Seevogel des Jahres – Wikipedia
Mit der Kampagne Seevogel des Jahres, hebt der in Hamburg gegründete Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur seit 2014 eine See- oder Küstenvogelart hervor, um damit auf die Gefährdung der Seevögel und des maritimen Ökosystems aufmerksam zu machen.
Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anfang des 20. Jahrhunderts gründete sich der Verein Jordsand, um die Übernutzung der Seevogelkolonien durch Eiersammler, Abschuss seltener Arten, Putzmacher und den zunehmenden Tourismus in den Brut- und Rastgebieten zu reduzieren. Er setzte sich für die verbliebenen Restbestände ein. Die heutigen Nationalparks, Naturschutz und das Weltnaturerbe dienen heute dazu die Bestände zu schützen.
Im Hinblick auf seine Hundertjahrfeier hebt der Verein mit dieser Kampagne die neuen Gefährdungen hervor, die den Seevogelschutz heute neu definieren.[1]
Bisherige Preisträger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | deutscher Name | wissenschaftlicher Name | Abbildung | Begründung |
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2014 | Austernfischer[2][3] | Haematopus ostralegus | ||
2015 | Brandseeschwalbe[4][5] | Thalasseus sandvicensis | ||
2016 | Basstölpel[6][7] | Morus bassanus | ||
2017 | Eisente[8][9] | Clangula hyemalis | ||
2018 | Sandregenpfeifer[10] | Charadrius hiaticula | ||
2019 | Eiderente[11][12] | Somateria mollissima | ||
2020 | Flussseeschwalbe[13][14] | Sterna hirundo | Die Art ist auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands und seit 2007 mit 9.000 – 10.500 Brutpaaren als stark gefährdet eingestuft. Ihre Brutplätze liegen mit circa 20 Zentimeter über dem Mittleren Hochwasser und sind damit durch Uferbefestigungen, den steigenden Meeresspiegel und die weitere Elbvertiefung zukünftig besonders bedroht.[13] | |
2021 | Weißwangengans[15][16] | Branta leucopsis | In Deutschland sind zwei Populationen anzutreffen, eine besteht aus 25 % der circa 1,4 Millionen Wintergäste aus dem Nordwesten Russlands, die andere ist eine seit den 1970er Jahren vom Ostseeraum auf das Wattenmeer ausgedehnte Brutpopulation. Zwei weitere kleinere Populationen leben im Nordatlantik (Grönland und Svalbard). Die wieder wachsende Populationsgröße und lange Verweildauer der Wintergäste an der Nordseeküste führen zu einem steigenden Druck auf die landwirtschaftlich genutzten Flächen und bilden damit auch das Zentrum des Konflikts zwischen Landwirtschaft und Naturschutz an der Wattenmeerküste.[17] Damit wurde diese Ausrufung zum Seevogel des Jahres 2021 von bäuerlichen Interessensverbänden als Provokation empfunden.[15] | |
2022 | Eissturmvogel[18][19] | Fulmarus glacialis | Der Eissturmvogel lebt über dem offenen Meer und geht nur zum Brüten an Land. In Deutschland existiert seit 1972 nur eine kleine Brutkolonie auf Helgoland. Bis 2005 stieg die Zahl der Brutpaare auf 121 und fiel besonders von 2011 bis 2021 auf 25 Brutpaare ab. Damit ist das ohnehin beschränkte Brutvorkommen in Deutschland bedroht, aber international wird der Eissturmvogel derzeit nicht auf der Roten Liste (Kategorie „LC – nicht gefährdet“) geführt.[18][19] | |
