altsächsisch folda, in der Bedeutung Erde, Land (vgl. hochdeutsch Feld), also „Landfluss“ oder „Feldfluss“. Dafür spricht, dass es Gewässernamen ähnlicher Form (Fold, Folda, Fulda) auch in Skandinavien gibt.[18] Eine andere leitet den Namen ab von einem (erschlossenen) alten Adjektiv *fuldo, analog *fulla, zu hochdeutsch voll, da der Fluss an den meisten Stellen sein recht enges Tal fast ausgefüllt habe. Dies wird dann als Bildung analog zum Gewässernamen der Volme (von *Fulmana) gedeutet.[19]

Nach einer These des Sprachforschers Edward Schröder wurde der Quelllauf der Fulda früher Gersfelder Wasser[20] genannt, der anschließende Flussabschnitt Wanne. Auch den Namen der Stadt Gersfeld leitet er, über die historisch bezeugte Namensform Geresfeld (von 944), ab von einem historischen Gewässernamen *Gerisa ab, aus dem dann Gersfelder Wasser geworden sei. Diese Ableitungen wurden von späteren Forschern, etwa dem Philologen Hans Kuhn, bestritten. Dieser hält die Alternative, dass der Name Fulda ab dem Zusammenfluss der Quellbäche Wanne und Fliede üblich gewesen sei, für wahrscheinlicher, möglicherweise sei sogar von Anfang an der gesamte Lauf von der Quelle an schon Fulda genannt worden.[21] Dies wurde später auch von Jürgen Udolph unterstützt.[22] Die Namensform Gersfelder Wasser ist, abseits von Schröder und daraus zitierenden Werken, nur sehr selten bezeugt.

Im Kasseler Stadtgebiet existiert noch heute die Kleine Fulda, der Unterlauf der Drusel. Der Name stammt aus der historischen Entwicklung der Karlsaue, als diese noch im Rahmen eines Binnendeltas zu beiden Seiten von der Fulda umflossen wurde. Der westliche Flussarm hieß Kleine Fulda. Mit der weiteren Entwicklung bzw. Gestaltung der Parkanlagen im Mittelalter wurde dieser Arm teilweise zugeschüttet und im ehemaligen Flussbett der Kleinen Fulda der Küchengraben angelegt, ein sehr langgestreckter, nach wie vor vorhandener Teich. Das nördliche Ende des Arms ist immer noch – kanalisiert – als Drusel-Unterlauf erhalten und trägt den Namen Kleine Fulda.

Der Zusammenfluss eines Fulda- und Werra-Armes in Hann. Münden am Sydekumturm, der nach knapp 200 Metern in die Werra mündet, wird ebenfalls als Kleine Fulda bezeichnet.

Alter Weserstein in Hann. Münden
Neuer Weserstein in Hann. Münden

Am Zusammenfluss von Fulda und Werra, durch den in Hann. Münden die Weser entsteht, steht seit 1899 der alte Weserstein mit der Aufschrift:

Wo Werra sich und Fulda küssen
Sie ihre Namen büßen müssen,
Und hier entsteht durch diesen Kuss
Deutsch bis zum Meer der Weser Fluss.

Nebenan steht seit 2000 der neue Weserstein, dessen Aufschrift ironisch humorvoll über Fulda, Werra und Weser fabuliert.

Mit einem Abfluss von etwa 67 m³/s im Jahresmittel kann die Fulda einen höheren Abfluss aufweisen als die Werra, die länger ist und noch im ersten Jahrtausend namentlich nicht von der Weser unterschieden wurde. Ähnlich wie bei der Aare, die erst nach der Aufnahme von Reuss und Limmat auf ihren letzten Flusskilometern mehr Wasser als der Rhein aufweisen kann, wächst auch die Fulda erst durch die deutlich mehr Wasser führende Eder stark an, während sie auf dem größten Teil ihres Flusslaufes unter den Dimensionen der stetig anwachsenden Werra bleibt. Am Grebenauer Pegel, kurz oberhalb der Edermündung, beträgt der Abfluss im Jahresmittel 26,5 m³/s.

