Bettina Flitner – Wikipedia

Bettina Flitner (* 29. Oktober 1961 in Köln) ist eine deutsche Fotografin und Autorin.

Bettina Flitner ist mittig stehend in Galerieräumen zu sehen. Sie steht nach rechts gewandt im Gespräch, die Hände auf Höhe der Körpermitte haltend. Sie trägt einen schwarzen langärmligen Pullover. Um den Hals trägt sie einen Schal, der abwechselnd, schwarz, grau und dunkelgrün und mehrfach um ihren Hals gebunden ist und dessen Ende aus einem Knoten raushängt. Sie hat kurzes dunkelblondes, zerzaustes Haar.
Bettina Flitner, 2015

Bettina Flitner wurde 1961 in Köln geboren. Sie ist die Tochter von Hugbert Flitner und die Enkelin von Wilhelm Flitner.[1] Sie machte eine Ausbildung zur Cutterin beim WDR und studierte von 1986 bis 1992 an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin.[2] Für ihr filmisches und fotografisches Werk erhielt sie zahlreiche Preise.[3][4]

Seit 1989 arbeitet sie als Fotografin;[2] seit 1992 ist sie Mitglied der Kölner Fotografenagentur laif.[5][6] Im Juni 2018 heiratete sie die Journalistin Alice Schwarzer.[7][8] Sie lebt und arbeitet in Köln und Berlin.

Flitners künstlerische Arbeiten haben oft einen seriellen Charakter und kombinieren Bild und Text, meist Zitate der Porträtierten. So ihre Reportage aus dem Niemandsland, die Fotoserie über den Mauerfall 1989, zu der sie Menschen aus Ost und West nach ihrer Befindlichkeit befragte. Oder die Arbeit Nachbarn über die Ausschreitungen von Hoyerswerda und die Trilogie Mein Herz. Mein Feind. Mein Denkmal aus den Jahren 1992 bis 1995. „Lebende Bilder voller Poesie, eine seltene Balance zwischen Pathos und Normalität. Bilder und Sätze, die den Betrachter hypnotisieren“, schrieb das Zeit-Magazin.[9]

Bettina Flitner arbeitet zwischen dokumentarischem Journalismus und inszenierter Fiktion. Immer stehen dabei die Menschen im Mittelpunkt. Wegweisend innovativ waren Flitners frühe Installationen im öffentlichen Raum, mit denen sie „seit den 1990er Jahren den Kunstbetrieb infiltriert und seine Grenzen sprengt.“.[10] Ihre preisgekrönte Arbeit Ich bin stolz, ein Rechter zu sein über rechtsradikale Jugendliche, die sie auf der ART Cologne 2001 als Rauminstallation inszenierte, hat kontroverse Diskussionen ausgelöst. „Aus den Bildern spricht genau das, was Hannah Arendt vor Jahrzehnten die ‚Banalität des Bösen‘ nannte“, lautete die Begründung der Jury der „Rückblende 2000“ für den Sonderpreis für politische Fotografie.[11]

2004 erschien Bettina Flitners Porträtband Frauen mit Visionen. Sie hat dafür Europa bereist und Frauen, die den Kontinent über ihr eigenes Land hinaus geprägt haben, porträtiert, darunter Staatschefinnen, Menschenrechtlerinnen, Künstlerinnen und Schriftstellerinnen. „Bettina Flitner, ihr Name gilt schon seit langem als ein Markenzeichen für eigenwillige Foto-Konzepte, die oftmals einen dokumentarischen Charakter haben, aber meist ganz persönliche Geschichten erzählen. [...] Behutsam spielt Flitner mit Kontrasten. Nie wirken jene Bilder komponiert oder aufgesetzt. Es scheint fast so, als sei sie wie durch ein durchsichtiges Band auf magische Weise mit den Persönlichkeiten verbunden“, urteilte die Süddeutsche Zeitung.[12]

Die Ausstellung, die sie gemeinsam mit der Architektin Dörte Gatermann konzipierte, tourte durch Europa. Das Porträtieren weiblicher Vorbilder setzte Flitner mit ihrer Arbeit Frauen, die forschen fort, für die sie 25 deutsche Spitzenforscherinnen fotografierte. Auch diese Porträts touren als Ausstellung. 2005 erhielt sie den Fotopreis der Michael Horbach Stiftung.[13]

