Zizenhausen – Wikipedia

Zizenhausen
Stadt Stockach
Ehemaliges Wappen der Gemeinde Zizenhausen
Koordinaten: 47° 52′ N, 9° 0′ OKoordinaten: 47° 52′ 27″ N, 9° 0′ 14″ O
Höhe: 533 m ü. NHN
Fläche: 2,1 km²
Einwohner: 1310
Bevölkerungsdichte: 624 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Postleitzahl: 78333
Vorwahl: 07771
Lage im Stadtgebiet
Lage im Stadtgebiet

Zizenhausen ist ein Stadtteil von Stockach im baden-württembergischen Landkreis Konstanz in Deutschland.

Die ehemals selbständige Gemeinde Zizenhausen liegt rund ein Kilometer nördlich der Stockacher Stadtmitte im Tal der Stockacher Aach.

Im Norden von Zizenhausen liegt der Stadtteil Hoppetenzell, im Osten erhebt sich die bis zu 645,4 m ü. NHN hohe Hildesburg, im Süden liegt Stockach, und im Westen grenzt der Weiler Windegg an Zizenhausen.

Zu Zizenhausen gehören das Dorf Zizenhausen, die Weiler Bleiche, Schmelze und Windegg sowie die Wohnplätze Altsegge und Ebenehof.

Der 1227 als „Zitzenhausen“ genannte Ort gehörte mit allen Rechten der Landgrafschaft Nellenburg. Das Niedergericht wurde 1787 dem Landrichter Carl Anton von Krafft, seit 1781 Grundherr daselbst, überlassen.[1] 1806 kam die bis dahin vorderösterreichische Grafschaft Nellenberg zu Württemberg.

Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts bestand in Zizenhausen ein Hüttenwerk. 1808 erwarb der württembergische Staat die Anlagen (Hochofen mit Balggebläse, zwei Frischfeuer, ein Wärmefeuer sowie eine wasserbetriebene Groß- und Kleinhammerschmiede) von den bisherigen Eigentümern Krafft und Salis und baute das Werk weiter aus.[2]

Durch den Staatsvertrag vom 2. Oktober 1810 fiel Zizenhausen an Baden. Das Hüttenwerk war von 1828 bis 1833 an den Maschinenfabrikanten Freiherr von Eichthal aus St. Blasien verpachtet, von 1833 bis 1859 an die fürstlich-fürstenbergische Hüttenverwaltung. 1866 wurde der Hüttenbetrieb als unrentabel eingestellt.[3][4][5]

Am 1. Januar 1974 wurde Zizenhausen nach Stockach eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

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Jahr 1852 1871 1880 1890 1900 1910 1925 1933 1939 1950 1956 1961 1970 2016 2017 Ref.
Einwohnerzahl 1171 1053 1050 1051 1102 1155 1131 1171 1199 1276 1275 1356 1322 1309 1332 [6][7]
weiblich 621 585 578 566 608 612 594 583 604 666 670 701 683 [8]
männlich 550 468 472 485 494 543 537 588 595 610 605 655 639
römisch-katholisch 1091 1141 1197 1145 [9][10]
evangelisch 39 126 132 152
sonstige Konfession/en 1 9 27 25
Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung
Partei[11] 1919
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 52,2 %
Deutsche Demokratische Partei (DDP) 11,9 %
Zentrumspartei (Z) 34,8 %
Bürgerpartei (BP) / Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 1,1 %
Reichstagswahl
Partei[12] 1932
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 6,4 %
Deutsche Demokratische Partei (DDP) / Deutsche Staatspartei (DStP) 1,3 %
Zentrumspartei (Z) 32,0 %
Deutschnationale Volkspartei (DNVP) / Christliche Volkspartei (CVP) 0,5 %
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) 23,7 %
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) 34,6 %
Sonstige Parteien 1,5 %
Landtagswahlen
Partei[13] 1952 1956 1960 1964 1968
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) 40,3 % 46,7 % 37,7 % 43,6 % 43,0 %
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 40,0 % 36,1 % 47,1 % 47,2 % 36,3 %
Demokratische Volkspartei (DVP) / Freie Demokratische Partei (FDP) 10,3 % 6,7 % 7,9 % 7,2 % 8,9 %
Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) 3,0 % 1,4 % 1,3 % 0,7 %
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) 6,4 % 9,1 %
Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) 3,2 %
sonstige Parteien 5,9 % 1,3 % 8,6 %
Bundestagswahlen
Partei[14] 1949 1953 1957 1961 1965 1969
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) 53,4 % 61,1 % 53,6 % 44,3 % 49,1 % 49,8 %
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 28,0 % 26,8 % 34,6 % 40,6 % 40,1 % 42,9 %
Demokratische Volkspartei (DVP) / Freie Demokratische Partei (FDP) 9,5 % 4,1 % 8,4 % 8,7 % 8,4 % 4,9 %
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) 3,4 %
Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE) 2,2 % 1,1 %
Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) 0,2 % 2,0 %
sonstige Parteien 9,1 % 2,4 % 2,3 % 6,4 % 2,2 % 0,5 %
Wappen der ehemaligen Gemeinde Zizenhausen
Wappen der ehemaligen Gemeinde Zizenhausen
Blasonierung: „Unter goldenem (gelbem) Schildhaupt, darin eine liegende vierendige blaue Hirschstange, in Silber ein rot bezungter schwarzer Eberrumpf.“[15]
Wappenbegründung: Die Hirschstange symbolisiert die frühere Zugehörigkeit Zizenhausens zur Grafschaft Nellenburg.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Zizenhauser Jenisch