Der Betrieb der Edertalsperre dämpft die Hochwasser der Fulda. Ihre Zerstörung im Zweiten Weltkrieg sorgte für die mit Abstand größte Flut an den Ufern des Flusses. Am Pegel Guntershausen wurde der Abfluss am 1. Mai 1943 auf 2800 m³/s geschätzt.[23] Die beiden nächstkleineren Werte von 980 (9. Februar 1946) und 968 m³/s (1. Januar 1926) liegen ebenfalls einige Dekaden zurück. Der vierthöchste Abflusswert wurde mit 747 m³/s am 24. Januar 1995 erreicht.

Die wichtigsten Zuflüsse der Fulda sind:

Zur besseren Übersicht bzw. zur Sortierung flussabwärts ist pro Fließgewässer in die DGKZ-Ziffer nach der Zahl „42“, die für die Fulda steht, jeweils ein Bindestrich eingefügt. Die „Fulda-km“ berechnen sich aus der Differenz der 220,4 km Gesamtlänge zur jeweiligen auf WRRL[1] ablesbaren Mündungsentfernung.

Name Lage Länge
[km]
Einzugsgebiet
[km²]
Abfluss
(MQ) [l/s]
Mündung
auf Fulda-km
Mündungshöhe
[m. ü. NHN]
DGKZ

Schmalnau links 10,7 29,413 474 17,6 348 42-12
Lütter rechts 17,5 50,686 672 22,6 308 42-14
Fliede (Rüppersbach) links 22,1 271,424 3.627 32,8 261 42-2
Giesel links 7,2 42,596 295 34,9 253 42-32
Lüder links 36,4 190,001 2.306 51,4 233 42-36
Rombach rechts 9,1 22,052 135 63,3 220 42-38
Schlitz links 43,3 314,572 3.715 65,7 218 42-4
Schwarzbach rechts 10,0 25,528 142 74,0 212 42-52
Jossa links 22,9 122,004 780 77,8 210 42-54
Aula links 22,6 124,787 919 83,7 206 42-56
Geisbach links 22,1 76,227 576 100,3 198 42-596
Haune rechts 66,5 498,965 4.113 100,5 198 42-6
Solz rechts 21,4 91,517 682 103,5 196 42-712
Rohrbach links 18,0 73,9 487 108,1 193 42-714
Ulfe rechts 10,6 71,542 552 116,3 186 42-72
Solz rechts 10,2 20,016 158 118,3 186 42-732
Bebra rechts 10,0 18,197 113 119,8 186 42-734
Haselbach rechts 11,9 31,537 221 121,7 185 42-74
Gude rechts 9,4 19,113 140 128,6 182 42-752
Beise links 20,9 63,204 447 145,1 180 42-76
Pfieffe rechts 21,5 117,082 1.235 150,8 173 42-78
Kehrenbach rechts 12,1 36,228 359 154,1 167 42-792
Mülmisch rechts 13,8 35,554 372 160,5 160 42-794
Schwarzenbach rechts 6,7 12,029 172,9 150 42-798
Eder links 176,1 3.360,966 34.791 175,3 143 42-8
Bauna links 17,2 47,37 334 178,3 142 42-92
Grunnelbach links 9,2 24,143 150 188,9 137 42-94
Drusel* (Kleine Fulda) links 11,4 11,042 96 192,4 136 42-952
Wahlebach rechts 16,6 37,944 354 193,5 136 42-954
Ahne* links 21,5 41,332 296 193,4 136 42-958
Losse rechts 28,9 120,576 1.418 195,4 135 42-96
Nieste rechts 21,8 88,131 921 195,8 135 42-98
Espe links 8,6 24,313 160 203,6 132 42-992
Osterbach links 7,3 18,199 146 210,8 125 42-994

*: Einzugsgebiet und Abfluss sind etwas größer als die Angabe in der Tabelle, da die Unterläufe mit Fulda-Abschnitten zusammengefasst werden!

