Giessen (Aare) – Wikipedia

Giessen
Rohrer Giessen (Oberlauf), Steinerkanal (Mittellauf)
Brücke bei Rupperswil

Brücke bei Rupperswil

Daten
Gewässerkennzahl CH: 1974
Lage Jurasüdfuss

Schweiz

Flusssystem Rhein
Abfluss über Aare → Rhein → Nordsee
Quelle im Oberen Schachen bei Rohr (Aarau)
47° 24′ 13″ N, 8° 4′ 15″ O
Quellhöhe 361 m ü. M.
Mündung bei Rupperswil in den neuen Seitenarm rechts der AareKoordinaten: 47° 24′ 41″ N, 8° 8′ 16″ O; CH1903: 652773 / 251423
47° 24′ 41″ N, 8° 8′ 16″ O
Mündungshöhe 352 m
Höhenunterschied 9 m
Sohlgefälle 1,3 ‰
Länge 7,1 km[1]
Einzugsgebiet 30,49 km²[1]
Abfluss[2]
AEo: 30,49 km²
an der Mündung
MQ
Mq
450 l/s
14,8 l/(s km²)
Gemeinden Aarau, Rupperswil
Der Steinerkanal bei Rupperswil

Der Steinerkanal bei Rupperswil

Giessen (Aare) (Kanton Aargau)
Giessen (Aare) (Kanton Aargau)
Quelle
Mündung
Kanton Aargau
Quelle und Mündung des Giessen

Der Giessen – oder «Rupperswiler Giessen» – ist ein etwa sieben Kilometer langes Fliessgewässer in der Auenlandschaft an der Aare bei Aarau und Rupperswil im Kanton Aargau. Er ist ein rechter Zufluss der Aare und ein flaches, mittleres Fliessgewässer des kollinen, karbonatischen Mittellands.[3]

Der Bachgraben entstand einerseits durch natürliche Quellaustritte und andererseits durch flussbauliche Arbeiten im 19. und 20. Jahrhundert. Der Oberlauf wird vom Rohrer Giessen gebildet und der Mittellauf vom «Steinerkanal» am Wasserkraftwerk der Spinnerei Steiner in Rupperswil.[4]

Der Gewässername «Giessen» kommt in den Auenlandschaften entlang der Aare bei zahlreichen Bächen vor, die mit Grundwasseraustritten entspringen, so wie bei der Giesse in Münsingen.

Das Gewässer entspringt aus mehreren Quellen in der flachen Schachenlandschaft bei Rohr. Die kurzen Bäche, deren wichtigster der Rohrer Giessen ist, mündeten bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einen Seitenarm der Aare, die sich in der breiten Auenlandschaft im Aaretal zwischen Aarau und Wildegg als wilder Fluss bei Hochwasser ausbreiten und verzweigen konnte. Seit dem Bau des Kraftwerks Rupperswil-Auenstein um 1945 liegt der Fluss in einem künstlichen Kanal auf der linken Seite der Ebene und ist durch einen hohen Seitendamm von der tieferen Aue rechts davon abgetrennt. Die Quellbäche und der neue Entwässerungskanal neben dem Leitdamm, der auch Hauptgiessen oder Sammelgiessen genannt wird, münden bei Rupperswil im Gebiet Unterer Schachen in den Fabrikkanal der ehemaligen Spinnerei Steiner. Unterhalb der alten Fabrikanlage mündet der Rupperswiler Dorfbach von rechts in den Kanal, der danach mit dem Namen «Giessen» einen Kilometer weiter durch den Auwald im Oberen Faarschachen fliesst und in einen neuen Seitenarm der Aare mündet.

Das Gewässer ist ein wichtiges Element der Naturlandschaft bei Rohr und Rupperswil im Landschaftsprojekt Auenschutzpark Aargau.[5] In der Landschaft «Aarschächli», einem alten Seitenarm der Aare, befindet sich ein national bedeutendes Amphibienlaichgebiet.[6] Ein ausgedehnter Teil des Aaretales entlang der Giesse gehört zur Landschaft «Aarau - Rupperswil», die im Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung verzeichnet ist.[7]

Das 30,49 km² grosse Einzugsgebiet des Giessens wird durch ihn über den über die Aare und den Rhein zur Nordsee entwässert.

Es grenzt

  • im Südosten an das Einzugsgebiet des Aabachs, der in die Aare mündet;
  • im Südwesten an das der Wyna, die über die Suhre in die Aare entwässert;
  • im Westen an das der Suhre direkt und
  • ansonsten an das der Aare direkt.

Das Einzugsgebiet besteht zu 49,9 % aus bestockter Fläche, zu 28,7 % aus Landwirtschaftsfläche, zu 20,4 % aus Siedlungsfläche und zu 1,0 % aus unproduktiven Flächen.

Die mittlere Höhe des Einzugsgebiets beträgt 419,4 m ü. M.[8]

  • Neunäuglerbach (rechts), 0,8 km
  • Bibersteiner Giessen (rechts), 1,4 km
  • Baumann Giessen[9] (rechts), 0,7 km
  • Rohrer Giessen (rechts), 1,8 km
  • Aarschächli 1 (links). 0,7 km
  • Dorfbach (rechts), 6,0 km, 15,26 km²

An der Mündung des Giessens in die Aarebeträgt seine modellierte mittlere Abflussmenge (MQ) 450 l/s. Sein Abflussregimetyp ist pluvial inférieur[10] und seine Abflussvariabilität[11] beträgt 25.

Der modellierte monatliche mittlere Abfluss (MQ) des Giessens in l/s[2]
  • Willy Pfister: Rupperswil. Vom alten zum neuen Dorf seit 1800. Band III, Rupperswil 1968, S. 39–82.
  • Gerhard Ammann, André Schenker: Der Auenschutzpark Aarau-Wildegg. Ein Jahrhundertwerk. In: Aarauer Neujahrsblätter, 75. Jahrgang, 2001, S. 16–41.

Einzelnachweise

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  1. a b Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
  2. a b Mittlere Abflüsse (m³/s) und Abflussregimetyp für das Gewässernetz der Schweiz (Bundesamt für Umwelt BAFU)
  3. Fliessgewässertypisierung der Schweiz: Gewässertyp Nr. 14
  4. Aue Aarau-Wildegg auf ag.ch, abgerufen am 9. Juli 2023.
  5. Auenschutzpark auf auenstein.ch.
  6. Aarschächli, Objektblatt AG644 im Bundesinventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung.
  7. Objektblatt AG401 im Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung.
  8. Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Giessen
  9. Linke Abzweigung des Rohrer Giessens
  10. „Versteckt hinter den Mittelwerten“ – die Variabilität des Abflussregimes, S. 7
  11. Die Abflussvariabilität beschreibt das Ausmass der Schwankungen des mittleren Abflusses einzelner Jahre um den langjährigen mittleren Abflusswert.