Teruel – Wikipedia
Gemeinde Teruel | ||
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Teruel – Stadtansicht | ||
Wappen | Karte von Spanien | |
Basisdaten | ||
Land: | Spanien | |
Autonome Gemeinschaft: | Aragonien | |
Provinz: | Teruel | |
Comarca: | Comunidad de Teruel | |
Gerichtsbezirk: | Teruel | |
Koordinaten: | 40° 21′ N, 1° 6′ W | |
Höhe: | 915 msnm | |
Fläche: | 440,41 km² | |
Einwohner: | 35.900 (1. Jan. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 82 Einw./km² | |
Gründung: | 1171 | |
Postleitzahl(en): | 44001 | |
Gemeindenummer (INE): | 44216 | |
Verwaltung | ||
Bürgermeisterin: | Emma Buj | |
Website: | sede.teruel.es/portal/ | |
Lage des Ortes | ||
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Teruel ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der autonomen Region Aragonien im östlichen Zentrum von Spanien und hat 35.900 Einwohner (Stand 1. Januar 2022). Sie ist eines der wenigen städtischen Zentren in der insgesamt bevölkerungsschwachen Serranía Celtibérica. Das einzigartige Ensemble der Mudéjar-Architektur in Teruel wurde im Jahre 1986 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Die Stadt liegt am Camino del Cid.
Lage und Klima
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Teruel liegt am Zusammenfluss des Río Guadalaviar und des Río Alfambra; danach heißt der Fluss Turia. Die Stadt liegt in ca. 915 bis 930 m Höhe und ist gut 300 km (Fahrtstrecke) in östlicher Richtung von Madrid entfernt. Das Klima ist gemäßigt bis warm; Regen (ca. 415 mm/Jahr) fällt übers Jahr verteilt.[2] Der Gerichtsbezirk von Teruel umfasst insgesamt 115 Gemeinden, das Verwaltungsgebiet insgesamt 46 Gemeinden.
Bevölkerungsentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | 1857 | 1900 | 1950 | 2000 | 2017 | 2023 |
Einwohner | 9.509 | 10.797 | 18.745 | 30.491 | 35.484 | 36.267[3] |
Die Mechanisierung der Landwirtschaft sowie die Aufgabe bäuerlicher Kleinbetriebe und der daraus resultierende Verlust an Arbeitsplätzen haben seit Beginn des 19. Jahrhunderts zu einer Landflucht und zu einem deutlichen Bevölkerungswachstum der Stadt geführt. In den 1970er Jahren wurden überdies mehrere Orte im Umland (Aldehuela, Campillo, Castralvo, Caudé, Tortajada, Valdecebros und Villalba Baja) eingemeindet.
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Teruel war und ist das merkantile, handwerkliche und dienstleistungsmäßige Zentrum einer Vielzahl von vorrangig landwirtschaftlich orientierten Dörfern und Gemeinden im Umland. Früher spielten auch der Abbau von Kohle und Tonerden eine gewisse Rolle; in der Umgebung gibt es mehrere Kraftwerke. Der Tourismus spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Flugzeugfriedhof
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Flughafen Teruel dient primär als Flugzeugfriedhof und ist aufgrund seiner günstigen Mietkosten und günstiger klimatischer Bedingungen ein stark nachgefragter Standort zum Abstellen von temporär nicht benötigten europäischen Flugzeugen, etwa in Krisenzeiten. Auch das Zerlegen und Verwerten von letztlich nicht mehr benötigten und zu unwirtschaftlich gewordenen Flugzeugen, der Verkauf und Versand von Ersatzteilen sowie die Verschrottung von ausgedienten Flugzeugen finden sich in der Nachbarschaft des Flughafens.[4][5] Passagierverkehr findet nicht statt.[6] Auch das von der Bundesregierung ausgemusterte Regierungsflugzeug vom Typ Airbus A340, die „Konrad Adenauer“, wird – nachdem die Lufthansa Technik diese im März 2024 erworben hatte – zur weiteren Verwertung nach Teruel verbracht.[7]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gegend um Teruel ist seit den Zeiten der Iberer besiedelt und wurde später von den Römern besetzt; aus dieser Zeit sind die Ortsnamen Turba und Turboleta überliefert. Von den Westgoten sind keine Spuren erhalten. Im 8. Jahrhundert drangen die arabisch-maurischen Heere bis weit in den Norden der Iberischen Halbinsel vor. Wahrscheinlich unter König Alfonso II. wurde die Region im Jahr 1171 christlich. Für seine Teilnahme an mehreren Kriegen zwischen den Königreichen Kastilien und Aragón erhielt Teruel im Jahr 1347 die Stadtrechte.[8]
Während des Spanischen Bürgerkrieges, in dem auch Teruel heftig umkämpft war (Schlacht von Teruel), traten u. a. aus Barcelona herangeführte Internationale Brigaden in die Kämpfe ein. Die Stadt wechselte mehrfach den Besitzer, wodurch sie praktisch vollständig zerstört wurde, bis General José Enrique Varela sie vom Río Alfambra aus eroberte.[9] In der Schlacht von Teruel wurde das deutsche Junkers-Ju-87-Sturzkampfflugzeug erstmals eingesetzt. Nach der endgültigen Eroberung am 22. Februar 1938 durch Francos Truppen nutzte die Legion Condor auch kurzfristig den nördlich in Caudé gelegenen Flugplatz.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben den Mudéjar-Bauwerken, zu denen die Kathedrale Santa Maria und die Türme der Kirchen El Salvador, San Martín und San Pedro zählen, gehört auch das Mausoleum Los amantes de Teruel, das paläontologische Zentrum Dinópolis mit einer vielfältigen Fauna zu den touristischen Attraktionen der Stadt.
