12-Stunden-Rennen von Reims 1964 – Wikipedia

Ferrari 250LM mit der Startnummer 7; Siegerwagen von Graham Hill und Joakim Bonnier
Ford GT40 mit der Startnummer 4 beim Goodwood Festival of Speed 2016; in Reims gefahren von Bruce McLaren und Phil Hill
Die noch existierenden Boxenanlagen des Circuit de Reims-Gueux

Das sechste 12-Stunden-Rennen von Reims, auch Championnat du Monde des Constructeurs Trophée France-Amérique, Les 12 Heures Internationales de Reims, fand am 5. Juli 1964 auf der Rennstrecke von Reims statt und war der 10. Wertungslauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft dieses Jahres.

Auch 1964 war die Weltmeisterschaft in erster Linie ein GT-Championat. Wie in den Jahren davor wurden GT-, Sportwagen- und Bergrennen zu einer Meisterschaft zusammengefügt. Fünf Sportwagenrennen waren vor der Veranstaltung in Reims bereits ausgefahren. Die Saisoneröffnung, das 2000-km-Rennen von Daytona, gewannen Pedro Rodríguez und Phil Hill auf einem von North American Racing Team gemeldeten Ferrari 250 GTO/64. Auch das zweite Saisonrennen fand in den Vereinigten Staaten statt. Das 12-Stunden-Rennen von Sebring endete mit dem Sieg von Mike Parkes und Umberto Maglioli im Werks-Ferrari 275P.

Die Targa Florio wurde von den Porsche-Werkspiloten Antonio Pucci und Colin Davis gewonnen. Es folgten Siege von Ludovico Scarfiotti und Nino Vaccarella beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring sowie von Jean Guichet und Vaccarella beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Beide Erfolge wurden auf einem Werks-Ferrari 275P erzielt.

1964 trug die Formel 1 den Weltmeisterschaftslauf zum Großen Preis von Frankreich auf der Rennstrecke von Rouen-les-Essarts aus. Damit auf der Rennbahn in der Nähe von Reims ebenfalls ein internationales Rennen zur Austragung kam, aktivierte der A.C. de Champagne das 12-Stunden-Rennen. Zum bislang letzten Mal war das Rennen 1958 gefahren worden. Zwei Wochen nach dem Langstrecken-Klassiker in Le Mans konnte auch die Veranstaltung im Département Marne mit einem ausgezeichneten Starterfeld aufwarten, obwohl die Werksmannschaft von Ferrari aus Termingründen auf ein Antreten verzichtete.

Der Sportwagenhersteller aus Maranello war jedoch durch die britische Rennmannschaft Maranello Concessionaires und Luigi Chinettis North American Racing Team prominent vertreten. Maranello Concessionaires meldete einen fabrikneuen Ferrari 250LM mit 3,3-Liter-V12-Motor für Graham Hill und Joakim Bonnier und einen 250 GTO/64 für Mike Parkes und Ludovico Scarfiotti. Ein 250LM und zwei GTO kamen vom North American Racing Team. Fahrer: John Surtees, Lorenzo Bandini, Pedro Rodríguez, Nino Vaccarella, Bob Grossman und Skip Hudson.

Nach den Ausfällen der neuen Ford GT40 in Le Mans war es der Teamführung rund um John Wyer klar, dass die Rennwagen noch Entwicklungszeit benötigten, um voll konkurrenzfähig zu werden. Wyer meldete die drei in Le Mans eingesetzten Fahrgestelle auch in Reims. Die Fahrerbesatzungen waren wie dort Bruce McLaren/Phil Hill, Richie Ginther/Masten Gregory sowie Richard Attwood und Jo Schlesser. Jeweils drei Werkswagen brachten die Teamleitungen von Alpine und Automobiles René Bonnet an die Strecke.