2023 | Brandseeschwalbe[20] | Thalasseus sandvicensis | In der Brutzeit 2022 war die Brandseeschwalbe von einer noch nie dagewesenen Vogelgrippe-Epidemie betroffen. In Nordwest-Europa starben zigtausende Vögel. Das war für den Naturschutzverein Jordsand Anlass, die vom Aussterben bedrohte Vogelart zum Seevogel des Jahres 2023 zu ernennen, obwohl ihr dieser Titel bereits 2015 zuerkannt worden war.[21] Zu den Hauptgefahren der Brandseeschwalbe gehören Störungen durch Menschen, Prädatoren, die industrielle Überfischung ihrer Nahrungsfische und Folgen des Klimawandels. Diese führen etwa zu häufigeren Sturmfluten während der Brutzeit („Kükenfluten“) und sind für den Nachwuchs ein tödliches Risiko. Sandaale sind eine wesentliche Nahrung für den Nachwuchs. Ihre Verfügbarkeit hängt u. a. von der Wasserqualität ab. Die Schlickverklappung im Zuge einer Elbevertiefung stellt eine weitere Gefahr für das Überleben der Art dar.[21] | |
2024 | Sterntaucher[22][23] | Gavia stellata | Ein erheblicher Teil des Europäischen Winterbestandes des Sterntauchers überwintert in der offenen Nordsee und ernährt sich von fettreichen Fischarten. Die Begründung betont die ökologische Bedeutung des Sterntauchers und seine Abhängigkeit von bestimmten Lebensräumen, während gleichzeitig auf mögliche Bedrohungen durch den geplanten Ausbau der Offshore Windkraft hingewiesen wird.[24] | |
2025 | Lachmöwe[25] | Chroicocephalus ridibundus | Obwohl die Lachmöwe in Deutschland nicht auf der Roten Liste steht, verlagern sich ihre rückläufigen Brutbestände vom Binnenland an die Küsten.[26] |
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Eckhart Schrey: Editorial. In: Verein Jordsand (Hrsg.): SEEVÖGEL: Zeitschrift des Vereins Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V. Band 34, Heft 4, Dezember 2014, ISSN 0722-2947, S. 149.
- ↑ Harro Müller: Austernfischer ist Seevogel des Jahres 2014: Der „Kliip-kliip-kliip“ fliegt in die Kriese. In: Verein Jordsand (Hrsg.): SEEVÖGEL: Zeitschrift des Vereins Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V. Band 34, Heft 4, Dezember 2014, ISSN 0722-2947, S. 152–153.
- ↑ Seevogel des Jahres 2014. In: jordsand.de. Abgerufen am 26. Dezember 2018.
- ↑ Harro H. Müller: Seevogel des Jahres 2015: Die brandseeschwalbe – sensibel und selten. In: Verein Jordsand (Hrsg.): SEEVÖGEL: Zeitschrift des Vereins Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V. Band 35, Heft 4, Dezember 2014, ISSN 0722-2947, S. 4–6.
- ↑ Seevogel des Jahres 2015. In: jordsand.de. Abgerufen am 26. Dezember 2018.
- ↑ Harro H. Müller: Der Basstölpel ist Seevogel des Jahres 2016. In: Verein Jordsand (Hrsg.): SEEVÖGEL: Zeitschrift des Vereins Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V. Band 36, Heft 4, Dezember 2015, ISSN 0722-2947, S. 4–6.
- ↑ Seevogel des Jahres 2016. In: jordsand.de. Abgerufen am 26. Dezember 2018.
- ↑ Thomas Heinicke: Die einst häufigste Meeresente in Trouble. In: Verein Jordsand (Hrsg.): SEEVÖGEL: Zeitschrift des Vereins Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V. Band 37, Heft 4, Dezember 2016, ISSN 0722-2947, S. 4–9.
- ↑ Seevogel des Jahres 2017. In: jordsand.de. Abgerufen am 26. Dezember 2018.
- ↑ Seevogel des Jahres 2018. In: jordsand.de. Abgerufen am 26. Dezember 2018.
