Kurt Hessenberg – Wikipedia
Kurt Hessenberg (* 17. August 1908 in Frankfurt am Main; † 17. Juni 1994 ebenda) war ein deutscher Komponist und Professor für Komposition an der Frankfurter Musikhochschule.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kurt Hessenberg war das vierte Kind des Frankfurter Rechtsanwalts Eduard Hessenberg und der Emma Kugler. Der Vater seiner Großmutter Antonie Caroline Hoffmann war der Arzt Heinrich Hoffmann, der Schöpfer des Struwwelpeters, Hessenberg wurde später Gründungs- und Vorstandsmitglied der Heinrich-Hoffmann-Gesellschaft.
Hessenberg erhielt 1917 Klavierstunden am Hoch’schen Konservatorium, in die Grundzüge der Harmonielehre wurde er 1923 in einigen Privatstunden von dem Organisten Karl Breidenstein eingeführt. Nach dem Abitur ging Hessenberg zum Studium nach Leipzig, wo er von 1927 bis 1931 am Landeskonservatorium Komposition und Klavier studierte. Zu seinen Lehrern gehörten Robert Teichmüller (Klavier) und Günter Raphael (Komposition). 1933 wurde er als Theorielehrer an das Hoch’sche Konservatorium berufen. Am 2. Februar 1942 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1. April desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 8.829.724).[1][2][3] In der Endphase des Zweiten Weltkriegs wurde er im August 1944 von Hitler auf die Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Komponisten gesetzt, was ihn vor einem Kriegseinsatz bewahrte.[2]
1953 wurde er Professor für Komposition an der Frankfurter Musikhochschule, der späteren Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, an der er bis zu seiner Pensionierung 1973 unterrichtete.[4]
Hessenberg gehört zu den wichtigsten Vertretern der evangelischen Kirchenmusik im 20. Jahrhundert. Gemeinsam mit Zeitgenossen wie Hugo Distler oder Ernst Pepping regte er eine durchgreifende Erneuerung der evangelischen Kirchenmusik an. Zu Hessenbergs bekannt gewordenen Schülern zählen Hans Zender und Peter Cahn.
Seine Tochter ist die Schauspielerin Monika Hessenberg, seine Enkelin die Schauspielerin Nina Weniger.
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Klavier
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- op. 1 Inventionen (1930)
- op. 2 Variationen über ein Weihnachtslied (Manuskript) (1930)
- op. 6 Capriccio (Manuskript) (1933)
- op. 12 Sieben kleine Klavierstücke (1935/36)
- op. 17 Sonatine (1937)
- op. 19 Fantasie für 2 Klaviere (1938)
- op. 24 Kleine Hausmusik/14 Bagatellen (1943)
Kammermusik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- op. 4 Sonate, für Flöte und Klavier (1932)
- op. 8 Streichquartett Nr. 1 (1934)
- op. 13 Divertimento, für Violine und Klavier (1936)
- op. 16 Streichquartett Nr. 2 (1937)
- op. 23 Sonate, für Cello und Klavier (1941) in C-Dur (Leo Koscielny gewidmet)[5][6][7]
- op. 35 Sonate, für Violine und Klavier (1942)
- op. 26 Trio, für 2 Violinen und Klavier (1942)
- op. 10 Quartett, für Klavier, Violine, Viola und Cello (1935)
Orgel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Op. 5 Partita über den Choral "An Wasserflüssen Babylon" (Manuskript) (1933)
- op.43/1 Choralpartita "Von Gott will ich nicht lassen" (1947/48)
- op.43/2 Choralpartita "O Welt, ich muß dich lassen" für Orgelpositiv (1948)
- op.56 Triosonate in B (1951)
- op.63/1 Präludium und Fuge (1952)
- op.63/2 Toccata, Fuge und Ciacona (1952)
- op.66 Fantasie über "Sonne der Gerechtigkeit" (1956)
- Op. 115 Fantasia „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“ (1982)
Orchester
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Op. 3 Kammerkonzert, für Cembalo und Streichorchester (Manuskript) (1931)
- Op. 7 ‘’Struwelpetersuite’’, fünf Tanzburlesken für kleines Orchester (1933)
- Op. 11 Sinfonie Nr. 1 (1936)
- Op. 14 Kleine Suite (1936)
- Op. 18 Concerto Grosso (1938)
- Op. 20 Suite zu Shakespeare’s “der Sturm” (1939)
- Op. 21 Klavierkonzert (1940)
- Op. 29 Sinfonie Nr. 2 (1943)
Vokalwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Op. 9 Choralkantate für Sopr.-, Alt-solo Chor und Orchester mit Orgel (1935)
- Op. 15 ‘’Wunderhornlieder’’, für Sopran und Klavier oder Orchester (1937)
- Op. 28 5 Heitere Lieder für Chor a cappella (1944)
- Op. 22 “Fiedellieder”, Kantate für Tenor, Chor und Orchester (1940)
- Op. 27 Weihnachtskantate, Sopr-, Alt-solo, Chor und kleines Orchester mit Orgel (1942/43)
- Op. 32 10 Lieder für mittlere Stimme, Klavier, Violine und Viola
- Op. 33 Der Tag, der ist so freudenreich, alte Advents- und Weihnachtslieder, Singstimme und Klavier mit Alt-Blockflöte (oder anderen Melodie-Instrumenten)
- Op. 37 2 Motetten, 37/1 O Herr, mache mich zu deinem Werkzeug des Friedens, gemischter Chor (SSATBB) a cappella
- Op. 41 4 geistliche Lieder durch die Tageszeiten, gemischter Chor
- Op. 46 Motette; „Das sagt, der Amen heißt“ (Offenbarung 3, 14–21), gemischter Chor
- Op. 49 „Der Struwwelpeter, Petrulus hirrutus“, Kinderchor oder Jugendchor, 2 Flöten, Streichorchester und Klavier, Schlagzeug ad libitum