Der Rennverlauf

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Die Einzigartigkeit des 12-Stunden-Rennens von Reims war der Start um Mitternacht. Das Losfahren in der Nacht, ohne nennenswerte künstliche Beleuchtung, wurde durch das Prozedere des Le-Mans-Stars noch verschärft. Die ersten Runden waren geprägt von einem Dreikampf der beiden Ferrari-Piloten Graham Hill und John Surtees mit dem Ford von Richie Ginther. Knapp eine Stunde lang, bei Durchschnittsgeschwindigkeiten weit über 200 km/h, überholten sie die drei Fahrer vor der Virage de Thillois regelmäßig gegenseitig. Bis 1 Uhr 25 in der Früh dauerte der Dreikampf, dann musste Ginther mit Problemen an der Kraftübertragung am Ford die Box ansteuern.

Um 6 Uhr, nachdem sie Sonne längst aufgegangen war, führte John Surtees mit einem Vorsprung von 56 Sekunden auf Joakim Bonnier, dem Teamkollegen von Graham Hill. Zu diesem Zeitpunkt war die drei Werks-GT40 und beiden Shelby Daytonas ausgefallen. Der durchaus spannende Rennverlauf in den unterschiedlichen Rennklassen, trat gegen das bis Rennschluss dauernde Duell der beiden Ferrari 250LM in den Hintergrund. Alle vier beteiligte Fahrer fuhren Rekordrunde auf Rekordrunde. Die Führung wechselte vor allem durch die unterschiedlichen Boxenstopp-Taktiken. Knapp vor 11 Uhr kam Surtees zum Nachtanken an Box. Dabei mussten jedoch auch die Belege an den Vorderbremsen gewechselt werden. Obwohl die N.A.R.T.-Mechaniker schnell arbeiteten, verlor das Team dabei zwei Minuten. Mit neuen Bremsbelegen schien Surtees das Unmögliche möglich machen zu können. Er holte in kurzer Zeit enorm viel Zeit auf Bonnier auf, teilweise war er fünf Sekunden pro Runde schneller als der Schwede. Als Bonnier eine halbe Stunde vor Rennende zum letzten Tankstopp an die Boxen kam und den Wagen wieder an Hill übergab, ging Surtees in Führung. Er hatte alle notwendigen Stopps absolviert und hätte ohne weiteres Anhalten das Rennen zu Ende fahren können. Mehr als eine Stunde hatte er den Ferrari am und teilweise über dem Limit bewegt und dabei die Fahrzeugtechnik extrem gefordert. Bei Surtees letztem Stopp wurde aus Zeitgründen auf einen Reifenwechsel verzichtet, das rächte sie jetzt. 10 Minuten vor Schluss kam er mit einem platten linken Vorderreifen an die Box. Als er auf die Strecke zurückkehrte, hatte er 1 ½ Runden Rückstand auf den Hill/Bonnier-Ferrari und das Rennen war entschieden.