Am 7. Juli wird jährlich Teruels Patronatsfest mit charakteristischer Musik (Charanges), nächtlichen Tänzen und Stieren, die durch das Stadtzentrum getrieben werden, gefeiert. Teruel ist für seinen luftgetrockneten Schinken, seinen jamón serrano, berühmt.
In der Nähe von Teruel wurde bis 2020 das Braunkohlekraftwerk Teruel betrieben, dessen Kamin mit 343 Metern Höhe zu den höchsten Bauwerken in Europa gehört.
An der A-23, ca. 10 km nordwestlich von Teruel, befindet sich seit 2013 ein Flugzeugfriedhof. Die Abstellflächen des Aeropuerto Teruel werden für vorübergehend stillgelegte oder ausrangierte Flugzeuge genutzt.
Söhne und Töchter der Stadt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Clemens VIII. (Gegenpapst) (1369–1446), Gegenpapst, nach seinem Rücktritt, seit 1429, legitimer Bischof von Palma de Mallorca
- Pascual Liñán (1775–1855), Offizier
- Segundo de Chomón (1871–1929), Filmpionier
- Gregorio Jover (1891–1964), Anarchist
- Antón García Abril (1933–2021), Komponist
- Enrique de la Mata Gorostizaga (1933 – 1987), Rechtsanwalt, Politiker und Diplomat
- Javier Navarrete (* 1956), Komponist
- Luis Milla (* 1966), Fußballspieler und -trainer
- Javier Sierra (* 1971), Journalist und Schriftsteller
- David Civera (* 1979), Popsänger
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website der Stadt Teruel
- Offizielle Tourismusseite von Teruel
- Mudéjar-Architektur in Teruel, ARD-Mediathek, SWR vom 30. März 2017 (Video ca. 15 Min.)
- La Torre de El Salvador, Webseite zum Mudéjar-Turm (engl.)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Cifras oficiales de población de los municipios españoles en aplicación de la Ley de Bases del Régimen Local (Art. 17). Instituto Nacional de Estadística (Bevölkerungsstatistiken des Instituto Nacional de Estadística, Stand 1. Januar 2022).
- ↑ Daten und Graphen zum Klima und Wetter in Teruel. In: Climate Data (de). 1. März 2024, abgerufen am 7. April 2024.
- ↑ Bevölkerungsentwicklung (Demografia de Teruel). In: Foro Ciudad (span). 16. März 2024, abgerufen am 7. April 2024.
- ↑ Der Flugzeugparkplatz in Teruel (Video). In: ARD-Tagesthemen. 21. Juni 2020, abgerufen am 7. April 2024.
- ↑ Flugzeug-Lager Teruel: Wo Jumbos zum Leben erweckt werden. In: Tagesschau. 11. März 2023, abgerufen am 7. April 2024.
- ↑ Miquel Ros: Teruel Airport has no passengers, but it's running out of space | CNN. In: cnn.com. 22. Juni 2020, abgerufen am 7. April 2024 (englisch).
- ↑ Früherer Regierungsjet „Konrad Adenauer“ wird ausgeschlachtet. In: SPIEGEL Online. 1. März 2024, abgerufen am 7. April 2024.
- ↑ Teruel - Geschichte (Su Historia Teruel, Aragón) (span) ( vom 8. Mai 2021 im Internet Archive), abgerufen am 7. April 2024
- ↑ Teruel – eisige Wende im Spanischen Bürgerkrieg. In: WELT Online. 21. September 2021, abgerufen am 7. April 2024.