- ↑ Nele Markones, Georg Nehls, Kai Borkenhagen, Monika Dorsch & Katharina Fließbach: Die Eiderente – Seevogel des Jahres 2019. In: Verein Jordsand (Hrsg.): SEEVÖGEL: Zeitschrift des Vereins Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V. Band 39, Heft 4, Dezember 2018, ISSN 0722-2947, S. 4–9.
- ↑ Seevogel des Jahres 2019. In: jordsand.de. Abgerufen am 26. Dezember 2018.
- ↑ a b Sebastian Conradt: Die Flussseeschwalbe – Seevogel des Jahres 2020. In: Verein Jordsand (Hrsg.): SEEVÖGEL: Zeitschrift des Vereins Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V. Band 40, Heft 4, Dezember 2019, ISSN 0722-2947, S. 4–6.
- ↑ Seevogel des Jahres 2020. In: jordsand.de. Abgerufen am 7. Dezember 2019.
- ↑ a b Peter Prokosch: Mehr Schutz von Wiesenvögeln und Weißwangengänsen mit Lösungen für extensive Landwirtschaft verbinden – Die Weißwangengans ist Seevogel des Jahres 2021. In: Verein Jordsand (Hrsg.): SEEVÖGEL: Zeitschrift des Vereins Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V. Band 41, Heft 4, Dezember 2020, ISSN 0722-2947, S. 4–6.
- ↑ Weißwangengans ist Seevogel des Jahres 2021. In: jordsand.eu. Abgerufen am 18. Dezember 2020.
- ↑ Elke Brüser: Die Nonnen kommen. In: www.fluegelschlag-birding.de. 16. November 2018, abgerufen am 13. Januar 2021.
- ↑ a b Stefan Garthe: Der Eissturmvogel ist Seevogel des Jahres 2022 - Ein Hochseevogel wird zum Anzeiger für den Zustand der Meeresumwelt. In: Verein Jordsand (Hrsg.): SEEVÖGEL: Zeitschrift des Vereins Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V. Band 42, Heft 4, Dezember 2021, ISSN 0722-2947, S. 4–6.
- ↑ a b Der Eissturmvogel ist Seevogel des Jahres 2022. In: jordsand.eu. Abgerufen am 4. Dezember 2021.
- ↑ Die Brandseeschwalbe ist Seevogel des Jahres 2023. In: jordsand.eu. Abgerufen am 1. Dezember 2022.
- ↑ a b Die Brandseeschwalbe ist Seevogel des Jahres 2023. In: www.jordsand.de. Verein Jordsand, 1. Dezember 2022, abgerufen am 24. November 2024.
- ↑ Birgit Kleinschmidt, Petra Quillfeldt: Der Eissturmvogel ist Seevogel des Jahres 2024. In: Verein Jordsand (Hrsg.): SEEVÖGEL: Zeitschrift des Vereins Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V. Band 44, Heft 3/4, Dezember 2023, ISSN 0722-2947, S. 7–11.
- ↑ Der Sterntaucher ist Seevogel des Jahres 2024. jordsand.de, 27. November 2023
- ↑ Veit Henning: Der Eissturmvogel ist Seevogel des Jahres 2024. In: Verein Jordsand (Hrsg.): SEEVÖGEL: Zeitschrift des Vereins Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V. Band 44, Heft 3/4, Dezember 2023, ISSN 0722-2947, S. 11.
- ↑ Stefan Garthe, Ulrike Kubetzki: Die Lachmöwe – Seevogel des Jahres 2025. Die besten Jahre sind vorbei: großräumige Rückgänge und neue Gefahren. In: Verein Jordsand (Hrsg.): SEEVÖGEL: Zeitschrift des Vereins Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V. Band 45, Heft 4, November 2024, ISSN 0722-2947, S. 4–7.
- ↑ Editorial. In: Verein Jordsand (Hrsg.): SEEVÖGEL: Zeitschrift des Vereins Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V. Band 45, Heft 4, November 2024, ISSN 0722-2947, S. 2–3.