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Das Zizenhauser Jenisch ist eine alte schwäbische Sondersprache der Jenischen, das heißt von „fahrenden“ Bevölkerungsgruppen oder von deren ortsfesten Nachfahren, mit leichten mundartlichen Verschiebungen in Zizenhausen, Eningen, Lützenhardt und Wolfach sowie einigen Orten im ehemaligen Jagstkreis gesprochen wurde.[16]

Beispiele[17]

Substantive: barba = alter Mann, barbere = alte Frau, combarin = Frau, flepp = Ausweispapier, gängling = Uhr, goof = böses Kind, granchen = Zuchthaus, kant = Stube, kipp = Hund, moosmichel = Geldbeutel, obermann = Hut, plamp = Bier, rötling = Blut, scheinling = Auge, schix = Mädchen, sprauß = Wald, trittling = Schuh und weißling = Ei
Verben: acheln = essen, butten = viel essen, daißen = schlachten, feberen = schreiben, funken = brennen, guffen = prügeln, losere = hören und schwechen = trinken
Zahlen: ollif = eins, bess = zwei, gimel = drei, doles = vier, he = fünf, wow = sechs, soijn = sieben, chess = acht, tess = neun, jüd = zehn, nün = fünfzig und kuf = 100

Zizenhausener Terrakotten

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Die Zizenhausener Terrakotten, die der gelernte Kirchenmaler Anton Sohn (1769–1840) seit 1799 hier anfertigte, dokumentieren den Geschmack des Biedermeiers und zugleich den Zeitgeist des Vormärz. Ein Teil dieser von Sammlern hoch begehrten Tonfiguren ist im Schloss Zizenhausen und im Stockacher Stadtmuseum zu bewundern. Neben zahlreichen Darstellungen ist besonders der „Basler Totentanz“ bekannt.

Sehenswürdigkeiten

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Heidenhöhlen
  • Die Heidenhöhlen oder Heidenlöcher sind künstlich in den Felsen gehauene Gänge und Räume am Heidenbühl oberhalb des Weilers Bleiche.
  • Schloss Zizenhausen
  • Herz-Jesu-Kirche: 1895 im neugotischen Stil erbaut, Chorflankenturm nach 1913, Ausstattung aus der Erbauungszeit: Schnitzaltäre, Empore und Kanzel und figürliche Bemalung an der Wand um den Chorbogen

Wirtschaft und Infrastruktur

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Im August 1950 wurde Zizenhausen mit all seinen Ortsteilen an die gemeindeöffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen. Die Baukosten betrugen rund 750.000 DM.

Zizenhausen liegt an der Bundesstraße 313 (Plochingen → Stockach) sowie an der Bahnstrecke Radolfzell–Mengen, welche heute ohne Halt durch den Ort verläuft.

Zizenhausen wird über drei Haltestellen im Dorf regelmäßig durch die Buslinie 7391 Stockach – Zizenhausen – Meßkirch – Krauchenwies – Sigmaringen bedient.

Im Schülerverkehr bestehen weitere stündliche Verbindungen mit der Linie 104 Stockach – Zizenhausen – Windegg – Mahlspüren – Heudorf und vereinzelt mit der Linie 100s nach Zoznegg. Diese Orte sind ansonsten nur über einen Umstieg in Stockach oder Mühlingen-Mühlweiler erreichbar.

Zizenhausen gehört dem Verkehrsverbund-Hegau-Bodensee (VHB) an.

Die Stadt Stockach führt in Zizenhausen die „Anton-Sohn-Schule“, eine Grundschule für Kinder der Klassen 1 bis 4 aus Hoppetenzell, Mahlspüren im Hegau, Raithaslach und Zizenhausen.