Insbesondere geht aus der Tabelle hervor, dass die Eder beim Zusammenfließen mit der Fulda mit 176,1 km gegenüber 175,3 km knapp länger ist als diese. Da überdies das Einzugsgebiet der Eder mit 3360,966 km² die 2996,704 km²[1], die die Fulda vor dem Zusammenfließen umfasst, übersteigt und auch die Abflussmenge der Eder bis dort größer ist (MQ: 34.791 l/s[24] gegenüber 27.018 l/s[25][1]), müsste man die historisch als „Nebenfluss“ aufgefasste Eder also mindestens als gleichberechtigten Hauptfluss des Fulda-Systems ansehen.

Wasserqualität

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gewässergüte der Fulda, ermittelt nach dem Saprobiensystem, erreichte im Jahr 1994 und 2000 weit überwiegend die Gewässergüteklasse II (mäßig belastet), dies entspricht dem anzustrebenden Zielwert für Flüsse. Dem gegenüber war die Gewässerstrukturgüte, ein Maß für die Natürlichkeit und den Ausbaugrad des Gewässerbetts, noch fast durchgehend schlechter, überwiegend in den Klassen „deutlich verändert “ oder „stark verändert“.[26] Noch 1976 war die Gewässergüte auf längeren Strecken, etwa unterhalb der Kläranlage der Stadt Fulda und in und unterhalb der Stadt Kassel kritisch belastet (Gewässergüteklasse II-III), hatte sich also, vor allem durch den Neubau und die Optimierung von Kläranlagen, deutlich verbessert.[27] Seit 2000 wird der Zustand der Fließgewässer in Hessen nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie auf anderer methodischer Grundlage ermittelt. Dabei wird an vielen Messstellen an der Fulda derzeit sowohl der gute ökologische Zustand wie der gute chemische Zustand, der jeweils gesetzlich anzustreben wäre, verfehlt. Bei den chemischen Werten sind insbesondere zu hohe Gehalte an Herbiziden wie Isoproturon, von Fluoranthen und der als Imprägnier- und Feuerlöschmittel eingesetzten Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) problematisch.[28]

flussabwärts sortiert

Wiesenmühle an der Fulda westlich der Innenstadt von Fulda
Mündung der Schlitz (links) in die Fulda bei Hutzdorf
Die Fulda zwischen Lispenhausen und Rotenburg
Blick auf das Fulda-Tal vom Viadukt der Eisenbahnstrecke Bebra–Kassel bei Baunatal-Guntershausen (Sept. 2006)
  • Martin Eckoldt (Hrsg.): Flüsse und Kanäle, Die Geschichte der deutschen Wasserstraßen. DSV-Verlag 1998.
  • Winfried Reiner: Die Wasserstraße Fulda. In: Zeitschrift für Binnenschifffahrt. Dezember 1993, S. 22–26.
  • Hersfelder Zeitung: Mein Heimatland, Band 40, Nr. 9, September 2001
Commons: Fulda (Fluss) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Pegel bei Kämmerzell auf der Seite des HLNUG
  • Pegel bei Bronnzell auf der Seite des HLNUG
  • Pegel bei Hettenhausen auf der Seite des HLNUG
  • Pegel bei Unter-Schwarz auf der Seite des HLNUG