- Op. 55 Sechs Geistliche Lieder nach Worten von Albrecht Goes für vierstimmigen Chor a cappella
- Op. 59 Drei Chöre, Männerchor
- Op. 81 4 Gedichte gemischter Chor
- Op. 87 Motette (Der 126. Psalm), „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird“, gemischter Chor
- Op. 93 2 Choralmotetten, gemischter Chor
- Op. 103 Passionsmusik nach dem Evangelisten Lukas, für Solostimmen, gem. Chor und Orchester (1977)
- Op. 113 Messe, für 4 Solostimmen, gem. Chor und Orchester (1981–82)
- Op. 118 Christus, der uns selig macht, Passionsmotette, Chorvariationen mit Fuge, gemischter Chor
- ohne Opus-angaben
- 2 Abendlieder, gemischter Chor
- 5 alte Volkslieder, gemischter Chor
Bühnenwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Op. 20b Bühnenmusik zu Shakespeares „der Sturm“ (Manuskript) (1938)
- Op. 75 „Der gestreifte Gast“: Heitere Oper in einem Vorspiel und 3 Akten (1961/62 und später)
Auszeichnungen und Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1940: Nationaler Kompositionspreis
- 1951: Robert-Schumann-Preis der Stadt Düsseldorf
- 1973: Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main
- 1979: Goethe-Plakette des Landes Hessen[8]
- 1989: Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland Erster Klasse[9]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Werkverzeichnis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kurt Hessenberg: Werkverzeichnis Kurt Hessenberg. In: Peter Cahn (Hrsg.): Kurt Hessenberg: Beiträge zu Leben und Werk. Schott, Mainz u. a. 1990, S. 119–161.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Albrecht, Christoph: „… weil ich die Möglichkeiten der Tonalität noch nicht für erschöpft halte“: Kurt Hessenberg (geboren 17.8.1908). In: Ulrich von Brück (Hrsg.): Credo musicale: Komponistenportraits aus der Arbeit des Dresdener Kreuzchores. Festgabe zum 80. Geburtstag des Nationalpreisträgers Kreuzkantor Professor D. Dr. h. c. Rudolf Mauersberger. Bärenreiter, Kassel/Basel 1969, S. 165–175.
- Peter Cahn (Hrsg.): Kurt Hessenberg: Beiträge zu Leben und Werk. Schott, Mainz u. a. 1990.
- Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s Who. 32. Auflage. Schmidt-Römhild, Lübeck 1993.
- Kurt Hessenberg: Kleine Selbstbiographie. In: Peter Cahn (Hrsg.): Kurt Hessenberg: Beiträge zu Leben und Werk. Schott, Mainz u. a. 1990, S. 9–33.
- Karl Laux: Kurt Hessenberg. In: Musik und Musiker der Gegenwart. Band 1: Deutschland. Spael, Essen 1949, S. 117–126 (Mit Portraitzeichnung von Kurt Weinhold).
- Rainer Mohrs: Die Orgelwerke von Kurt Hessenberg: Gedanken zur Ästhetik und zum historischen Umfeld seiner Orgelmusik. In: Peter Cahn: Kurt Hessenberg: Beiträge zu Leben und Werk. Mainz 1990, S. 105–117.
- Rainer Mohrs: Hessenberg, Kurt. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Personenteil Bd. 8. Bärenreiter / Metzler, Kassel u. a; /Stuttgart/Weimar 2002, Sp. 1484–1486.
- Rainer Mohrs: Aufs Pult gelegt: Kurt Hessenbergs Motette „O Herr, Mache mich zum Werkzeug deines Friedens“. In: Musica sacra, 136, 2016, S. 90–95.
- Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 3144–3146. online
- Otto Riemer: Unausgeschöpfte Tonalität: Gedanken zum Schaffen von Kurt Hessenberg. In: Musica. Band 7, 1953, S. 56–60.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Werke von und über Kurt Hessenberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Internetauftritt über Kurt Hessenberg (Biographie, Bibliographie, Diskographie, Links)
- Komponisten-Portrait des Thiasos Verlag (einleitender Text von Wolfgang Mechsner, tabellarischer Lebenslauf, Werkverzeichnis (nur Werke mit Opuszahl))
- Hessenberg, Kurt. Hessische Biografie. (Stand: 17. Juni 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Hessenberg, Kurt im Frankfurter Personenlexikon
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/15410797
- ↑ a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 242.
- ↑ Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 3144
- ↑ Der Lebenslauf stützt sich weitgehend auf die in den 1980er Jahren von Hessenberg selbst verfasste „Kleine Selbstbiographie“ (Hessenberg 1990), das Todesdatum stammt aus Mohrs 2002.
- ↑ nach: Wort und Tat. Internationale Monatsschrift. Innsbruck u. a. Nr. 7–10, 1947, Seite 159
- ↑ Schott, Frankfurt ISMN: 979-0-001-04489-9
- ↑ UA: Hamburg, 1942 – Rudolf Metzmacher (Violoncello), Kurt Hessenberg (Klavier)
- ↑ Die Aufzählung stützt sich auf Habel 1993, 556.
- ↑ Verleihung von Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland vom 7. März 1990. In: Der Hessische Ministerpräsident (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1990 Nr. 13, S. 542, Punkt 281 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 7,3 MB]).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hessenberg, Kurt |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Komponist und Musikpädagoge |
GEBURTSDATUM | 17. August 1908 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 17. Juni 1994 |
STERBEORT | Frankfurt am Main |