2022 veröffentlichte Bettina Flitner ihr erstes literarisches Buch, Meine Schwester. Darin geht es um ihre Kindheit und den Suizid ihrer älteren Schwester. Andreas Platthaus äußerte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „So ist das Schreckliche durchschossen vom Witzigen, und im höchstpersönlichen Einzelfall steckt auch ein Soziogramm der bundesrepublikanischen Gesellschaft der Sechziger und Siebziger. Vor allem aber ist das Buch mitreißend geschrieben, ohne aufgesetzt emotional zu sein.“[14] Für Elke Heidenreich in der Süddeutschen Zeitung hat das Erstlingsbuch „Wucht und Zartheit, Emotion und Intelligenz, das Schöne, das Schreckliche, das ganze Leben fächert sich auf, und das in einer Sprache, die immer durchscheinend bleibt, schwebend“.[15] Brigitte Siebrasse von der Zeitschrift Virginia attestierte Flitner eine virtuose Technik des Verzahnens, mit der sie die Suche nach Spuren in Vergangenheit und Gegenwart darstelle.[16]

Politisches Engagement

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Im Februar 2023 war Flitner Erstunterzeichnerin der von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierten Petition Manifest für Frieden, die im Zuge des Russischen Überfalls auf die Ukraine zu Diplomatie und Verhandlungen aufruft, und gegen „eskalierende Waffenlieferungen“.[17]

Ausstellungen (Auswahl)

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Einzelausstellungen

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  • 1990: Fotogalerie am Helsingforser Platz, Berlin
  • 1991: Elefanten-Press Galerie, Berlin
  • 1992: Grauwert-Galerie, Hamburg
  • 1993: Melkweg Galerie, Amsterdam
  • 1994: Mein Denkmal, Fotoinstallation auf dem Josef-Haubrich-Hof, Köln
  • 1995: Fotoforum, Luzern
  • 1996: Der Rächer von Dresden zum Festival Theater der Welt, Dresden
  • 1997: Fotoinstallationen im Stadtzentrum; Potsdam, Köln, Bern, Hamburg
  • 1998: Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen
  • 1999: Galerie von Loeper, Hamburg
  • 2001: ART Cologne, Förderkoje für junge KünstlerInnen, Galerie von Loeper
  • 2002: Museum für Kommunikation Berlin
  • 2003: ART Cologne, Galerie von Loeper
  • 2004: Swiss Re, München
  • 2005: Tampere Art Museum, Tampere (Finnland)
  • 2005: Galerie 6811, forum junge kunst
  • 2005: Stadthaus Ulm
  • 2007: Biblioteca National, Madrid
  • 2008: Visual Gallery, Photokina
  • 2009: Urania, Berlin
  • 2011: Galerie Zellermayer, Berlin
  • 2011: Die Staatsbibliothek und ich, Staatsbibliothek zu Berlin – SPK
  • 2011: Muscarelle Museum of Art, Williamsburg (USA)
  • 2012: Galerie Zellermayer, Berlin
  • 2013: Kunstverein Sundern
  • 2014: Was ist die DDR für dich? Kulturhaus Mestlin
  • 2014: Freier, laif Fotogalerie, Köln
  • 2014: Reportage aus dem Niemandsland, Galerie Raab, Berlin
  • 2015: Flucht, Asyl, Protest? Wir müssen reden!, Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
  • 2015: Face to Face, Werkschau mit Fotoessays aus 25 Jahren, Michael Horbach Stiftung, Köln
  • 2016: Reportage aus dem Niemandsland, Leica Galerie, Hamburg
  • 2019: Hexenjagd Heute, Anna Göldi Museum, Ennenda (Schweiz)
  • 2021: Hexenjagd Heute, Liechtensteinisches Landesmuseum
  • 2022: Niemandsland und Musterdorf, Zeitgeschichtliches Forum Leipzig

Gruppenausstellungen

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  • 1991: Krieg für Frieden Elefanten-Press Galerie, Berlin
  • 1993: Sie nennen es Liebe Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin
  • 1995: Passagen Galerie Tammen und Busch, Berlin
  • 1996: Museum of Contemporary Art, Antwerpen
  • 1997: Haus der Geschichte, Bonn
  • 1998: KölnKunst 5, Kunsthalle Köln
  • 1999: ART Cologne, Galerie von Loeper
  • 2003: wonderlands, Museum Küppersmühle Sammlung Grothe
  • 2006: Am Strom, Galerie Heinz Holtmann, Köln
  • 2008: Positionen der Fotografie Heute II, Galerie Holtmann
  • 2008: Die Welt im Umbruch, Deutsches Historisches Museum Berlin
  • Junger Bildjournalismus der neunziger Jahre
  • 2008: FSMGallery Fondazione Studio Marangoni
  • 2008: Positionen der Fotografie Heute II
  • 2009: Fotofestival Lodz
  • 2009: Kunstzentrum Nei Liicht, Galeries Dudelange, Luxembourg
  • 2010: Wendezeiten[18]
  • 2016: Aufbrüche – Bilder aus Deutschland, Willy Brandt Haus Berlin
  • 2016: Sex for Sale, mit Yoshiko Kusano und Roland Iselin, photobastei, Zürich,
  • 2022: 40 Jahre laif, MAKK, Köln
  • Ich, Kurzspielfilm, 1988.
  • Das Fest, Dokumentarfilm, WDR 1989.
  • Aktenzeichen xx-ungelöst, RTL 1991.
  • Mein Feind, Dokumentarfilm, 1994.
  • Die Ministerin, Dokumentarfilm, WDR 1999.