Einzelnachweise und Anmerkungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f g Gewässerkartendienst des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hinweise)
  2. Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Weser-Ems 2012. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, S. 124, abgerufen am 4. Oktober 2017 (PDF, deutsch, 6523 kB).
  3. Der Pegel Grebenau liegt unmittelbar oberhalb der Edermündung
  4. a b Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Weser-Ems 2015. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, S. 128 & 129, abgerufen am 7. März 2021 (PDF, deutsch, 6395 kB).
  5. Die MNQ-Werte umfassen den 20-jährigen Zeitraum 1979/1998.
  6. Gewässersteckbrief und Maßnahmenprogramm 42.1 (Memento vom 1. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) (Hinweise) → Übersicht über alle hessischen Flusssysteme (PDF, 1,7 MB) Fulda/Wahnhausen
  7. Längen (in km) der Hauptschifffahrtswege (Hauptstrecken und bestimmte Nebenstrecken) der Binnenwasserstraßen des Bundes (Memento vom 21. Januar 2016 im Internet Archive), Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
  8. a b Verzeichnis E, Lfd.Nr. 17 und Verz. F der Chronik (Memento vom 22. Juli 2016 im Internet Archive), Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
  9. a b c Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  10. https://www.kassel.de/pressemitteilungen/juni/start-neubau-stadtschleuse.php
  11. Verzeichnis der Schleusen von Weser, Werra und Fulda (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive), abgerufen am 2. April 2014
  12. Europäischer Schiffahrts- und Hafenkalender (WESKA) 2012. Herausgeber: Verein für europäische Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e. V., Binnenschiffahrts-Verlag GmbH, Duisburg-Ruhrort. S. A484
  13. a b c d Thomas Siemon: Die Eröffnung der Kasseler Stadtschleuse erfolgte am 16. Juni 2023. In: HNA. kasselwasser, 18. Juni 2023, abgerufen am 27. Oktober 2023.
  14. Joachim Bürgel, Wolfgang Dünkel: Die neue Stadtschleuse Kassel an der Fulda. VDE Bezirksverein Kassel e.V., 15. Januar 2024, abgerufen am 28. Oktober 2024.
  15. Kraftwerk Haag GbR: Technische Daten Kraftwerk Haag. (PDF) In: Wasserkraftwerk Haag. 1. Juni 2010, abgerufen am 19. November 2017.
  16. Thomas Siemon: Aus Fullewasser wird hier Strom. Vogt'sche Mühle produziert Elektrizität für 670 Haushalte – Den Standort gab es schon im 12. Jahrhundert. In: HNA Hessische Allgemeine. 11. August 2015.
  17. Dominik Großpietsch: Der Mann für den Strom. Dietmar Kürschner leitet das familienbetriebene Wasserkraftwerk in Münden. In: HNA Mündener Allgemeine. Nr. 268, 18. November 2017, S. 2.
  18. vgl. etwa Hans Kuhn: Hadbarden und Hadraumer. In Kleine Schriften. Aufsätze und Rezensionen aus den Gebieten der germanischen und nordischen Sprach-, Literatur- und Kulturgeschichte, Dritter Band. Walter de Gruyter Berlin/New York 1972. ISBN 3-11-004109-X
  19. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Etymologie der Gewässernamen und der dazugehörigen Gebiets-, Siedlungs- und Flurnamen. Walter de Gruyter Berlin/Boston 2014. ISBN 978-3-11-019039-7. S. 158.
  20. Edward Schröder: Bachnamen und Siedlungsnamen in ihrem Verhältnis zueinander. In: Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Neue Folge • Band III, Nr. 1. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1940, OCLC 66243000, S. 15.
  21. Hans Kuhn (1968): Der Horizont unserer Flußnamengebung. Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 97 (3): 161-175.
  22. Jürgen Udolph: Namenkundliche Studien zum Germanenproblem. De Gruyter, Berlin/New York 1994. (Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Ergänzungsband 9). ISBN 3-11-014138-8. Abschnitt G: Suffixbildungen, S. 207.
  23. Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Weser-Ems 2008 Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, abgerufen am 22. Januar 2016 (PDF, deutsch, 6184 kB).
  24. Gewässersteckbrief und Maßnahmenprogramm 428.1 (Memento vom 1. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) (Hinweise) → Übersicht über alle hessischen Flusssysteme (PDF, 1,7 MB) untere Eder
  25. Gewässersteckbrief und Maßnahmenprogramm 42.3 (Memento vom 1. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) (Hinweise) → Übersicht über alle hessischen Flusssysteme (PDF, 1,7 MB) Fulda/Rotenburg
  26. Biologische Gewässer- und Strukturgüte in Hessen 2000, Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie.
  27. Biologische Gewässeruntersuchungen in Hessen 1999/2000, Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie.
  28. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, mit Bewertung des ökologischen Zustands der hessischen Fließgewässer und Bewertung des chemischen Zustands der hessischen Fließgewässer als Karte (download).