Englisberg – Wikipedia

Englisberg
Wappen von Englisberg
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Bern Bern (BE)
Verwaltungskreis: Bern-Mittellandw
Einwohnergemeinde: Wald BEi2
Postleitzahl: 3086
frühere BFS-Nr.: 0864
Koordinaten: 602292 / 194050Koordinaten: 46° 53′ 51″ N, 7° 28′ 7″ O; CH1903: 602292 / 194050
Höhe: 815 m ü. M.
Fläche: 4,35 km²
Einwohner: 377 (2000)
Einwohnerdichte: 87 Einw. pro km²
Website: www.wald-be.ch
Südwestliche Blickrichtung
Südwestliche Blickrichtung
Karte
Englisberg (Schweiz)
Englisberg (Schweiz)
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Gemeindestand vor der Fusion am 1. Januar 2004

Englisberg ist eine ehemalige politische Gemeinde in der Gemeinde Wald BE im Verwaltungskreis Bern-Mittelland des Kantons Bern.

Das Dorf Englisberg gehörte ursprünglich wohl dem gleichnamigen, in Bern und Freiburg ansässigen Adelsgeschlecht von Englisberg, welches seit Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1166 Endlisperc) urkundlich nachweisbar ist. Seit dem 13. Jahrhundert ist auch eine Burg urkundlich nachweisbar, die aber bereits im angehenden 14. Jahrhundert aufgegeben wurde und allmählich zerfiel. Deren Reste sollen laut zeitgenössischen Augenzeugenberichten noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts existiert haben, bevor diese gänzlich von den ortsansässigen Bauern zum Zweck der Beschaffung von Baumaterial abgetragen wurden. Im 14. Jahrhundert sind Johannes Bröwo[1] und Peter ab der Furen[2] als Landbesitzer in Englisberg nachgewiesen. Englisberg gehörte kirchenrechtlich ursprünglich zu Belp. Seit dem Bau der Kirche Zimmerwald 1699 bildete Englisberg zusammen mit Obermuhlern und Niedermuhlern das neue Kirchspiel Zimmerwald. Im 16. Jahrhundert erwarben einheimische Bauern die Herrschaftsrechte von Englisberg und damit eine gewisse Autonomie. Aus ihren Reihen wurde auch der jeweilige Gerichtsherr gewählt. Die Graffenried von Kehrsatz besassen 1773 einen Viertel der Herrschaft. Diese gingen 1774 käuflich an Beat Emanuel von Tscharner (Lohn). Wirtschaftlich sicherten sich die Englisberger bereits im Jahre 1649 mit dem Loskauf der Zehntpflicht ihre Unabhängigkeit, welche das Aufblühen mehrerer begüteter Bauerndynastien erzeugte. Hochgerichtlich gehörte Englisberg bis 1798 zum Landgericht Seftigen. Englisberg zählte 1764: 223 Einwohner, 1850: 275, 1900: 567, 1950: 564 und 2000: noch 214. Die relativ hohe Bevölkerungszahl ab 1900 ist auf die Miteinbeziehung der Heiminsassen des 1890 bis 1892 in Kühlewil erbauten stadtbernischen Alters- und Pflegeheimes zurückzuführen. Seit 1996 zählen diese jedoch steuerrechtlich als Einwohner der Stadt Bern. Die alteingesessenen, landbesitzenden Geschlechter von Englisberg sind die Familien Balsiger, Guggisberg,[3] Hosmann, Hossmann, Streit und Zimmermann, zum Teil bis zurück ins 15. Jahrhundert dokumentierbar. Verkehrsmässig ist Englisberg mit der Postautolinie Bern-Riggisberg erschlossen. Am 1. Januar 2004 fusionierte Englisberg mit der Nachbargemeinde Zimmerwald zur neubenannten Gemeinde Wald BE.

Trotz des überproportionalen Dienstleistungssektors (Alters- und Pflegeheim Kühlewil als grösster Arbeitgeber der Gemeinde) spielt die Landwirtschaft mit 11 aktiven Betrieben unter Teilnahme von über 40 % der Bevölkerung nach wie vor eine grosse Rolle in Englisberg. 253 ha oder 58,8 % der Gesamtfläche stehen unter landwirtschaftlicher Nutzung. Im Jahre 1890 begann der Neubau des stadtbernischen Alters- und Pflegeheimes Kühlewil, mit eigenem landwirtschaftlichen Gutsbetrieb. Von 1982 bis 1988 wurde der Altbau saniert und ein Neubau errichtet. Das Alters- und Pflegeheim Kühlewil stellt den grössten Arbeitgeber der Gegend und bewirkt eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Zupendlern. Im Industrie- und Gewerbebereich ist Englisberg stark mit dem Nachbarort Zimmerwald verbunden. Es bestehen diverse Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe, wie Holzbau, Käserei, Karateschule, Lebensmittelgeschäft, Metallbau/Schlosserei, Podologie-Praxis usw. Zusätzlich werden Ferien auf dem Bauernhof angeboten.

Sehenswürdigkeiten

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Herrschaft Englisberg:

  • Johann Jacob Leu: Allgemeines Helvetisches, Eydgenössisches, Oder Schweitzerisches Lexicon. Zürich (1746–1765).
  • Heinrich Albert Jahn: Der Kanton Bern. Bern 1783.
  • Ludwig F. König: Historische, geographische und physikalische Beschreybung des Schweizerlandes. Band 2. Bern 1853.
  • Anonymus: Fontes Rerum Bernensium. Bern’s Geschichtsquellen. Hrsg.: Kanton Bern. Band 1–10. Bern (1883–1956).
  • Charles Knapp, Maurice Borel, Victor Attinger, Heinrich Brunner, Société neuchâteloise de géographie (Hrsg.): Geographisches Lexikon der Schweiz. Band 2: Emmenholz – Kraialppass. Verlag Gebrüder Attinger, Neuenburg 1904, S. 25  f., Stichwort Englisberg  (Scan der Lexikon-Seite).
  • Heimatkunde des Amtes Seftigen. Bern 1906.
  • Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 3. Neuchâtel 1927.
  • Daniel Guggisberg: Feuerstättenzählung 1558 in der Kirchgemeinde Belp. In: Mitteilungen der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft Bern. Band 19, 2000, S. 14–27.
  • Fritz Brönnimann-Glaser: Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Längenberges, Wie entstand unsere Gemeinde. Hrsg.: Gemeinde Zimmerwald. 1 u. 2, 1988.
  • Gottlieb Rellstab: Aus Belps Vergangenheit. Belp 1898, doi:10.3931/e-rara-28860.
  • Heinz Weilenmann: Die Herrschaft Englisberg. In: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde. Bern 1961 (e-periodica.ch).
  • Daniel Guggisberg: Gebäudeinschriften. Bestandsaufnahme von Englisberg, 2002 (Manuskript).
  • Gottlieb Gruner: Versuch einer physisch-statistisch-ökonomischen Beschreibung der Gemeinde Wiegewohnt. Bern 1823 (Manuskript).
Commons: Englisberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. query.sta.be.ch
  2. query.sta.be.ch
  3. D. A. Guggisberg, 'Guggisberg Genealogien' Redondo Beach, Calif. c1999