Preise (Auswahl)

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  • 1988: Förderpreis der Deutschen Filmkritik für den Film „Ich“
  • 1988: Preis des Oberhausener Manifests für den Film „Ich“
  • 1991: Preis für jungen Bildjournalismus, von Agfa/Bilderberg
  • 1993: Chargesheimer Stipendium der Stadt Köln
  • 1994/95: Für den Film Mein Feind:
Prix du public Festival Films des femmes, Paris
Prix de la mise en scène Festival Henri Langlois, Paris
Preis der Jury Festival Internazionale, Turin
Preis der Jury 24. Internationalen Studentenfilmtage, Potsdam
  • Vivien Gröning, Kirsten Sass: WOMAN@WORK Wege nach dem Abi – Wie FRAU heute Karriere macht. 22 Interviews mit erfolgreichen Frauen. Renningen 2014, ISBN 978-3-8169-3237-6. (Interview mit Bettina Flitner)

Filme über Bettina Flitner

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  • „Fotos wie ein Film in Kopf“ Autorin: Sabine Stadtmueller, WDR, 1992, 29 Min
  • „Durch das Auge ins Herz“, Autor: Carsten Hueck, Deutsche Welle, 2002, 26 Min.
  • „Viva femmes - vous avez dit femmes“ Autor: Raphael Engel, Television Suisse, 1999, 12 Min.
  • „Kurzporträt über Bettina Flitner“, Autorin: Astrid Heinrich Sendung, West.Art, WDR, 2004, 3 Min.
  • „Aus unserer Mitte“, Sendung West.Art, WDR, 2008, 5 Min.
  • „Mit Zorn und Zärtlichkeit“, Autoren: Rita Döbbe und Jan Frerichs, ZDF, 2008, 30 Min.
  • „Bettina Flitner und die Fuji 100 F“, Autor: David Klammer, 2019, 4 Min.
Commons: Bettina Flitner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bettina Flitner: Meine Schwester. Köln 2022.
  2. a b Bettina Flitner | Bilder & Fotos bei LUMAS ✓. Abgerufen am 20. März 2022.
  3. laif Agentur für Photos und Reportagen. 12. März 2019, abgerufen am 20. März 2022 (deutsch).
  4. Bettina Flitner 2005 - Michael Horbach Stiftung. Abgerufen am 20. März 2022.
  5. Vortrag: laif-Fotografin Bettina Flitner beim OpenTable in Köln. In: BVPA - Bundesverband professioneller Bildanbieter. 5. März 2020, abgerufen am 20. März 2022 (deutsch).
  6. laif Agentur für Photos und Reportagen. 12. März 2019, abgerufen am 20. März 2022.
  7. FAZ.net vom 7. Juni 2018 - Alice Schwarzer hat ihre Lebensgefährtin geheiratet (Memento vom 7. Juni 2018 im Internet Archive)
  8. Feministin: Alice Schwarzer hat geheiratet. In: Spiegel Online. 7. Juni 2018 (spiegel.de [abgerufen am 9. Juni 2018]).
  9. Zeit-Magazin, 26. Juni 1996.
  10. Klaus Honnef im Vorwort des Buches Mitten ins Herz von Bettina Flitner, Edition Braus, 1998.
  11. Katalog der Rückblende 2000, S. 5.
  12. Süddeutsche Zeitung, 30. Juli 2004.
  13. Andreas Platthaus: Fotografie von Bettina Flitner: Denkmalwürdig, denkmalwitzig. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 20. März 2022]).
  14. Andreas Platthaus: Buchrezension: Am Tag des Todes. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 21. Dezember 2022]).
  15. Süddeutsche Zeitung: Bettina Flitners „Meine Schwester“. Rezension. Abgerufen am 21. Dezember 2022.
  16. Brigitte Siebrasse: Eine Familie im Katastrophenmodus (Rezension). In: Virginia. Zeitschrift für Frauenbuchkritik. Nr. 71, 2022, S. 14.
  17. Change.org: Manifest für Frieden (Memento vom 24. Februar 2023 im Internet Archive)
  18. Galerie Zellermayer