Stockach war schon im 16. Jahrhundert eine bedeutende Poststation. Über Jahrhunderte liefen hier große, zwischenstaatliche Reiter- und Postkurse der Strecken Ulm-Basel, Stuttgart-Zürich und Wien-Paris zusammen. 1845 zählte die hiesige Posthalterei noch 60 Pferde.[18]

Privatpersonen mussten vor 1821 ihre Post auf der Stockacher Postanstalt selbst abgeben. Dann entstand durch die Einrichtung einer Amtsbotenanstalt die Möglichkeit, dass Privatpersonen ihre Post einem Amtsboten übergeben konnten. Dieser brachte die Post anfangs zweimal, später dreimal wöchentlich zur Stockacher Postexpedition. In den 1850er Jahren wurde die Amtbotenanstalt aufgrund stetig zunehmendem Schriftverkehr aufgehoben, ihre Dienste der Post übertragen und zum 1. Mai 1859 die Landpostanstalt ins Leben gerufen. Im Amtsbezirk Stockach wurde unter anderem folgender Botenbezirk eingerichtet:

  • Botenbezirk No. I, Montag/Mittwoch/Freitag: Stockach–Hindelwangen–Zizenhausen–Mahlspüren–Raithaslach–Münchhöf–Hoppetenzell–Stockach

Poststücke, die in die jeweilige Brieflade vor Ort eingeworfen worden waren, wurden vor der Weiterleitung vom Postboten mit einem Uhrradstempel, in Zizenhausen mit der 2., versehen.[19]

Am Rathaus beginnt und endet die Route 15 der „Hegauer Burgenwege“.

Persönlichkeiten

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Commons: Zizenhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Das Land Baden-Württemberg. Band VI. S. 784
  2. Uwe Fliegauf: Die Schwäbischen Hüttenwerke zwischen Staats- und Privatwirtschaft. Zur Geschichte der Eisenverarbeitung in Württemberg (1803-1945). (= Stuttgarter historische Studien zur Landes- und Wirtschaftsgeschichte 9). Ostfildern 2007, S. 432f.
  3. Otto Schuler und Helmut Gerber: Das Eisenwerk Zizenhausen. Seine Geschichte von der Übernahme durch das Land Württemberg im Jahre 1806 bis zu seiner Einstellung 1866 (I. Teil) (= Hegau – Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee. Band 17). Singen (Htwl.) 1964, S. 17 bis 32 (Online (pdf)).
  4. Otto Schuler und Helmut Gerber: Das Eisenwerk Zizenhausen. Seine Geschichte von der Übernahme durch das Land Württemberg im Jahre 1806 bis zu seiner Einstellung 1866 (II. Teil) (= Hegau – Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee. Band 18). Singen (Htwl.) 1964, S. 267 bis 288 (Online (pdf)).
  5. Otto Schuler und Helmut Gerber: Das Eisenwerk Zizenhausen. Seine Geschichte von der Übernahme durch das Land Württemberg im Jahre 1806 bis zu seiner Einstellung 1866 (III. Teil) (= Hegau – Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee. Band 20). Singen (Htwl.) 1965, S. 277 bis 300 (Online (pdf)).
  6. Bevölkerungsentwicklung bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 26. November 2018.
  7. Bevölkerungsentwicklung (interne Fortschreibung) bei www.stockach.de; abgerufen am 26. November 2018
  8. Geschlechterverteilung bei www.leograph-bw.de
  9. Religionszugehörigkeit bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 26. November 2018.
  10. Religionszugehörigkeit 1858 und 1925 bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 26. November 2018.
  11. Ergebnisse der Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 14. November 2018.
  12. Ergebnisse der Reichstagswahl am 31. Juli 1932 bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 22. November 2018.
  13. Ergebnisse der Landtagswahlen bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 12. November 2018.
  14. Ergebnisse der Bundestagswahlen bei www.leograph-bw.de; abgerufen am 14. November 2018.
  15. Wappenbeschreibung bei „Heraldy of the world“; abgerufen am 29. Januar 2024.
  16. J. C. Brunner: Zizenhausener Jenisch. In: Verein für Geschichte des Hegau e. V. (Hrsg.): Hegau – Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee. Band 6. Jan-Thorbecke-Verlag, Singen (Hohentwiel) und Konstanz 1958, S. 199 f.
  17. Hans Wagner: Aus Zizenhausens Vergangenheit: Jenisches Glossar. In: Verein für Geschichte des Hegau e. V. (Hrsg.): Hegau – Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee. Band 4. Jan-Thorbecke-Verlag, Stockach, Singen (Hohentwiel) und Konstanz 1957, S. 142 bis 145.
  18. Infotafel am heutigen Stockacher Postgebäude in der Schillerstraße
  19. Edwin Fecker: Der Landpostbezirk von Stockach im Rundschreiben Nr. 140 der „Arbeitsgemeinschaft Baden“ im Bund Deutscher Philatelisten e. V. (BDPh), Herbst 2004; Seite 1713ff