Schlussklassement

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Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Fahrzeug Runden
1 P + 3.0 7 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Maranello Concessionaires Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Graham Hill
SchwedenSchweden Joakim Bonnier
Ferrari 250LM 296
2 P + 3.0 8 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten N.A.R.T. Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John Surtees
ItalienItalien Lorenzo Bandini
Ferrari 250LM 295
3 GT 3.0 25 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Maranello Concessionaires Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Mike Parkes
ItalienItalien Ludovico Scarfiotti
Ferrari 250 GTO/64 279
4 GT 3.0 24 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich David Piper Racing Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich David Piper
Sudafrika 1961 Tony Maggs
Ferrari 250 GTO 273
5 GT 2.0 44 Argentinien Andrea Vianini Argentinien Andrea Vianini
Argentinien Nasif Estéfano
Porsche 904 GTS 273
6 GT 2.0 42 Deutschland Porsche System Deutschland Gerhard Koch
Deutschland Gerhard Mitter
Porsche 904 GTS 271
7 GT 2.0 39 NiederlandeNiederlande Racing Team Holland NiederlandeNiederlande Ben Pon
NiederlandeNiederlande Rob Slotemaker
Porsche 904 GTS 270
8 GT + 3.0 16 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Protheroe Cars Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Dick Protheroe
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John Coundley
Jaguar E-Type Lightweight 270
9 GT 3.0 28 Belgien Ecurie Francorchamps Belgien Lucien Bianchi
FrankreichFrankreich Pierre Dumay
Ferrari 250 GTO/64 269
10 GT 2.0 36 FrankreichFrankreich Auguste Veuillet FrankreichFrankreich Robert Buchet
FrankreichFrankreich Guy Ligier
Porsche 904 GTS 268
11 GT 3.0 26 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten N.A.R.T. Mexiko 1934 Pedro Rodríguez
ItalienItalien Nino Vaccarella
Ferrari 250 GTO/64 264
12 GT 2.0 38 Schweiz Scuderia Filipinetti Schweiz Herbert Müller
Schweiz André Knörr
Porsche 904 GTS 262
13 GT 2.0 37 FrankreichFrankreich Auguste Veuillet FrankreichFrankreich Annie Soisbault
Belgien Claude Dubois
Porsche 904 GTS 262
14 GT + 3.0 17 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter Sutcliffe Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter Sutcliffe
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich William Bradley
Jaguar E-Type Lightweight 261
15 GT 2.0 40 NiederlandeNiederlande Racing Team Holland NiederlandeNiederlande Henk van Zalinge
NiederlandeNiederlande David van Lennep
Porsche 904 GTS 260
16 GT 2.0 43 FrankreichFrankreich Jacques Dewez FrankreichFrankreich Jacques Dewez
FrankreichFrankreich Jean Kerguen
Porsche 904 GTS 250
17 GT 3.0 17 SchwedenSchweden Ulf Norinder Neuseeland Chris Amon
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jackie Stewart
Ferrari 250 GTO 248
18 P 1.3 51 FrankreichFrankreich Automobiles Alpine FrankreichFrankreich Roger Delageneste
Irland Henry Morrogh
Alpine M64 241
19 P 1.3 50 FrankreichFrankreich Automobiles Alpine FrankreichFrankreich José Rosinski
FrankreichFrankreich Henri Grandsire
Alpine M64 239
20 P 1.3 49 FrankreichFrankreich Automobiles Alpine Belgien Mauro Bianchi
FrankreichFrankreich Jean Vinatier
Alpine M64 218
Ausgefallen
21 P 2.0 33 Deutschland Porsche System Deutschland Edgar Barth
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Colin Davis
Porsche 904/8 52
22 P + 3.0 2 ItalienItalien Bizzarrini Belgien Pierre Noblet
Schweiz Edgar Berney
Iso Grifo A3C
23 P + 3.0 3 FrankreichFrankreich John Simone FrankreichFrankreich Maurice Trintignant
FrankreichFrankreich André Simon
Maserati Tipo 151/3
24 P + 3.0 4 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Ford Division Neuseeland Bruce McLaren
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Phil Hill
Ford GT40
25 P + 3.0 5 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Ford Division Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Richie Ginther
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Masten Gregory
Ford GT40
26 P + 3.0 6 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Ford Division Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Richard Attwood
FrankreichFrankreich Jo Schlesser
Ford GT40
27 P + 3.0 9 Belgien Ecurie Francorchamps Belgien Gérard Langlois van Ophem
Belgien Jean Blaton
Ferrari 250LM
28 GT + 3.0 14 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Shelby American Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Innes Ireland
Deutschland Jochen Neerpasch
Shelby Cobra Daytona Coupe
29 GT + 3.0 15 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Shelby American Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Dan Gurney
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Bob Bondurant
Shelby Cobra Daytona Coupe
30 GT 3.0 27 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten N.A.R.T. Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Bob Grossman
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Skip Hudson
Ferrari 250 GTO/64
31 GT 2.0 41 Schweiz Heinz Schiller Schweiz Joseph Siffert
Schweiz Heinz Schiller
Porsche 904 GTS
32 GT 2.0 46 Schweiz Wicky Racing Team FrankreichFrankreich Bernard Collomb
Schweiz André Wicky
Lotus Elan
33 P 1.3 52 FrankreichFrankreich Automobiles Alpine FrankreichFrankreich Philippe Vidal
ItalienItalien Jacques Maglia
Alpine M63
34 P 1.3 53 FrankreichFrankreich Automobiles René Bonnet FrankreichFrankreich Jean-Pierre Beltoise
FrankreichFrankreich Gérard Laureau
René Bonnet Djet
35 P 1.3 54 FrankreichFrankreich Automobiles René Bonnet FrankreichFrankreich Robert Bouharde
FrankreichFrankreich Jean Vinatier
FrankreichFrankreich Eric Offenstadt
René Bonnet Aérodjet
36 GT 1.3 56 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Standard Triumph FrankreichFrankreich Jean-François Piot
FrankreichFrankreich Alain Bertaut
Triumph Spitfire
37 GT 1.3 60 FrankreichFrankreich Automobiles René Bonnet FrankreichFrankreich Philippe Farjon
FrankreichFrankreich Serge Lelong
René Bonnet Djet
Nicht gestartet
38 P 3.0 22 ItalienItalien A.T.S. Francis Portugal Mário Cabral
ItalienItalien Teodoro Zeccoli
ATS 2500 GT 1

1 Unfall bei der Anreise

Nur in der Meldeliste

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Hier finden sich Teams, Fahrer und Fahrzeuge, die ursprünglich für das Rennen gemeldet waren, aber aus den unterschiedlichsten Gründen daran nicht teilnahmen.

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Chassis
39 P 2.0 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Ian Walker Lotus Elan 26R
40 GT + 3.0 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich A.C. Cars AC Cobra Coupe
41 P + 3.0 1 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Shelby American Inc. Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Dan Gurney
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Bob Bondurant
Shelby Cobra
42 P + 3.0 10 OsterreichÖsterreich Köchert ItalienItalien Umberto Maglioli
OsterreichÖsterreich Jochen Rindt
Ferrari 250LM
43 GT 2.0 43 FrankreichFrankreich Royal Elysées FrankreichFrankreich René Richard
FrankreichFrankreich Pierre Gelé
Lotus Elan
44 GT 2.0 47 Belgien Equipe Nationale Belge Lotus Belgien Henri Quernette
Belgien Georges Hacquin
Lotus Elan
45 P 1.3 55 FrankreichFrankreich Automobiles René Bonnet FrankreichFrankreich Jacques Bigrat
FrankreichFrankreich R. Verdier
René Bonnet Djet
46 GT 1.3 61 FrankreichFrankreich Automobiles René Bonnet FrankreichFrankreich Roland Charrière
FrankreichFrankreich Pierre Monneret
René Bonnet Djet
Klasse Fahrer Fahrer Fahrzeug Platzierung im Gesamtklassement
P + 3.0 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Graham Hill SchwedenSchweden Joakim Bonnier Ferrari 250LM Gesamtsieg
P 2.0 kein Teilnehmer im Ziel
P 1.3 FrankreichFrankreich Roger Delageneste Irland Henry Morrogh Alpine M64 Rang 18
GT + 3.0 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Dick Protheroe Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John Coundley Jaguar E-Type Lightweight Rang 8
GT 3.0 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Mike Parkes ItalienItalien Ludovico Scarfiotti Ferrari 250 GTO/64 Rang 3
GT 2.0 Argentinien Andrea Vianini Argentinien Nasif Estéfano Porsche 904 GTS Rang 5
GT 1.3 kein Teilnehmer im Ziel
  • Gemeldet: 46
  • Gestartet: 37
  • Gewertet: 20
  • Rennklassen: 7
  • Zuschauer: unbekannt
  • Wetter am Renntag: warm und trocken
  • Streckenlänge: 8,301 km
  • Fahrzeit des Siegerteams: 12:00:00,000 Stunden
  • Gesamtrunden des Siegerteams: 296
  • Gesamtdistanz des Siegerteams: 2448,933 km
  • Siegerschnitt: 204,078 km/h
  • Pole Position: John Surtees – Ferrari 250LM (# 8) – 2:19,200 = 214,681 km/h
  • Schnellste Rennrunde: Graham Hill – Ferrari 250LM (#7) – 2:19,200 = 214,681 km/h
  • Rennserie: 10. Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1964
  • Peter Higham: The Guinness Guide to International Motor Racing. A complete Reference from Formula 1 to Touring Car. Guinness Publishing Ltd., London 1995, ISBN 0-85112-642-1.
Vorgängerrennen
24-Stunden-Rennen von Le Mans 1964
Sportwagen-Weltmeisterschaft Nachfolgerennen
Bergrennen Freiburg-Schauinsland 1964